Mülheim. Wenn am Samstag das Mülheimer Stadtradeln startet, ist die Realschule Broich vorne dabei. Was die Schule plant, um Lust aufs Radeln zu machen.

Jetzt wollen sie es aber wissen: Wenn am kommenden Samstag die bundesweite Aktion „Stadtradeln“ in Mülheim startet, ist die Realschule Broich kräftig am Start, um etwas für das Klima, die Gesundheit und die Akzeptanz des CO2-sparenden Verkehrsmittels zu tun. Mit besonderen Touren, Unterrichtseinheiten von der Physik bis Ernährung und einem eigenen Rad-Rikscha-Service treten Eltern, Lehrer und Schüler in die Pedale. Was sie antreibt.

„Keiner soll zurückbleiben“, kündigt Elternvertreter Kai Richter schon mal ehrgeizig an und will sagen: „Es gibt keine Ausrede mehr, um sich mit dem Auto bringen zu lassen.“ Die Rikscha kann man anfordern, um ohne fossilen Verbrenner zur Schule zu kommen. Doch auch Leihräder stehen in Absprache mit der Radstation zur Verfügung.

Mülheimer Realschule will das Rad auf ganzer schulischer Breite behandeln

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Die Realschule hat auch früher schon beim Stadtradeln mitgestrampelt, doch den neuen Impuls der Elternschaft nimmt Schulleiter Ekkehard Witthoff und sein Kollegium gerne auf: „Für uns ist es wichtig, jetzt viele Bewegungsangebote zu machen und die Motorik und Gesundheit zu fördern. Zwei Jahre Corona heißt auch zwei Jahre viel Sitzen, zu Hause sein.“ Das Rad habe unter Jugendlichen in dieser Zeit an Wichtigkeit verloren, will Witthoff festgestellt haben. Dabei scheinen die Abstellanlagen auf dem Schulhof just rappelvoll mit Zweirädern.

Philip etwa strampelt hauptsächlich zur Schule, „circa acht Kilometer täglich“, sagt er, Julians Rad hingegen steht aktuell im Keller – „es ist kaputt, ich müsste mich mal darum kümmern...“

„Für uns als Schule ist es wichtig, Bewegungsangebote zu machen“: Ekkehard Witthoff, Schulleiter der Mülheimer Realschule Broich, hat das Rad auch für sich neu entdeckt, und fährt immer häufiger von Essen-Steele zur Arbeitsstätte.
„Für uns als Schule ist es wichtig, Bewegungsangebote zu machen“: Ekkehard Witthoff, Schulleiter der Mülheimer Realschule Broich, hat das Rad auch für sich neu entdeckt, und fährt immer häufiger von Essen-Steele zur Arbeitsstätte. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Dafür gibt es nun gute Gründe, denn die kommenden Wochen sollen den Drahtesel in der Schule auf ganzer Breite ins Zentrum der Aufmerksamkeit stellen. Im Unterricht geht es zum Beispiel um die Physik des Fahrrads, die Motorik beim Fahren, die Ernährung, die ökologischen Vorteile, die Verkehrssicherheit.

Und fast täglich bieten Eltern nach der Schule kleine und größere Radtouren mal durch den Uhlenhorst, mal den Ruhrtalradweg entlang, an. Über www.team-rsb.de/termine können sich Schülerinnen und Schüler anmelden. „Für uns haben die Touren einen weiteren wichtigen Aspekt: Das gemeinsame Radeln schafft auch mehr Gemeinschaftsgefühl zwischen älteren und jüngeren Schülern“, erläutert Richter. Und hofft, dass dies auf den Schulalltag durchschlägt.

Konzept der Mülheimer Schule überzeugt auch Sponsoren

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Das Engagement der Eltern und das breite Konzept, mit dem die Realschule Broich das Thema Fahrrad in aller Munde bringen will, hat sogar Sponsoren überzeugt. Mülheimer Händler haben Preise – von der Radhose bis zu Helm und Tasche und gar Wundsalbe bei langem Sattelhocken – als Anreiz gespendet, die unter den Teilnehmenden verlost werden. Außerdem stellen Firmen rund 900 Euro zur Verfügung, um weitere Projekte wie Verkehrserziehung und sichere Schulwege zu unterstützen.

Apropos: Witthoff selbst steuert seit ein paar Wochen mit einem E-Bike gegen den inneren Schweinehund und steigt, wenn immer das geht, von Essen-Steele aus in die Pedale. „Das spart Geld und ist gesundheitlich unbezahlbar. Und man fährt richtig gut über die Strecke Gruga-Trasse, dann Radschnellweg und Fossilienweg“, wächst bei dem Schulleiter mit jedem Kilometer die Begeisterung. 45 Minuten braucht er so, mit dem Auto wären es rund 30. Ob er aber ohne solche Wege aufs Rad umsteigen würde? Witthoff ist sich nicht sicher.

Er brachte das Rad mit ins Rollen: Kai Richter organisierte gemeinsam mit der Elternschaft viele Angebote, die einen Anreiz fürs Radeln bieten sollen.
Er brachte das Rad mit ins Rollen: Kai Richter organisierte gemeinsam mit der Elternschaft viele Angebote, die einen Anreiz fürs Radeln bieten sollen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Stadtradeln lässt Sicherheitsprobleme deutlich werden

Denn hier – in der Sicherheit – liegen oft die Knackpunkte im Alltag, so auch an der Realschule: Ausgerechnet die letzten Meter an der Holzstraße machen „ein ungutes Gefühl“, weil es auf der engen Straße mit Busverkehr zwar Tempo 30 und einen gepinselten „Schutzstreifen“ für Fahrräder gibt, aber keinen eigenständigen Radweg. Den könnte man vom Fossilienweg aus, der an der Schule vorbeiführt, anschließen, und hätte dann Anbindung zum RS1, zur Innenstadt, nach Saarn, schlägt Elternvertreter Kai Richter vor.

Einen kleinen Teilerfolg hat die engagierte Realschule bereits erzielt: Mit 40 angemeldeten Radfahrern werden sie bislang als größte unter allen Mülheimer Gruppen starten. Angesichts von rund 960 Schülern ist da aber noch Luft nach oben. „Wir haben sogar einen Abschleppservice organisiert, falls es mal eine Panne gibt“, wirbt Kai Richter, „jetzt dürfte es doch wirklich keine Ausrede mehr geben, aufs Rad zu steigen“.

Stadtradeln: Auftakt am Samstag

Die Auftaktveranstaltung zum Stadtradeln in Mülheim startet am Samstag, 3. September, um 13 Uhr auf der Grünfläche an der Dümptener Kreuzung Oberheidstraße und Denkhauser Höfe.

Oberbürgermeister Marc Buchholz eröffnet die Kampagne zusammen mit dem Radel-Star Dr. Peter Beckhaus sowie dem ADFC und der Stabsstelle Klimaschutz und Klimaanpassung als Organisatoren.

Der ADFC bietet an, gemeinsam zur Auftaktveranstaltung zu radeln. Los geht’s um 12 Uhr an der Radstation am Hauptbahnhof. Im Anschluss an die Auftaktveranstaltung wird weiter geradelt. Es wird um Anmeldung gebeten: 96 911 25 oder per E-Mail: muelheim@adfc-ob-mh.de.

Die weiteren Touren des ADFC werden veröffentlicht auf der Website stadtradeln.de/muelheim.