Mülheim. Der Umbau des Forum Mülheim verzögert sich. Mieter und Kunden sehen die wachsenden Leerstände mit Sorge. Jetzt gibt es hoffungsvolle Neuigkeiten.

Das Einkaufszentrum Forum steckt mitten im Umbau, sein Gesicht und sein Charakter werden sich stark verändern. Vor fast genau zwei Jahren hat der Eigentümer Commerz Real seine Pläne erstmals offengelegt: Er will ein neuartiges Center formen, dessen Obergeschoss künftig für medizinische Dienstleistungen reserviert ist - „Forum Medikum“. Die anfangs auf etwa 40 Millionen Euro bezifferte Investition dürfte unter veränderten Rahmenbedingungen deutlich höher ausfallen.

Und auch die Zeitplanung musste angepasst werden. Hieß es zunächst, der Umbau sollte Ende 2023 vollzogen sein, legen die Investoren nun ein ganzes Jahr drauf - die Rede ist von Verzögerungen aufgrund der Corona-Pandemie. Die Folge: Es wird wohl Ende 2024 werden, ehe das Forum runderneuert dasteht. Dies war am Donnerstagabend auf der oberen Ebene des Einkaufszentrums zu erfahren, wo die Investoren ihre Mieter über den aktuellen Stand der Arbeiten informierten - inmitten geschlossener Ladenlokale, vor der still stehenden Rolltreppe zum ehemaligen Kino, doch mit hoffnungsvollen Neuigkeiten. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

In welche Richtung soll sich das Mülheimer Forum entwickeln?

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Fabian Höh von Commerz Real, der für das Forum kaufmännisch verantwortlich ist, formuliert es so: „Wir sind das Gegenteil von Event. Wir sind Alltag.“ Im Schnitt zähle das Forum zehn Millionen Besucher pro Jahr. Sie sollen im Erdgeschoss sowie bei Aldi und Edeka im Souterrain weiterhin ihre täglichen Einkäufe erledigen können - auf dem Weg zur Arbeit oder, in Zukunft, zum Zahnarzt, zur Physiotherapie oder zur Kindertagesstätte, die das DRK dort mit Beginn des nächsten Kita-Jahres eröffnen will.

Das erste Obergeschoss im Forum ist künftig für medizinische Dienstleistungen reserviert. Auch eine einfache Gastronomie soll es dort geben.​
Das erste Obergeschoss im Forum ist künftig für medizinische Dienstleistungen reserviert. Auch eine einfache Gastronomie soll es dort geben.​ © Commerz Real

Generell soll die Aufenthaltsqualität erhöht werden und im ersten Obergeschoss kein geschlossenes Ärztehaus entstehen, sondern gewünscht sind „Symbiosen“, sprich: Die Bereiche sollen gegenseitig voneinander profitieren. Nach Auskunft der Investoren wurden schon „viele starke Mieter“ für das Erdgeschoss und das Obergeschoss gefunden, „die an dieses Produkt glauben“.

Wie wird das Center technisch modernisiert?

Energieeffizienz steht beim Umbau im Mittelpunkt: Der zuständige Projektleiter Marco Zuber hatte schon vor einiger Zeit das Einsparziel von jährlich rund 400 Tonnen CO2 genannt. Die Klimatechnik wird komplett umgerüstet, inklusive einer großen Photovoltaikanlage auf dem Dach. „Wir wollen diese Energie für die Allgemeinstromversorgung nutzen“, erläuterte der Manager jetzt, „und auf diese Weise die Betriebs- und Nebenkosten senken.“

Der Haupteingang am Hans-Böckler-Platz und der Eingang zur Leineweberstraße werden überarbeitet, die Fassaden begrünt. Auch im Inneren des Centers, im Bereich „Forum Medikum“, soll es begrünte Wände geben, als Dekoration werden historische Bilder aus Mülheim gesucht, speziell alte Fotos aus der Geschichte des Forums.

Wer zieht in das medizinische Zentrum im Obergeschoss?

Diese größte und schwierigste Baustelle beackert - im Auftrag der Eigentümer - Regina Brandt. Sie hat sich mit ihrer Firma Brandt & Partner auf die Vermarkung von Gesundheitsimmobilien spezialisiert, bis dato waren dies meist klassische Ärztehäuser, wie sie schildert. Einige Neumieter im Forum stehen schon länger fest, darunter die AOK Rheinland/Hamburg, die ihre Zentrale an der Friedrich-Ebert-Straße aufgibt. Auch eine spezielle Wohngruppe für intensiv beatmete Patienten werde es geben, kündigt Regina Brandt an, und als einer der ersten hat ein Logopäde für eine neue Praxis unterschrieben.

Zwei weitere Neuzugänge gibt es: eine Niederlassung des privatmedizischen Gesundheitsdienstleisters Valmedica und das Argus Augenzentrum. Die Augenspezialisten, derzeit am Evangelischen Krankenhaus ansässig, wollen sich nach Brandts Auskunft von dort lösen und ins Forum ziehen - inklusive eigenem OP-Zentrum. Für den großen Rest der Fläche gibt es verschiedene Wunschkandidaten - Radiologie, Zahnarztpraxis, Gynäkologie - und teilweise wohl schon fortgeschrittene Verhandlungen. Genannt werden können die Mieter jedoch noch nicht, und einiges hängt auch voneinander ab, etwa so: „Wenn der Orthopäde kommt, kommt auch die Physiotherapie.“

Ende 2023 sollen aber so viele Flächen bezogen sein, dass das „Forum Medikum“ eröffnen kann. Auch ein einfaches gastronomisches Angebot für Patienten, Besucher und Beschäftigte ist dort geplant.

Welche Läden bleiben auf jeden Fall?

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Genau kann das momentan noch niemand sagen. „Die Mietverträge haben unterschiedliche Laufzeiten“, erklärt Fabian Höh von Commerz Real. Mieter könnten noch gehen - früher oder später. Einige „große Pflöcke“ seien aber schon eingeschlagen worden: Deichmann bleibt im Erdgeschoss, Woolworth behält sein Geschäft über zwei Etagen, bei H&M gibt es positive Signale.

Gleich für zehn Jahre habe sich TK Maxx im Forum verpflichtet. Die Filiale ist komplett ins Erdgeschoss gezogen, der renovierte Shop wurde Anfang Oktober eröffnet.

Wie geht es mit der H&M-Filiale im Forum weiter?

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„Der Standort bleibt definitiv erhalten“, kündigt die Storemanagerin auf Anfrage an. Der neue Mietvertrag ist aber noch nicht unterschrieben. Man stehe in Verhandlungen, erklärt Fabian Höh von Commerz Real. Gewünscht sei, dass H&M vollständig ins Erdgeschoss zieht, die Filiale habe allerdings einen „enormen Flächenbedarf“. Notfalls werde die Modekette, genau wie Woolworth, mit ihrem Ladenlokal auf zwei Etagen bleiben, „denn uns liegt sehr daran, H&M als Mieter zu halten“, betont der Manager.

Gibt es einen Nachfolger für das leerstehende Kino?

Bislang ist keiner in Sicht. Man sei noch „auf Konzeptsuche“ für das zweite Obergeschoss, heißt es bei den Forum-Eigentümern. Im Frühjahr war die Filmpassage ausgezogen, noch gibt es offenbar Hoffnung, erneut ein Kino in die Mülheimer Innenstadt zu holen. Jedenfalls sollen dort „Angebote für Familien“ Platz finden.

Was sagen die Mieterinnen und Mieter zum Umbau des Einkaufszentrums?

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Die Filialleiterin von „Blumenzauber“ auf der Erdgeschossfläche berichtet, es sei ruhiger geworden, wohl auch wegen des wachsenden Leerstands. Viele Kunden äußerten sich unzufrieden mit der Entwicklung der Innenstadt: „Wir bekommen oft zu hören, dass Mülheim tot ist, dass es sich auch nicht mehr lohnt, ins Forum zu kommen.“ Auch sie persönlich freut sich nicht unbedingt auf das umgemodelte Center: „Ich finde, Mülheim hat genug Ärzte, und als gebürtige Mülheimerin kenne ich das Forum anders.“ Das Blumengeschäft werde aber bleiben.

Auch bei H&M spürt man, dass weniger Leute im Forum unterwegs sind. Mehr Kunden seien es im Erdgeschoss, berichtet die Storemanagerin, doch deutlich weniger in der oberen Etage. Für sie sei jetzt die wichtigste Frage, wann es tatsächlich mit neuem Konzept losgeht: „Wenn wir noch drei Jahre warten müssen, bis alles fertig ist, bringt das den Mietern nichts“, so die Leiterin der H&M-Filiale.

Zu den treuesten Mietern gehört der Friseursalon Lepahé, der seit rund 30 Jahren im Center ansässig und im Zuge des Umbaus bereits ins Erdgeschoss umgezogen ist. Mitinhaberin Ute Lepahé sagt: „Wir freuen uns - und unsere Kunden auch.“ Selbst Baulärm, der schon mal durch die Wände dringt, sorge im Salon nicht für Verdruss. Im Gegenteil, er werde positiv aufgenommen: „Endlich passiert hier was.“

Centermanager Felix Veltel am Donnerstagabend bei der Infoveranstaltung für die Mieter im Mülheimer Forum. Er führt das Center seit Juli 2022 freut sich auf den Umbau.
Centermanager Felix Veltel am Donnerstagabend bei der Infoveranstaltung für die Mieter im Mülheimer Forum. Er führt das Center seit Juli 2022 freut sich auf den Umbau. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz