Mülheim. Für Mülheims Kinder und Jugendliche steht viel Geld aus einem Corona-Programm bereit: Stadt und Eltern machen Druck – nun greifen die Schulen zu.

Die Initiative und Hartnäckigkeit von Brita Russack und ihrem Team aus dem städtischen Bildungsbüro hat sich ausgezahlt: Nach vielen Gesprächen mit Mülheimer Schulleitungen sind die großzügigen finanziellen Mittel, die aus dem Bundesprogramm „Aufholen nach Corona“ zur Verfügung stehen, weitgehend verplant. Doch noch immer können sich Schulen Hoffnung machen auf Unterstützung, so Bildungsdezernent David Lüngen.

Der Weckruf kam offenbar zur rechten Zeit: Ende August im Bildungsausschuss – und kurz darauf auch in dieser Zeitung – hatte Bildungsbüro-Chefin Brita Russack ihr Unverständnis darüber formuliert, dass etliche Schulen noch keinerlei Anstalten gemacht hatten, um sich Projektgelder zu sichern. Rund 2,2 Millionen Euro standen zur Verfügung, um pandemiebedingte Defizite beim Lernen oder im sozialen Miteinander von Kindern und Jugendlichen aufzuarbeiten. Doch vor allem an den weiterführenden Schulen war die Zurückhaltung groß.

Das Team des Bildungsbüros wollte nicht hinnehmen, dass die Gelder einfach verfallen

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Russack berichtete von einem Anschreiben an die Schulchefs, in dem sie ihrem Unmut Luft gemacht hatte: „Ich habe eine provozierende Mail mit dem Titel ,Zu viel Geld?’ an alle geschickt.“ Das Team und sie wollten nicht akzeptieren, dass Fördergelder vielleicht einfach verfallen, griffen immer wieder zum Telefonhörer, leisteten Überzeugungsarbeit. „Sie haben wirklich alle abtelefoniert“, lobt Dezernent Lüngen.

Die so genannten Jugendhilfemittel in Höhe von 950.000 Euro waren schon vorab verplant. Doch es galt auch, die so genannten Schulbudgets clever zu verausgaben: Je nach Größe der Schule standen zwischen 10.000 und 50.000 Euro zur Verfügung, 888.000 Euro waren es insgesamt. Hinzu kamen 450.000 Euro für Bildungsgutscheine, die in Nachhilfe investiert werden können – auch dort war noch viel Geld übrig. Das ist laut Lüngen nun anders: Aus beiden Töpfen hätten sich die Schulen nun ebenfalls bedient, vielleicht auch auf den Druck einiger Eltern hin. „Übrig sind jetzt noch 250.000 Euro. Ich bin optimistisch, dass wir diese Restsumme bis zum Jahresende verplant haben.“

David Lüngen hält die Junior-Uni Ruhr für einen tollen Kooperationspartner

Das kann durch Umverteilung gelingen: Wenn einzelne Schulen ihr Budget nicht in Anspruch nehmen, aber andere Schulen, die ihres schon aufgebraucht haben, erneut Interesse bekunden. Lüngen freut sich, dass nun doch deutlich mehr Kinder und Jugendliche „von schönen Projekten“ profitieren. So sei auch die Junior-Uni Ruhr ein toller Kooperationspartner, sie könne Kontakt herstellen zu spannenden Dozenten.

Noch wisse man nicht, ob „Aufholen nach Corona“ 2023 fortgesetzt wird. Für Lüngen ist wichtig, dass die Grundidee erhalten bleibt, dass weiter genau hingeschaut wird, wie die Schüler die Pandemiefolgen bewältigen können. „Auch wenn nicht dauerhaft Mittel fließen, müssen wir uns damit beschäftigen.“