Mülheim. Nach langer Ankündigung haben Telekom und Stadt den ersten Schritt für den Glasfaser-Ausbau unternommen. Wo es nun für Eigentümer losgeht.

Erst neulich kurz vor der Schlusslaterne beim Thema Smart City zu landen, das war für den ersten Bürger der Stadt dann doch schwer zu knuspern. Der Branchenverband Bitkom hatte Mülheim mit einem Index von 42,3 Prozent auf Platz 74 eingestuft – von 81 vergleichbaren Städten. Mit Hilfe der Telekom will OB Marc Buchholz aber weiter nach vorne und das eher rudimentäre Glasfasernetz ausbauen. Am Donnerstagmorgen liegt das erste Kabel schon – am Rathaus.

Der Grund sei nicht etwa „Verwaltung first“, erklärt Sascha Koch, der den Ausbau der technischen Infrastruktur für das gesamte Ruhrgebiet leitet. „Wir arbeiten von innen nach außen“, erläutert Koch. Vom Stadtkern also in die Stadtrandbereiche, weil in der verdichteten Innenstadt kürzere, schnellere und damit wirtschaftlich effizientere Wege in die Haushalte umgesetzt werden können.

74 Kilometer Glasfaser will die Telekom im Tiefbau verlegen

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74 Kilometer Tiefbau sind dafür aber immer noch notwendig, um die rund 12.000 Haushalte rechts der Ruhr – im Gebiet etwa von der Dohne im Süden bis zum Radweg im Norden sowie Ruhr und B 1 als Begrenzungen im Westen und Osten – anschließen zu können. Um im dann hoffentlich lukrativen City-Bereich die Glasfaser-Infrastruktur zu legen, nimmt die Telekom einen einstelligen Millionenbetrag in die Hand. Genauer will Koch es nicht benennen.

Gefördert werde dies – im Gegensatz zu den aktuellen Glasfaser-Ausbauarbeiten des Mülheimer Energiedienstleisters Medl – aber nicht durch die öffentliche Hand.

Glasfaser-Infrastruktur soll auch der nutzen, der nicht bei der Telekom ist

Gelegt werden soll die Glasfaser auch auf dem Grundstück des Eigentümers bis in den Hauskeller und bis zum Ende dieses Jahres auf jeden Fall kostenlos, wahrscheinlich bis zum Ende der Tiefbaumaßnahmen. Nachträglich sei dies nur noch gegen Gebühr von 799 Euro möglich. Für die kostenlose Verlegung soll nicht einmal ein anschließender Vertrag mit der Telekom abgeschlossen werden müssen – „wir trennen die Infrastruktur von dem Internet-Tarif-Produkt, das wir natürlich auch anbieten“, so der Bereichsleiter.

Eigentümer sind aber nicht dazu verpflichtet. In jedem Fall verfügbar ist eine Bandbreite von einem Gigabit pro Sekunde.

Der Ausbau ist im Kasten: Im ersten Plangebiet werden rund 12.000 Haushalte angeschlossen. Weitere Gebiete sind in Planung, werden aber mit der Stadt noch final geklärt.
Der Ausbau ist im Kasten: Im ersten Plangebiet werden rund 12.000 Haushalte angeschlossen. Weitere Gebiete sind in Planung, werden aber mit der Stadt noch final geklärt. © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

Der Ausbau wird koordiniert mit dem städtischen Tiefbauamt und dem Breitbandbeauftragten Marcel Thelen. „Wichtig ist, dass wir die Arbeiten mit den anderen Versorgern abklären, um die Baustellen möglichst gering zu halten und eine Straße nicht mehrmals öffnen zu müssen“, sagt Thelen. Das könne aber dennoch hin und wieder passieren.

OB Buchholz: „Glasfaser ist ein wichtiger Faktor für Unternehmen“

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Bis Ende August 2023 soll der Ausbau im Plangebiet voraussichtlich abgeschlossen sein. Und natürlich darf dies nur der allererste Schritt auf dem Treppchen von Platz 74 nach oben sein, sagt auch Oberbürgermeister Marc Buchholz: „Glasfaser ist ein wichtiger Faktor für Unternehmen. Wir haben verstanden, dass wir als Stadt nacharbeiten müssen.“

Denn nicht nur für Unternehmen in der Innenstadt, sondern auch im anliegenden Mannesmann-Areal, das zukünftig als Mülheim-West weiterentwickelt werden muss, wird Glasfaser als Standort-Vorteil geschätzt werden. Geplant ist der Ausbau allerdings schon länger: 2020, erinnert Koch, der selbst Mülheimer ist, habe er bereits mit der Stadt über die „weißen Flecken“ auf der digitalen Landkarte gesprochen.

Eigentümer im Plangebiet werden massiv informiert

Auf der Stadtübersicht hat der Chef des ruhrgebietsweiten Ausbaus jedenfalls schon weitere Gebiete farbig eingezeichnet, die erschlossen werden sollen. Zeigen will er sie noch nicht, denn auch hier fehlt die finale Absprache mit der Stadt. Auch, wann im aktuellen Ausbaugebiet welche Straße versorgt wird, kann Koch noch nicht sagen.

Alle Eigentümer in den betreffenden Gebieten werden innerhalb eines Zeitfensters von jeweils drei Monaten mehrfach von der Telekom angeschrieben, sie sollen eine Information der Stadt erhalten und auch vor Ort durch den Info-Truck der Telekom informiert werden. Auch auf Beratungen an der Tür können sich Eigentümer einstellen.

Wer wissen will, ob er im aktuellen Plangebiet liegt, kann das unter www.telekom.de/glasfaser-muelheim-an-der-ruhr, bei der Info-Hotline 0800 22 66 100 (kostenfrei) oder direkt im Telekom-Shop im Rhein-Ruhr-Zentrum am Humboldtring 13 erfahren.