Stadtmitte/Heißen.. Sie wurde vor 65 Jahren eröffnet und zog vor 5 Jahren an die Von-Graefe-Straße. Neuer Standort hat sich bewährt. Das Café gibt es seit 30 Jahren.


Ein richtiges Jubiläum ist es eigentlich nicht, aber man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Vor allem, wenn drei Dinge zusammenkommen: Die Städtische Musikschule wird in diesem Jahr 65 Jahre alt, sie ist seit fünf Jahren im neuen Domizil an der Von-Graefe-Straße 37, und das Musikschul-Café gibt es seit 30 Jahren. „Das macht zusammen 100“, rechnet Musikschulleiterin Bärbel Frensch-Endreß schmunzelnd vor und lädt alle Mülheimer am Freitag zum Konzert in der Stadthalle und am Samstag zu einem Familientag in der Musikschule selber ein.

In der ehemaligen Augenklinik an der Von-Graefe-Straße haben sich die Musiklehrer und Musikschüler mittlerweile gut eingelebt. „Wir haben hier 2500 statt wie vorher 1479 Quadratmeter zur Verfügung. Hätte man neu gebaut, wäre einiges vielleicht noch besser geworden, aber für eine Sanierung ist das hier alles sehr gut gelungen“, sagt Peter Ansorge, stellvertretender Schulleiter. Wo es anfangs noch hakte, habe man in den ersten zwei Jahren noch nachgebessert – etwa bei der Akustik in einigen Räumen, so Bärbel Frensch-Endreß.

Musikalische Früherziehung in Kindergärten

3800 Schüler hat die Musikschule derzeit, etwa 1200 davon sind in den Programmen JeKi oder JeKits in den Grundschulen aktiv. „Durch den Umzug vom Standort Auf dem Dudel hierher hat sich an der Schülerzahl nichts geändert“, berichtet die Musikschulleiterin. Neben dem Unterricht und den Veranstaltungen an der Von-Graefe-Straße gebe es auch dezentrale Angebote – unter anderem die musikalische Früherziehung in Kindergärten.

Das besondere Plus am neuen Standort sei der große Vortragssaal im Erdgeschoss, wo regelmäßig Konzerte und Vorspiele stattfinden. Außerdem verfügt man hier (unter einem Dach) über ein Tonstudio, einen Ensembleprobenraum, Bandräume, zwei Räume für die Früherziehung und einen Verwaltungsbereich, der wesentlich mehr Platz bietet als das kleine Büro im früheren Gebäude.

Im Haus gibt es eine große Aufenthaltsqualität

Auch der Café-Bereich ist großzügiger. „Das Haus an der Ruhr hatte Charme, wartende Eltern konnten dort spazieren gehen, am Fluss sitzen. Als Ersatz haben wir hier im Haus eine große Aufenthaltsqualität geschaffen. Auf der Empore und im Café selber kann man schön sitzen, es gibt aber auch einen Außenbereich, der von Eltern und Großeltern rege genutzt“, so Frensch-Endreß. Das Café soll jetzt auch einen Namen bekommen, rund 50 Vorschläge gingen nach einem Aufruf ein, welcher ausgewählt wurde, soll am Samstag verkündet werden.

Froh ist die Musikschulleitung auch darüber, dass man im neuen Domizil besser Meisterkurse und den Wettbewerb „Jugend musiziert“ durchführen kann, dass Orchester und Ensembles bessere Bedingungen zum Proben haben, dass die Gesangsausbildung ausgebaut wurde. Gelehrt werden in der Musikschule mittlerweile alle Orchesterinstrumente, von ungefähr 80 Lehrern. Erfreulich auch: Die Wartelisten für beliebte Instrumente sind nicht mehr „so dramatisch lang“ wie noch vor ein paar Jahren.

Mit Blockflötenunterricht fing alles an


Mit Blockflötenunterricht fing alles an. Zur Erstausstattung der Jugendmusikschule gehörten bei der Eröffnung 1953 deshalb auch 30 Blockflöten. In jenem Jahr wurde der Unterricht aufgenommen, zunächst in Schulen und Jugendheimen. 426 Kinder wurden im Singen und Flöte spielen sowie in Rhythmik unterrichtet. Mit den Jahren wuchs die Zahl der Fächer (Instrumente) immens, mittlerweile sind es über 25. „Die Ensembles sind unser besonderes Kapital“, erklären Bärbel Frensch-Endreß und Peter Ansorge, das Leitungsteam der Musikschule. Sie reichen von Spielkreisen bis zum Jugendsinfonieorchester.

Doch zurück zur Geschichte: 1960 erlernten schon rund 700 Kinder das Musizieren – auch auf Fidel, Gitarre oder Cello – von Musikschullehrern. Acht Jahre später waren es schon 1100. Zwischenzeitlich war die Einrichtung – übrigens eine der ersten Jugendmusikschulen in NRW – dennoch einmal in Gefahr geraten. Diskussionen um eine Reduzierung des Angebotes oder sogar um die Schließung kamen 1962 auf.

Ensembles spielten bei Festakten der Stadt

Doch die Erfolgsstory ging weiter. 1969 wurde die Musikalische Früherziehung eingeführt, 1971 zog die Musikschule in das erste eigene Haus, in das Gebäude „van der Grinten“, Auf dem Dudel 25. 1972 gründete sich der Förderverein. Den Ruhrpreis und Preise von „Jugend musiziert“ heimsten Mülheimer Musikschüler im Laufe der Zeit immer wieder ein. Es gab regelmäßig Konzerte, Ensembles spielten bei Festakten der Stadt.

1996 öffnete sich die Musikschule auch für Erwachsene, und sie begann, auch inklusiv zu arbeiten. Seit 2007 gibt es die Programme „JeKi“ und „JeKits“, das Grundschüler an Instrumente heranführen soll. „Musik, ein Leben lang“ lautet das Motto der Musikschule heute – vom Kleinkind im „Musikgarten“ bis zum Senior sollen alle Musik machen können.

Konzert und Familientag

Das Sinfonieorchester und das Concertino spielen beim Jubiläumskonzert am Freitag, 29. Juni, um 19 Uhr im Theatersaal der Stadthalle. 6/erm. 3 Euro.

Ein Familienfest (zum 5-Jährigen) steigt am Samstag, 30. Juni, 14 Uhr in der Musikschule (Von Graefe-Str.37). Eintritt frei.