Mülheim. Zur Absicherung von preisgebundenem Wohnraum haben die Stadt Mülheim und die SWB eine Kooperation geschlossen. Was diese beinhaltet.
Speziell für einkommensschwache Menschen wird es immer schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Daher hat das Land den Ankauf von Belegungsrechten zur Absicherung von preisgebundenem Wohnraum auf 67 Städte und Gemeinden ausgeweitet. Auch Mülheim gehört dazu. Gleichzeitig haben die Stadt und die kommunale Wohnungsbaugesellschaft SWB nun einen Kooperationsvertrag mit einem ganz ähnlichen Ansinnen unterzeichnet.
Für 500 Wohnungen aus dem Bestand von SWB wird der Stadt ein Belegungsrecht eingeräumt, sobald ein Mieterwechsel ansteht. Dazu gehören sowohl frei finanzierte als auch öffentlich geförderte Wohnungen. Auch beim Neubau von öffentlich gefördertem Wohnraum soll der Stadt ein prozentualer Anteil angeboten werden.
Stadt Mülheim und SWB: Vertrag gilt vorerst für zehn Jahre
Die SWB garantiert, „dass alle bereitgestellten Wohnungen die jeweils gültigen Mieten für geförderten Wohnraum nicht übersteigen werden“. Diese liegen aktuell bei 6,40 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Der Vertrag gilt seit dem 1. Oktober und läuft zehn Jahre lang. Die Vereinbarung sei bereits seit über einem Jahr in der Mache und habe nichts mit den Belegungsrechten des Landes zu tun, wie eine Sprecherin des Unternehmens betont.
„Wir sind der Stadt ein verlässlicher Partner und sehen die Bereitstellung von langfristig bezahlbarem Wohnraum als einen zentralen Baustein unserer Geschäftspolitik“, sagt SWB-Geschäftsführer Andreas Timmerkamp. Auch die aktuell schlechten Rahmenbedingungen und die bevorstehenden Herausforderungen wie die der Klimaneutralität bis 2045* würden daran nichts ändern.
Welche Vorteile der Leiter des Sozialamtes sieht
Auch Thomas Konietzka, der Leiter des Sozialamtes, sieht in der Vereinbarung freilich nur Vorteile: „Wir gewinnen alle dabei, nicht nur die Stadt und die SWB, sondern vor allem die Menschen, die es schwer haben, auf dem angespannten Wohnungsmarkt eine Wohnung zu finden“.
Gemeint sind dabei nicht nur Personen, die Transferleistungen beziehen, sondern auch Mülheimerinnen und Mülheimer, denen der Wohnungsverlust droht. Auch Geflüchtete, die Anspruch auf einen eigenen Mietvertrag haben, zählen dazu.
Wohnungsvermittlung hat laufend über 100 Menschen registriert
Bei der Wohnungsvermittlungsstelle des Sozialamtes sind laut städtischen Angaben im Durchschnitt bis zu 130 Menschen laufend registriert – vom Single bis hin zur Familie. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sozialamtes werden für die in Frage kommenden Wohnungen künftig Mieterinnen und Mieter aussuchen, die sowohl zur Wohnung als auch zur Nachbarschaft passen. „Mir gefällt besonders die Verknüpfung von eigenwirtschaftlichen mit gemeinwesenorientierten Interessen“, lobt Thomas Konietzka die Vereinbarung.
Als Vorbild für die neue Zusammenarbeit gilt das Konzept zur Unterbringung syrischer Flüchtlinge in den Jahren 2014 und 2015. Damals brachte die SWB eine größere Anzahl an geflüchteten Menschen unter, die anschließend durch Mitarbeiter von Stadt, SWB sowie Ehrenamtlichen betreut wurden.
PIA soll sich um die neuen Mieter kümmern
In dieser Nachbetreuung sehen die Kooperierenden den zweiten wichtigen Aspekt: Die Stadtverwaltung wird Wohnbegleiter der PIA damit beauftragen, sich in Zusammenarbeit mit dem SWB-Quartiers-management um die neuen Mieter zu kümmern und auch bei Differenzen zu unterstützen.
Ähnlich wie in Heißen-Süd und Dümpten sollen auch in anderen Quartieren die im jeweiligen Stadtteil verwurzelten Vereine oder das CBE als Partner gewonnen werden, um eine lebendige Nachbarschaft zu fördern.
* In einer ersten Version dieses Artikels war fälschlicherweise von einer Klimaneutralität bis 2035 die Rede. Dies ist das von der Stadt Mülheim ausgegebene Ziel, während SWB-Chef Timmerkamp immer wieder auf das Jahr 2045 hinweist.