Mülheim. Die Brüder Rolf und Peter heirateten vor 50 Jahren in Mülheim die Schwestern Angelika und Monika. Wie es zu der außergewöhnlichen Doppel-Ehe kam.
Eigentlich ist es Monika, genannt Moni, die an diesem Nachmittag im Jahr 1970 ihren Geburtstag feiert und zu Kaffee und Kuchen lädt. Dass ihre jüngere Schwester Angelika, kurz Geli, an diesem Tag aber viel nervöser ist, liegt an einem überraschenden Gast: Rolf. „Ich war sehr aufgeregt“, erinnert sich die heute 69-jährige Angelika zurück. So aufgeregt, dass sie beim Einschenken den Kaffee verschüttet und beim Servieren ein Stück Torte fallen lässt. „Ich habe mich schon gewundert, was denn mit ihr los ist“, sagt Schwester Monika (72).
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Der Überraschungsgast geht nämlich auf ihre Kappe, oder besser gesagt: auf die ihres damaligen Freundes und heutigen Ehemannes Peter. „Ich habe meinen Bruder Rolf gebeten, mich zum Geburtstag zu fahren“, erzählt er. Mit Moni ist Peter zu dieser Zeit frisch zusammen, und auch wenn es keine Kuppelei war – so bezeugt es das Ehepaar heute – verlieben sich auch Schwester Angelika und Bruder Rolf (75) ineinander.
Am Tag nach dem Geburtstag steht Rolf erneut vor der Tür der damals noch Gartermann-Schwestern. „Ich wollte die Reste vom Vorabend trinken“, scherzt der 75-Jährige. Stattdessen führt er Geli zum ersten Mal aus. Vielleicht ist es Schicksal, eine glückliche Fügung, vielleicht aber auch nur ein Zufall: Die beiden Geschwister- und Liebespaare – je nach Kombination – gehen seit jeher gemeinsam durchs Leben, bestreiten viele Meilensteine gemeinsam.
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Mülheimer Ehepaare sind auch Nachbarn
Nun also auch die Goldhochzeit: Vor 50 Jahren geben sich die zwei Pärchen am 4. November in der Immanuelkirche an der Kaiser-Wilhelm-Straße das Ja-Wort, seitdem tragen alle vier den Nachnamen van den Akker. „Eigentlich ist jeder ist erstaunt, wenn ich erzähle, dass meine Schwester und ich zwei Brüder geheiratet haben“, sagt Angelika. „Aber ich erzähle es immer sehr gerne.“ Mittlerweile leben die vier van den Akkers quasi Tür an Tür, Angelika und Rolf seit 1975 in Hausnummer elf und Monika und Peter seit 1976 in der Hausnummer sieben. „Als da was frei wurde, haben wir sofort gesagt: Nix wie hin da“, erzählt Monika. Beide Paare bekommen je ein Kind, Nicole und Sascha, „die Kinder sind hier im Hof gemeinsam groß geworden“, sagt Peter. Eine dritte Generationen gibt es mittlerweile auch: Monika und Peter haben ein Enkelkind (17) , Rolf und Angelika zwei (10 und 12). „Mit ihnen bleiben wir auf Zack“, sagt Angelika.
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Mülheimer Doppel-Goldhochzeit: „Wir sind sehr froh, dass wir uns haben“
Um sich fit zu halten – „wir sind im knackigen Alter“, so Rolf – gehen die Vier jeden Mittwochmorgen gemeinsam ins Schwimmbad, die Schwestern Geli und Moni walken mehrmals die Woche gemeinsam. Und auch ansonsten treffen sich die van den Akkers gerne mal für eine Fahrradtour, zum Kaffee oder auf einen netten Plausch, weit ist der Weg ja nicht. „Wir sind sehr froh, dass wir uns haben“, sagt Angelika. „Das gibt einem schon eine gewisse Sicherheit im Leben.“ Schwester Monika nickt. „Es ist schön, wenn sie da waren, es ist aber auch schön, wenn sie wieder gehen“, sagt sie und alle lachen. Klar, Differenzen, die gebe es auch mal, „aber selten“, sagt Peter. „So hat man hinterher immer einen Grund zum Feiern, wenn man sich wieder verträgt.“
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Stichwort Feiern: Bis sie 60 Jahre alt war, legte Monika als DJ Moni noch regelmäßig auf Festen im Freundes- und Bekanntenkreis auf. „Das war immer super“, sagt sie und liefert eine Anekdote gleich mit: „Wisst ihr noch, als euch der CD-Koffer beim Tragen aufgegangen ist?“ Unter Lachen nicken die van den Akker-Brüder. „Ich werde dieses Bild nie vergessen, wie viele CDs da auf dem Boden lagen“, sagt Rolf. Und auch wenn DJ Moni ihr Hobby niedergelegt hat, gefeiert wird die Goldhochzeit natürlich trotzdem. „Aber nur im kleineren Kreis mit Familie und Freunden“, sagt Angelika.
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50 Ehejahre – was ist das Erfolgsgeheimnis einer so soliden Bindung? Die van den Akkers überlegen, ehe Angelika antwortet: „Jeder sollte seinen Freiraum haben, aber man sollte sich darüber nicht als Paar vergessen.“ Abends liefen bei ihr und Mann Rolf mal Fußball, mal Schnulzen im Fernseher. „Es kommt auf die Balance an“, sagt Ehemann Rolf. „Man muss auch ein bisschen tolerant sein, das habe ich erst über die Zeit gelernt“, bekennt er. Schwägerin Monika stimmt zu: „Ich mache auch meine eigenen Sachen. Aber ich kehre auch gerne zurück.“ Sie tätschelt die Hand ihres Peters, der seinen Kopf an ihren schmiegt.