Mülheim. Etliche Fahrzeuge haben unbekannte Täter in der Mülheimer Saarnberg-Siedlung in der Nacht zu Mittwoch besprüht. Warum der Staatsschutz ermittelt.
Ein gesprühtes Hakenkreuz, ein Penis, die Aufschrift „Nato“ mit Herzchen – Unbekannte haben in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch irritierende wie auch staatsfeindliche Symbole in schwarzer und roter Farbe auf Fahrzeuge und auch auf Fassaden entlang des Mülheimer Saarnbergs und der Saarner Straße gesprüht. Die Polizei ermittelt, und ebenso der Staatsschutz.
Wie viele Fahrzeuge betroffen sind, darüber gehen die Angaben auseinander. Manche Anwohner sprechen sogar von 55 Anzeigen und rund 100 beschädigten Autos und Objekten. Die Pressestelle der Polizei indes gibt 18 „Ermittlungsfälle“ wegen Sachbeschädigung an, kann aber noch nicht abschließend sagen, wie viele Schadensfälle hinter den Ermittlungen liegen, und auch nicht, wie kostspielig am Ende der Schaden ausfällt. Die Polizei hinterließ Kontakthinweise an den betroffenen Fahrzeugen, doch offenbar haben manche Betroffene den Schaden noch nicht entdeckt und sich nicht gemeldet.
Nicht nur harmloses Gekritzel in der Mülheimer Saarnberg-Siedlung
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Groß dagegen war der Ärger über die Sprühattacke am Mittwochmorgen an der Straße Saarnberg. „Da war plötzlich ein großer Penis mitten auf der Motorhaube“, schildert die Freundin eines Betroffenen. Ihre Namen wollen sie nicht nennen. Von einem rot übersprühten Scheinwerfer an seinem Fahrzeug berichtet ein weiterer Nachbar: „Er war so präzise übersprüht, als hätte man das Umfeld vorher abgeklebt.“
Eine Frau zeigt ein Foto von einem weißen Pkw, auf dessen Haube in Schwarz „Nato“ mit einem Herz gesprüht wurde. Mit schwarzer Farbe wurden auch etliche Auto-Kennzeichen und vor allem die Plaketten besprüht. Dazu findet man Herzchen in Rot an einer Fassade und kryptische Zeichen an einer Mauer der Kreuzung zur Saarner Straße sowie an Altglascontainern gegenüber der Grundschule.
Doch bei harmlosem Gekritzel blieb es offenbar nicht: Auch ein Hakenkreuz soll auf eine Karosserie gesprüht worden sein. Deshalb hatte die Polizei den Staatsschutz eingeschaltet. Inwiefern solche Schmierereien jedoch einen tatsächlich politischen Hintergrund haben oder auf eine Gesinnung der Täter hindeuten, kann die Polizei noch nicht sagen.
Bei allem Ärger: Solidarität funktioniert in der Mülheimer Nachbarschaft
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Von der Tat, die wohl mitten in der Nacht passiert sein muss, scheint niemand der Betroffenen etwas mitbekommen zu haben. Die meisten Vandalismusschäden haben die Anwohner inzwischen von ihren Fahrzeugen entfernen können. Zum Glück, meint ein Betroffener der Saarnberg-Siedlung, dessen Autoscheinwerfer besprüht wurde. Andernfalls hätte ein Austausch wohl rund 2600 Euro gekostet – „die Versicherung zahlt für Vandalismus nur, wenn man Vollkasko versichert ist“, hat er sich erkundigt.
Doch eine positive Erfahrung machten die Betroffenen angesichts des großen Ärgers: „Unter den Nachbarn gab es eine große Solidarität. Sofort kamen Leute raus, haben sich gegenseitig beim Reinigen geholfen – das war ein gutes Erlebnis.“