Mülheim. Die Ausstellung „The mystery of Banksy - A genius mind“ im Technikum in Mülheim zeigt 150 Werke des anonymen Künstlers. Spannendes ist zu sehen.
Seine Werke sind weltbekannt, doch niemand weiß, wer er ist. Banksy, wohl der Superstar der Streetart, arbeitet bis heute unter Pseudonym. Im Technikum ist nun eine Ausstellung zu sehen, die rund 150 Werke des britischen Künstlers präsentiert. In Reproduktionen selbstverständlich. Denn seine Kunst hat Banksy weltweit vor allem auf Wände und Mauern gesprüht. Dort kann man die Graffiti und Malereien im Original betrachten, sofern sie nicht zwischenzeitlich beseitigt wurden.
„The mystery of Banksy - A genious mind“ heißt eine mitreißende Schau, die von Cofo Entertainment (Passau) in monatelanger Arbeit konzipiert und konstruiert wurde. Bis zum 15. Januar kann man die Welt des Ausnahmekünstlers in der Ausstellungshalle auf dem ehemaligen Tengelmann-Gelände erkunden, kann seine Entwicklung von 1997 bis heute nachvollziehen - und sich mit den politischen und gesellschaftskritischen Statements, die er in seinem Arbeiten transportiert, intensiv beschäftigen.
In Mülheim sind auch Gemälde und Skulpturen von Banksy zu sehen
Auch interessant
Was nicht jeder weiß: Banksy agiert nicht nur mit der Spraydose. Er hat auch Gemälde, Drucke, Skulpturen, Fotografien, Videos und Installationen geschaffen, die aufsehenerregend waren und sind. „Die meisten seiner Werke befinden sich in Privatbesitz. Wir versuchen nun, anhand von originalgetreuen Nachbildungen die besten und eindrucksvollsten Motive an nur einem Ort, in lockerer Atmosphäre, abseits des Museumsbetriebs, aber trotzdem mit hohem Qualitätsanspruch, erlebbar zu machen“, sagt Cofo-Chef Oliver Forster.
Bühnenbildner und Requisiteure haben die Kulissen für die Kunst geschaffen, haben die Lobby von Banksys „The Walled off“-Hotel in Bethlehem ebenso nachempfunden wie den „Barely Legal Room“ in Los Angeles, mit dem er sich 2006 auf dem US-Kunstmarkt etablierte. Kuratiert hat die Ausstellung Virginia Jean, Künstlerin, Galeristin, Fachfrau für Streetart und Banksy-Fan. „Banksy spricht mit seinen Schöpfungen signifikante Probleme in unserer Welt an, vor welchen wir nur allzu gerne die Augen verschließen. Ein Banksy-Werk berührt jeden und ist an jeden gerichtet, ob derjenige es will oder nicht“, sagt sie. Wer einen Sinn für bitter-süße Ironie habe, der werde die Arbeiten des „Phantoms der Kunstwelt“ ganz sicher mögen.
Schau in Mülheim: Künstler arbeitet gerne mit Spott, Ironie und Sarkasmus
Auch interessant
Mit Spott, Ironie und Sarkasmus arbeitet Banksy gerne. Mit seiner Kunst macht er meist leicht verständlich und manchmal zugespitzt auf die Missstände aufmerksam, kommentiert das Weltgeschehen. Die Arbeiten, die für die Ausstellung zusammengetragen wurden, kritisieren Krieg und Gewalt ebenso wie Rassismus, Umweltvergehen, die Spaß- und Konsumgesellschaft, selbstgefällige Politiker, den illegalen Handel mit Tieren, fehlende Toleranz gegenüber Homosexuellen, den Kunstmarkt und vieles mehr.
Das erste bekannte Wandbild von Banksy - „The mild mild west“ - stammt von 1997, er trug es auf eine Hauswand in Bristol auf. Zu sehen ist darauf ein Teddybär, der einen Molotow-Cocktail auf drei Polizisten wirft. Eine Anspielung auf einen Konflikt zwischen Feiernden und der Polizei. „Banksy hat damals noch frei Hand gesprüht und gemalt, während er später oft Schablonen verwendet hat. Sein Ziel war und ist es, riesige Werke in kurzer Zeit zu erstellen - und nicht erwischt zu werden“, erklärt Virginia Jean.
Kuratorin: „Banksy ist für mich der moderne Robin Hood“
Auch interessant
Der Rundgang durch die Ausstellung führt durch verschiedene kleine Räume. Unterwegs entdeckt man ganz bekannte Werke des Streetart-Stars, der aktuell übrigens zu den teuersten Künstlern der Welt zählt. Darunter sind „Girl with balloon“ (wurde bei einer Auktion bewusst zur Hälfte geschreddert, Wert: 21,6 Millionen Euro) und „The devolved parliament“ oder das 2020 entstandene „Game-Changer“. Es zeigt einen Jungen, der nicht mehr mit Superman spielt, sondern mit einer Puppe - einer Krankenschwester mit Corona-Maske, der neuen Heldin. Den Erlös, den das Werk erzielte (16,5 Millionen Pfund), spendete der Künstler an das britische Gesundheitssystem. „Banksy ist für mich der moderne Robin Hood“, findet Virginia Jean.
Über legale und nicht ganz legale Aktionen von Banksy im öffentlichen Raum informiert die Schau anschaulich. Über den U-Bahn-Waggon, den er - als Reinigungskraft getarnt - mit seinen Ratten-Bildern verzierte. Oder über die Performance 2019 auf der Biennale in Venedig. Er platzierte einen alten Maler auf dem Markusplatz. Fügte man dessen Bilder wie ein Puzzle zusammen, zeigten sie ein riesiges Kreuzfahrtschiff in einem kleinen Kanal - der Titel „Venice in oil“ ist zweideutig. Dokumentiert ist auch die Geschichte des „Bemusement Parks“, den der Künstler für fünf Wochen in Somerset öffnete. Dort sollten „die Besucher möglichst wenig Spaß haben, sondern ins Nachdenken geraten“, so Virginia Jean.
Besucher in Mülheim können sich an Benefiz-Projekt des Künstlers beteiligen
Auch interessant
Eher unbekannt sind die Ölgemälde von Banksy. Aber es gibt sie. Etwa das Triptychon „Mediterranean Sea View“ (2017). Die drei Bilder zeigen eine klassische Meerlandschaft, in die orangefarbenen Rettungswesten von Geflüchteten eingefügt wurden. Das passt zu einem Benefiz-Projekt von Banksy: Er kaufte ein Schiff, ließ es in Pink anmalen und schickte es ins Mittelmeer, wo es bis heute Flüchtlinge rettet. Die Ausstellungsbesucher können das Vorhaben unterstützen und Geld für die Aktionen der „Louise Michel“ spenden.
Rund um die Ausstellung
Die Ausstellung ist zu sehen im Technikum an der Wissollstraße 18 (Zufahrt über Ulmenallee).
Öffnungszeiten: Di, Mi, Sa 10-18 Uhr, Do, Fr, So, Feiertage 10-20 Uhr.
Tickets für Timeslots gibt es online unter www.mystery-banksy.com, in allen bekannten Vorverkaufsstellen oder an der Tageskasse.
Eintritt: 18-20 Euro Erwachsene, Studierende 14-16 Euro, Kinder 7-15 Jahre 10-12 Euro, Familien 42-48 Euro.
Für Funke-Leser gibt es auf wir-lieben-tickets.de sowie im Leserladen/Leserservice 20 Prozent auf Monats-Flextickets mit dem Vorteilscode „ART“.
Besucher können an Kreativwand auch selbst sprühen und malen.