Mülheim. 50 Jahre Mülheimer Musikschule, jetzt geht der kommissarische Leiter Ansorge in den Ruhestand. Was er vermisst und wie es weitergehen wird.

50 Jahre ist Peter Ansorge in der städtischen Musikschule ein- und ausgegangen, zuletzt als ihr kommissarischer Leiter, verantwortlich für einen Schulbetrieb mit 3000 Lernenden und 60 Lehrenden. Am 1. Juli beginnt sein Ruhestand, auch wenn er noch bis Mitte September seine Nachfolgerin oder seinen Nachfolger in ihre neue Aufgabe einarbeiten wird.

„Meine Schreibtischarbeit werde ich nicht vermissen, aber die Menschen, mit denen ich hier gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet habe“, sagt Ansorge. Einer dieser Menschen war die langjährige Musikschulleiterin Bärbel Frensch-Endress, die ihm am 1. März in den Ruhestand vorausgegangen ist. Als ihr Stellvertreter stand er seit dem Jahr 2000 an der Spitze der städtischen Musikschule, die 2023 ihr 70-jähriges Bestehen feiern kann.

Ansorges Musikschulleben begann 1972

Ein anderer prägender Mensch, der für Ansorge zum Vorbild und dann zum Freund wurde, war sein in diesem Jahr verstorbener Gitarrenlehrerkollege Bruno Szordiskowski, dessen Name mit dem Beginn der inklusiven Ensemblearbeit der Musikschule verbunden ist. Mit ihm hat Ansorge zahlreiche Fachliteratur rund um die Gitarre veröffentlicht. Im Herbst wird das letzte gemeinsame Werk erscheinen, dass sich mit dem Blick auf die Gitarre dem Genre der Filmmusik widmen wird. „Meine fachpublizistische Arbeit möchte ich im Ruhestand ebenso gerne fortsetzen wie meine Musikkurse an der Heinrich-Thöne-Volkshochschule“, betont Ansorge.

Ansorges Musikschulleben begann 1972. Damals kam er als Gitarrenschüler zu dem Musikschullehrer, Franz Fischer, dessen Nachfolge er 1986 antreten sollte. „Ich bin der letzte Lehrer, der noch von Orlando Zucca eingestellt worden ist“, erinnert sich Ansorge an den Jugendmusikschulleiter, der ab 1965 für zwei Jahrzehnte vor allem die breitgefächerte Musikensemblekultur aufbauen und prägen sollte, die auch dann ein Aushängeschild blieb, als 1996 aus der Jugendmusikschule die Musikschule der Stadt Mülheim wurde.

Peter Ansorge vor der Mülheimer Musikschule.
Peter Ansorge vor der Mülheimer Musikschule. © FUNKE Foto Services | Zoltan Leskovar

Ansorge fördert gerne junge Talente

„Unser ältester Musikschüler, er lernt Klavier, ist 82 Jahre alt“, berichtet Ansorge, dem vor allem die Studienvorbereitung für jene Musikschülerinnen und Musikschüler am Herzen gelegen hat, die aus ihrem Hobby nach dem Abitur als Musikshochschulstudenten und dann als professionelle Musiker einen Beruf gemacht haben. Stefan Klöckner, Bernhard Bücker, Aris Blettenberg und Gudula Finkentey sind nur einige Namen, die ihm einfallen, wenn er an ehemalige Jugendmusikschüler denkt, die als Hochschullehrende, Solisten und Orchestermusiker ihren erfolgreichen Berufsweg gegangen sind.

Obwohl er nach seinem eigenen Studium an der Folkwang-Universität zunächst nicht nur an der Musikschule, sondern auch an allgemeinbildenden Schulen sowie als nebenamtlicher Hochschullehrer in der Schulmusikerausbildung gearbeitet hat, ist er rückblickend glücklich, „dass ich mich für das Berufsleben eines Musikschullehrers entschieden habe, weil ich es immer mit Schülerinnen und Schülern zu tun hatte, die freiwillig und interessiert zu mir kamen, weil sie das Gitarrenspiel lernen wollten“.

Ansorge: „Musizieren wirkt seelisch wie sozial stabilisierend“

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Er selbst kam als Schüler, wie er erzählt, „über die Popmusik und den Wunsch entsprechende Songs auf der Gitarre spielen zu könne zur klassischen Gitarrenmusik!“ John Williams und Julien Bream, David Russel, die vier Romeros, Siegfried Behrend und last, but not least Andres Segovia waren in den 1970er und 1980er Jahren die Helden des Gitarrenschülers und des Gitarrenlehrers.

Den legendären Satz der ehemaligen Kulturausschussvorsitzenden, Renate Sommer: „Kinder, die Geige spielen, werfen keine Steine“, würde Ansorge auch für Gitarristen jeden Alters unterschreiben. Aus seiner eigenen Biografie weiß der dreifache Familienvater, „dass das Musizieren, ob professionell oder als Hobby, persönlichkeitsfördernd und damit seelisch wie sozial stabilisierend und ausgleichend wirkt“.

Wie geht es an der Musikschule weiter

Auf Anfrage dieser Zeitung teilt Stadtsprecher Wiebels zur zur Nachfolgeregelung an der Spitze der städtischen Musikschule mit: „Die Leitung der Musikschule wurde bereits im Februar diesen Jahres öffentlich ausgeschrieben. Eine Stellenbesetzung ist bislang nicht erfolgt, weil aktuell ein Konkurrentenstreitverfahren vor Gericht anhängig ist. Daher ist eine Nachfolgeregelung für den Austritt Peter Ansorges aktuell noch in verwaltungsseitiger Abstimmung. Die Leitung der Musikschule wird zunächst kommissarisch sichergestellt.“