Mülheim. Im Hinterhof an Mülheims Aktienstraße sitzt die Holz- und Rahmenhandlung Vogt. Manches Objekt wird hier besonders wertvoll in Szene gesetzt.

Die Holz- und Rahmenhandlung Vogt liegt im Hinterhof des Hauses Aktienstraße 46 und ist das Parade-Beispiel eines Familien-Unternehmens. Carl Josef Vogt gründete die Firma 1937 und verlegte den Firmensitz kurz danach an den heutigen Standort an der Aktienstraße. Am 23. Juni 1943 wurden alle Räumlichkeiten bei einem Flieger-Angriff komplett zerstört. Wie sich die Firma bis heute behauptet.

Der Wiederaufbau wird erst 1950 abgeschlossen. Fortan beliefert Vogt die Unternehmen in den umliegenden Industriegebieten mit Schnitt- und Sperrhölzern. Bis 1972 leitet der Gründer Carl Josef Vogt das Unternehmen selbst weiter. Dann übernehmen die langjährigen Mitarbeitenden Elli Strauch und Heinz Hoffmann – der Firmenname jedoch bleibt bis heute: C.J. Vogt GmbH & Co. KG.

Adoptiv-Tochter des Firmengründers übernahm einst den Holzhandel Vogt in Mülheim

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Elli Strauch ist nicht nur die Nachfolgerin des Unternehmensgründers, sondern auch dessen Adoptiv-Tochter. Sie leitet die Holzhandlung zunächst gemeinsam mit ihrem Kompagnon, der aus dem Unternehmen ausscheidet, als ihre Söhne Daniel und Michael in das Unternehmen eintreten. 2005 übernehmen die beiden schließlich das Geschäft von ihrer Mutter und führen es heute gemeinsam mit ihren beiden Frauen, wobei jede der vier Personen Fachkraft auf ihrem Gebiet ist – auch Elli Strauch.

Daniel Strauch ist Tischler-Geselle und für das Holz bei der Mülheimer Holz- und Rahmenhandlung Vogt zuständig.
Daniel Strauch ist Tischler-Geselle und für das Holz bei der Mülheimer Holz- und Rahmenhandlung Vogt zuständig. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

„Meine Mutter hat damals hier im Unternehmen eine Lehre zur Holz-Kauffrau gemacht“, erläutert Daniel Strauch, der selbst Tischler-Geselle und für das Holz im Unternehmen zuständig ist. „Wir waren früher eine reine Holz-Handlung“, erinnert er sich an die Anfänge des Familien-Unternehmens.“ Vor der Übernahme des Betriebs habe seine Mutter dann seinen Vater kennengelernt. „Er war dann schuld an den Rahmen“, erinnert sich sein jüngerer Sohn.

Hans-Georg Strauch war Kunstlehrer und auch ein ebensolcher Maler und ließ seine Bilder stets in derselben Rahmenhandlung einfassen. Dieses Geschäft schloss dann aber wenig später seine Pforten und gab so den Anstoß dazu, das Leistungsportfolio des Familien-Unternehmens zu erweitern. „Als die zugemacht haben, hat er einfach zu meiner Mutter gesagt: ‚Dann machen wir das halt auch noch‘“, erklärt Daniel mit leichter Erheiterung. Seitdem wird an der Aktienstraße auch gerahmt.

In der Holz-Werkstatt an Mülheim Aktienstraße werden Leisten aller Art verarbeitet

So fertigen Daniel Strauch und die anderen Mitarbeiter in der Schreinerei also schon seit einigen Jahrzehnten in der Holz-Werkstatt die Leisten für die Rahmen und alle gewünschten sonstigen Holz-Leisten und Holz-Zuschnitte für Fußleisten, Sitzbänke, sonstige Möbel, Handläufe oder auch Tischbeine. „Der Großteil unseres Geschäfts läuft mittlerweile online“, erläutert er. „Alle Kundinnen und Kunden, die sich nicht aus der Region eigenständig auf den Weg zu uns machen, bestellen via Internet.“ Es sei sogar ein finnischer Kunde dabei, der sich einmal im Jahr auf den Weg aus dem hohen Norden nach Mülheim macht.

Für das Rahmen der Bilder ist Susanne Strauch zuständig. Sie ist Daniel Strauchs Schwägerin und die Frau seines älteren Bruders Michael. Sie klärt auf, dass man keineswegs nur Bilder rahmen kann. „Wir rahmen hier nicht nur Bilder, sondern auch Objekte wie signierte Trikots, Baby-Schühchen oder auch schon mal eine abgeworfene Eidechsenhaut – alles, was man sich vorstellen kann“, so Susanne Strauch. Der Großteil seien aber unzweifelhaft Bilder, die Galeristen und Privatpersonen zum Rahmen vorbeibringen.

Eine Mischung aus den Tätigkeiten von Schreiner, Glaser und Buchbinder

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Sie übt den Beruf seit 30 Jahren aus. Eine darauf speziell abgestimmte Ausbildung gab es damals noch nicht. „Es ist eine hochinteressante Mischung aus den Tätigkeiten von Schreiner, Glaser und Buchbinder“, so Susanne Strauch, die über die Jahre zu einer absoluten Spezialistin in ihrem Bereich geworden ist. Das größte Bild, das sie bisher gerahmt hat, hatte eine Fläche von über sieben Quadratmetern. Kein Problem.

Inge Lohbeck ist Vergolder-Meisterin und im Familienbetrieb der Holz- und Rahmenhandlung Vogt tätig.
Inge Lohbeck ist Vergolder-Meisterin und im Familienbetrieb der Holz- und Rahmenhandlung Vogt tätig. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Wenn die Bilder gerahmt sind und es ein wenig edler sein darf, dann schlägt die Stunde von Inge Lohbeck. Sie ist Daniel Strauchs Frau und Vergolder-Meisterin. Sie ist für die Veredlung der Rahmen zuständig, leistet aber ebenso die Arbeiten, die vor dem Vergolden ausgeführt werden müssen. So müssen natürlich die Holzleisten, aber auch das Glas und die Passepartouts geschnitten werden. Passepartouts sind die Rahmen aus Papier oder Pappe, die das Bild innerhalb des eigentlichen Rahmens umgeben. Sie bestimmen, welchen Ausschnitt des Bildes man sieht.

Während in den Räumlichkeiten über ihm seine Frau rahmt, sich sein Bruder in der Werkstatt hinter ihm dem Holz zuwendet und seine Schwägerin in der Werkstatt vor ihm vergoldet, sitzt Michael Strauch in der Mitte des gesamten Komplexes im Büro, empfängt Kundinnen und Kunden, telefoniert, nimmt die zahllosen Paketsendungen entgegen, bringt die eigenen auf den Weg und kümmert sich um die Verwaltungsaufgaben in der Firma – kurzum: Hier wissen alle, was sie zu tun haben und sind absolute Fachleute auf ihrem jeweiligen Gebiet. Das wird wohl das Geheimnis des Erfolgs dieses Familien-Unternehmens sein, das in fünfzehn Jahren sein 100-jähriges Bestehen feiern wird. www.rahmen-vogt.de