Mülheim. Seit 50 Jahren leistet er Breitenarbeit: Warum es ohne den Förderkreis der Musikschule schlecht stände um die musikalische Bildung in Mülheim.

Wie wichtig den Menschen die kulturelle Bildung ist, hat die Mülheimer Musikschule in jüngster Vergangenheit, in Zeiten von Pandemie und Krieg, erfahren können. Denn die große Zahl von 3000 Schülerinnen und Schülern hat die Einrichtung an der Von-Graefe-Straße 37 halten können. Auf die Schulter klopfen können sich dafür besonders der rege Förderkreis und seine Mitglieder, welche die Mittel bewegen, um diese musikalische Bildung zu ermöglichen. Am Samstag (17.9.) feiert jener Förderkreis nicht nur sein erfolgreiches, sondern auch das 50-jährige Bestehen.

Ein Stoff für Legenden ist die Gründung des Kreises am 22. November 1972 vor rund 50 Jahren: Die besagt, dass Renate Sommer bei einem Besuch der Schule, die damals noch in der alten Villa auf dem Dudel zu finden war, auf die Idee kam. Denn die Menschen am Ruhrufer genossen draußen die schönen Klänge, die aus der Villa ans Eiscafé und an den Fluss drangen, doch drinnen fehlte das Geld für neue Instrumente.

Schon im ersten Gründungsjahr wuchs der Förderkreis auf 76 Mitglieder

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Sommer wurde also aktiv, mit Bruno Mastnak, Anneliese Courbiere, Helen Hörer und Maria Westrup gründete sie in Folge den ersten Vorstand des Förderkreises der Musikschule Mülheim an der Ruhr. Und ihnen folgten nicht wenige aus der Bürgerschaft – schon im ersten Jahr wuchs der Kreis auf 76 Mitglieder an. Ein Jahr später wurde der Kreis dreistellig und erreichte 1989 seinen Zenit mit 229 Mitgliedern.

Heute sind es immer noch rund 150, die dafür sorgen, dass Instrumente gestellt werden können, die mal eben vierstellige Beträge kosten: Der neue Flügel in der neuen Stätte am Mülheimer Stadtarchiv hat sogar gut 100.000 Euro verschlungen. Nur mit Mitteln aus dem städtischen Etat wäre das nicht zu leisten. Die bemerkenswerte Spitze von einer Million Euro an Fördermitteln hatte man aber kurz nach dem Jahrhundertwechsel um 2003 erreicht.

Das Motto des Mülheimer Förderkreises: „Wir fördern die Breitenarbeit“

Hartmut Mäurer, Schriftführer des aktuellen Förderkreisvorstands, ist froh, dass die Spendenbereitschaft unter den Mitgliedern noch immer groß ist, selbst wenn er nun weniger hat. Die aber spenden stets deutlich mehr als nur den einfachen Jahresbeitrag von 15 Euro. Und: Einige Mülheimer fühlen sich der Musikschule verbunden und spenden, ohne Mitglied zu werden, ergänzt die Förderkreisvorsitzende Birgit Weck.

Ohnehin sind die Regeln für den gemeinnützigen Verein streng: Der Verein dürfe schließlich kein Vermögen anhäufen, so der ehemalige Sparkassen-Pressesprecher Mäurer. Ohnehin sehen die Mitglieder ihre Spenden lieber in die Förderung musikalischer Bildung von Kindern und Jugendlichen investiert. Noch immer gilt das Motto der früheren Vorsitzenden Irmgard Wüster: „Wir züchten keine Stars. Aber wir freuen uns über jedes Talent und fördern vor allem die Breitenarbeit.“

Kinder und Jugendliche wachsen an ihren Instrumenten

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Begleitet werden die Ausgaben seit Beginn von einem Fachbeirat, der unter anderem von Celia Spielmann – die neue und noch kommissarische Leiterin der Musikschule – sowie ihrem Stellvertreter Peter Ansorge besetzt wird. So ist neben der Kontrolle auch fachlich gewährleistet, dass die Mittel dort ankommen, wo sie gebraucht werden.

Etwa in Instrumente, die durchaus Seltenheitswert haben, wie eine beachtliche Subbassblockflöte, aber auch in solche, die immer gebraucht werden, weil sie seit Jahren im Trend sind: Gitarre, Geige und Blockflöte, wie Spielmann verrät. Schon deshalb, weil gerade Kinder schnell aus ihren Instrumenten herauswachsen – viele Familien könnten sich das ohne Unterstützung kaum leisten.

Kinder und Jugendliche gewinnen durch ihre Instrumente auch an Selbstvertrauen, weiß die neue, noch kommissarische Leiterin der Musikschule, Celia Spielmann.
Kinder und Jugendliche gewinnen durch ihre Instrumente auch an Selbstvertrauen, weiß die neue, noch kommissarische Leiterin der Musikschule, Celia Spielmann. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Wesentlich sind aber nicht minder die Probenwochenenden vor den stets gut besuchten Konzerten in der Weihnachtszeit oder zum Sommer. „Die Kinder und Jugendlichen wollen spielen“, weiß Spielmann – und sie gewinnen damit auch an Selbstvertrauen, vor Gruppen nicht nur musizieren, sondern auch zu anderen Anlässen reden zu können. Und nicht zuletzt: Mit der Gründung des Popcorn-Ensembles fördert die Musikschule auch das Zusammenspiel von Menschen mit und ohne Behinderung.

Jubiläumsfeier der Mülheimer Musikschule zeigt die Breite musikalischen Könnens

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Eine solche Gelegenheit bietet sich am Samstag, 17. September, wenn die Schule und der Förderkreis gemeinsam feiern. Denn natürlich geben die unterschiedlichen Musik-Gruppen dann ihr Bestes. Gespielt wird die gesamte Breite des musikalischen Könnens zwischen Klassik und Filmmusik. „Leider voraussichtlich nicht im schönen Innenhof unter freiem Himmel“, hat Hartmut Mäurer schon sämtliche Wetter-Apps um Rat bemüht.

Dafür aber in den nicht minder schönen Hallen des Stadtarchivs an der Von-Graefen-Straße 37. Das Café Musica serviert außerdem Kaffee und Kuchen. Start ist um 16 Uhr. Die Vorsitzende Birgit Weck freut sich bereits auf die Festlichkeiten, denn schließlich wollen alle nach 50 Jahren Förderkreis den Beweis antreten: „Da ist – immer noch – Musik drin.“