Mülheim. Am harten Einschreiten auf dem Auehof Mülheim gibt es Kritik. Die Stadt legt zig Tierschutzverstöße offen. Zwölf Mal wurde der Hof kontrolliert.
Vielen Betroffenen und Beobachtern erscheint das Einschreiten der Stadt Mülheim an der Mintarder Straße überaus hart. Erst jetzt, ein Vierteljahr nach der Schließung des Betriebes, legt die Stadt Mülheim die Vorgeschichte offen. In einem Bericht des Veterinäramtes sind zahlreiche tierschutzrechtliche Verstöße aufgelistet, die von August 2021 bis Juni 2022 auf dem Auehof festgestellt wurden.
Laut Verwaltung hat es in diesem Zeitraum etliche Beschwerden über die Zustände gegeben. Sie hätten alle Tierarten betroffen, die auf dem Hof gehalten wurden: Pferde, Rinder, Schafe, Kaninchen, Geflügel und Hunde. Wie Heike Schwalenstöcker-Waldner, Leiterin des Mülheimer Veterinäramtes, ergänzt, kamen die Beschwerden überwiegend von ehemaligen Einstallerinnen, die mittlerweile mit ihren Pferden den Auehof verlassen hätten. Die Liste dokumentiere nicht nur Verdachtsfälle, sondern „amtliche Feststellungen“.
Mülheimer Veterinäramt dokumentiert etliche Tierschutz-Verstöße
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Danach wurde der Auehof, noch geführt von Mario Bäcker, zwischen 31. August 2021 und 21. Juni 2022 insgesamt zwölf Mal durch das Veterinäramt überprüft. Dokumentiert sind zig Tatbestände, die den Eindruck nahe legen: Zumindest Bäckers eigene Tiere haben dort zeitweise unter elenden Bedingungen gelebt.
Wiederholt beanstandet wurden, um nur einige Beispiele zu nennen, zu kleine Hundehütten und Pferdeboxen, stark verdreckte Unterkünfte, fehlender Witterungsschutz für Rinder und Schafe, mangelndes Hygienemanagement nach einem Ausbruch von Druse bei einigen eingestallten Pferden, und immer wieder: fehlendes Trinkwasser für die Tiere, verdorbenes oder gar kein Futter.
Schafbock lahmte – Tierarzt wurde nicht gerufen
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Auch der Tierarzt wurde laut Veterinäramt in einigen Fällen nicht gerufen, beispielsweise für einen lahmenden Schafbock. Was bei den Kontrollen ebenfalls auffiel: Tiere verschwanden, ohne dass ihr Verbleib zunächst geklärt werden konnte. Des Rätsels Lösung fand sich mitunter später: So seien 16 angeblich verschenkte Stallkaninchen bei einer späteren Visite auf dem dunklen Dachboden gefunden worden, „ohne Futter und Wasser“, heißt es im Bericht. Auch 17 „abgegebene“ Hühner seien wieder aufgetaucht – im hinteren Bereich des Grundstücks in einer Voliere.
Fast ebenso lang wie die Liste der Beanstandungen ist die Liste der Maßnahmen, die das Mülheimer Veterinäramt angeordnet hat. Die erste Ordnungsverfügung datiert vom 29. Oktober 2021, weitere folgten danach am 12. Januar und 6. April 2022. Bäcker sollte seinen Laden in Ordnung bringen, für regelmäßige Reinigungen, sauberes Trinkwasser, Drainierung von Paddocks sorgen, sollte nachweisen, wie Kadaver entsorgt, dass die Hühner geimpft werden, Futter vernünftig gelagert wird und vieles mehr. Passiert ist offenbar wenig.
Vor der Räumung bereits zwei Mal Zwangsgelder festgesetzt
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Am 9. November 2021 wurde das Veterinäramt erstmals schärfer und setzte gegen Mario Bäcker ein Zwangsgeld fest, weil er den verletzten Schafbock immer noch nicht dem Tierarzt vorgestellt und den Hühnern keine Legenester gegeben hatte. Ein zweite Zwangsgeldfestsetzung erfolgte am 23. Mai 2022, ehe die Stadt Mülheim dann zu „unmittelbarem Zwang“ überging, wie es im Bericht vermerkt ist. Folge war die spektakuläre Räumung des Auehofs am 7. Juli 2022.
Bäcker hatte sich gegen die Ordnungsverfügung beim Verwaltungsgericht Düsseldorf gewehrt, doch sein Eilantrag wurde Ende August abgelehnt. Er ging weiter, legte Beschwerde ein beim Oberverwaltungsgericht Münster. Dort sei über das Verfahren noch nicht entschieden, teilte eine Gerichtssprecherin jetzt auf Anfrage dieser Redaktion mit.