Mülheim/Duisburg. Illegales Dauercamping und mangelhafter Brandschutz: Lange herrschte Unruhe an Mülheims Entenfang. Wie die Stadt Mülheim die Lage nun bewertet.

Gerichte waren in der Vergangenheit gut beschäftigt, die städtische Bauaufsicht lag über viele Jahre im Dauerclinch mit dem Betreiber des Freizeitdomizils am Entenfang. Illegales Wohnen und mangelhafter Brandschutz waren die Streitpunkte. Jetzt zog der Chef der Mülheimer Bauaufsicht, Axel Booß, eine vorläufige Bilanz zum Verfahren, aus illegalen tolerierbare Zustände zu machen.

Dank eines klärenden Urteils des Oberverwaltungsgerichtes in Münster war bereits im vergangenen Jahr ein großer Teil der dicken Luft über der Entenfang-Siedlung mit ihren rund 400 Bewohnern verflogen. Das Gericht hatte festgestellt, dass aus der Campingplatz-Anlage an der Stadtgrenze zu Duisburg über die Jahre faktisch ein Wochenendhausgebiet entstanden sei, weil die Stadtverwaltung über Jahrzehnte nichts unternommen habe, diese Entwicklung zu stoppen.

Bauantrag für Wochenendhaus-Anlage kurz vor der Genehmigung

Auch interessant

Damit hatte das Gericht den Weg freigemacht für ein Verfahren, an dessen Ende der Ist-Zustand der Entenfang-Siedlung von der Bauordnungsbehörde mit einem Genehmigungsbescheid für jenes Wochenendhausgebiet bedacht werden kann. Betreiber Dietmar Harsveldt habe jenen Bauantrag zwischenzeitlich auch eingereicht, dessen Prüfung befinde sich „auf den letzten Metern“, so Axel Booß. Liege diese Genehmigung vor, könnten auf dieser Basis auch Bauanträge für einzelne Wochenendhäuser auf der Anlage gestellt und positiv beschieden werden.

Lesen Sie auch:Entenfang Mülheim: Dauercamper soll sein Mobilheim abreißen

Axel Booß, Leiter der Bauaufsicht der Stadt Mülheim: „Wir haben jetzt eine absolut perfekte Situation.“
Axel Booß, Leiter der Bauaufsicht der Stadt Mülheim: „Wir haben jetzt eine absolut perfekte Situation.“ © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Ohnehin hatte die Stadtverwaltung nach den letzten Urteilen im Vorjahr bereits eine großzügige Duldung des Dauerwohnens vor Ort ausgesprochen. Fast alle Dauercamper, die vor dem 1. April 2014 mit Erstwohnsitz in der Siedlung angemeldet sind, sollten bis an ihr Lebensende auch dort bleiben dürfen, lautete die Lösung für viele Bewohner dort. Eine von drei Voraussetzungen waren dafür aber zu erfüllen: dass sie entweder mittlerweile zehn Jahre dort mit Erstwohnsitz gemeldet waren, ein Alter von über 60 Jahren erreicht hatten oder durch Attest nachweisen konnten, dass ihnen ein Umzug aus gesundheitlichen Gründen nicht zuzumuten gewesen wäre.

Illegal: Immer noch melden Menschen ihren Erstwohnsitz am Entenfang an

Auch interessant

Allen ab April 2014 Zugezogenen wurde ein Erstwohnsitz am Entenfang verwehrt. Trotzdem, so berichtete Booß nun im Planungsausschuss des Stadtrates, versuchten es immer wieder Menschen, die Adresse Entenfang 7 zu ihrer festen zu machen. Das Einwohnermeldeamt wende sich in solchen Fällen aber direkt an die Bauordnungsbehörde, die dann einschreite, um nicht wieder illegale Zustände am Entenfang anwachsen zu lassen.

Dass nun für die Wochenendhaussiedlung tatsächlich auch eine offizielle Baugenehmigung in Aussicht steht, ist laut Booß auch Ergebnis des jahrelangen Ringens zwischen Stadtverwaltung und Betreiber um einen angemessenen Brandschutz für die dicht bebaute Siedlung an der Sechs-Seen-Platte. Das 2021 vereinbarte Brandschutzkonzept sei „nahezu vollständig“ abgearbeitet. „Eine erfreuliche Nachricht“, bilanziert Booß die Investitionen des Betreibers.

Chef der Mülheimer Bauaufsicht: „Wir haben keinen Gefahrentatbestand mehr“

Dabei sei man bei einer zweiten Begehung mit Bauaufsicht und Feuerwehr noch „überhaupt nicht zufrieden“ gewesen hinsichtlich der in einem Zeitplan verankerten Umsetzung der Brandschutzmaßnahmen. Der jüngste Vor-Ort-Termin habe aber äußerst zufriedengestellt. Die Veränderungen am Entenfang könne er „als fast perfekt“ bezeichnen, so Booß. Betreiber Harsveldt habe „einen wirklich super Job gemacht. Heute sind wir an einem Punkt, dass wir sagen können: Wir haben überhaupt keinen Gefahrentatbestand mehr vor Ort.“

Lesen Sie auch:Mülheim: Ermittlungen nach Brand am Entenfang abgeschlossen

Durch den Abriss von einzelnen Häusern seien etwa sogenannte Brandabschnittsflächen gebildet worden, die über 1,25 Meter breite Schotterwege und maximal niedriger Bepflanzung ringsum im Notfall von Rettungsfahrzeugen anzusteuern seien. Zudem sei flächendeckend eine akustische Alarmierung an die Rauchmelder der Häuser angebracht worden, sodass im Bedarfsfall Alarm geschlagen werde, der laut Booß „fast über den ganzen Platz zu hören“ sei. Harsveldt habe gar angekündigt, mehr dieser akustischen Geräte zu installieren als gefordert. „Das finden wir extrem gut“, ist Booß voll des Lobes.

Zudem sind Feuerlöscher auf dem gesamten Platz postiert, ebenso drei Löschwasser-Entnahmestellen. „Wir haben jetzt eine absolut perfekte Situation“, das mehrere Jahrzehnte alte Problem am Entenfang sei vor der Auflösung, sagte der Chef der Bauaufsicht vor der Planungspolitik der Stadt.