Mülheim. In öffentlichen Impfstellen darf der auf Omikron angepasste Corona-Impfstoff noch nicht verabreicht werden – anderswo in Mülheim dagegen schon.
Nicht nur bei der Impfstelle des Deutschen Roten Kreuzes am Flughafen wartet man derzeit händeringend darauf, die aktualisierten Corona-Impfstoffe für die Omikron-Varianten verabreichen zu können. Auch weitere öffentliche Impfstellen sind von dem Stopp für das Vakzin durch die ausstehende Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) betroffen. Mülheimer Hausärztinnen und Hausärzte impfen aber bereits damit.
„Ich habe selbst mit dem NRW-Gesundheitsministerium gesprochen. Dort hat man mir bestätigt: Die neuen Corona-Impfstoffe sind zwar zugelassen, aber eine Impfempfehlung der Stiko liegt noch nicht vor. Und solange das so ist, können die auf die neuen Corona-Varianten angepassten Impfstoffe von Moderna und Biontech von öffentlichen Impfstellen nicht verabreicht werden“, sagt Feuerwehrchef Sven Werner auf Nachfrage. Die Feuerwehr fungiert als kommunale Impfzentrale. Wann mit der Impfempfehlung der Stiko zu rechnen sein könnte, hat Werner im Düsseldorfer Ministerium indes nicht erfahren.
Mülheimer Ärzte können den auf Omikron angepassten Impfstoff bereits verabreichen
Auch interessant
Wie sieht es mit der aktualisierten Corona-Impfung bei den Hausärzten und Hausärztinnen aus? „Sowohl Hausärzte als auch Fachärzte können ohne die Impfempfehlung der Stiko die neuen Corona-Impfstoffe von Moderna- und Biontech impfen. Und ich höre auch von meinen Kolleginnen und Kollegen, dass sie das tun, weil die Nachfrage vorhanden ist“, sagt Allgemeinmediziner Stephan von Lackum, der die Kassenärztliche Vereinigung leitet, zu der in Mülheim 200 niedergelassene Ärzte gehören.
Als leitender Not- und Impfarzt steht er auch mit Mülheims Gesundheitsdezernenten David Lüngen in engem Kontakt. Auch Lüngen, so von Lackum, habe sich in Düsseldorf für eine Impffreigabe starkgemacht, allerdings ohne Erfolg.
Mülheimer Impfarzt: Warum steht die Stiko auf der Impfbremse?
Auch interessant
Von Lackum kann fachlich nicht nachvollziehen, warum die Stiko auf der Impfbremse steht. Politisch vermutet er aber, dass es im Gebälk des deutschen Föderalismus knirscht. „Gesundheitspolitik ist Ländersache. Und in der Stiko sitzen die Experten der Länder, die alle angehört werden wollen und sich auf eine gemeinsame Impfempfehlung einigen müssen“, gibt er zu bedenken.
Medizinisch sieht der leitende Impfarzt aber keine Probleme, nachdem das Robert-Koch-Institut bereits Mitte August eine Impfempfehlung für die neuen Moderna- und Biotech-Präparate ausgesprochen hatte. Zudem habe die Arzneimittel-Agentur der Europäischen Union (EMA) die entsprechenden Impfstoffe Anfang September für den EU-Binnenmarkt freigegeben.
Weiterer Impfstoffpräparate, die gegen die neuen Omikron-Varianten schützen, erwartet
Und schon in der kommenden Woche, so von Lackum, sei mit der EMA-Freigabe weiterer Impfstoffvarianten der Hersteller Moderna und Biontech zu rechnen, die dann vor allem gegen die neuen Omikron-Varianten BA4 und BA5 schützen sollen. Welcher Impfstoff geeignet ist, muss aus von Lackums Sicht individuell abgeklärt werden. Wichtig sei in diesem Zusammenhang, ob und wann man mit Corona infiziert worden sei. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung in Mülheim rät von einer vierten Impfung ab, wenn die letzte Corona-Infektion weniger als drei Monate zurückliegt, „weil man dann noch einen natürlichen Schutz gegen das Corona-Virus hat“.
Davon abgesehen ist eine vierte Impfung in seinen Augen für alle Menschen sinnvoll, die entweder über 60 Jahre alt sind, eine Vorerkrankung haben und darüber hinaus viele soziale Kontakte haben.