Essen. Das Gymnasium Nord-Ost teilt sich den zweiten Platz beim Deutschen Schulpreis. Ausschlaggebend war „kulturelle Vielfalt“. Preisgeld 25.000 Euro.

Das Gymnasium Nord-Ost (GeNo) an der Katzenbruchstraße hat bei der Verleihung des Deutschen Schulpreises einen Preis gewonnen. Neben vier weiteren Schulen in Deutschland erzielte es den zweiten Platz und erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro. Den mit 100.000 Euro dotierten Hauptpreis gewann eine Schule in Hannover. Der Deutsche Schulpreis gilt als wichtigste, anspruchsvollste Auszeichnung für Schulen in Deutschland. Er wird vergeben von der Robert-Bosch-Stiftung und von der Heidehof-Stiftung.

Die Preisverleihung wurde online übertragen, die von allen Schülern auf dem Schulhof verfolgt wurde, dafür war extra eine Leinwand errichtet worden.

Fast 90 Prozent Schüler mit Migrationshintergrund

Das Gymnasium Nord-Ost hat eine Schülerschaft, die mehrheitlich aus Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zusammengesetzt ist. Mit mehr als 80 Prozent hat das Gymnasium Nord-Ost den mit Abstand höchsten Migrationsanteil aller Gymnasien in Essen. Anfang des Jahres hatte eine Jury die Schule besucht. Jetzt schreibt das Gremium in seiner Laudatio: „An dieser Schule ist sprachliche und kulturelle Vielfalt Normalität. Sie wird nicht als Problem, sondern als besonderer Bildungsauftrag gesehen. Den Bildungserfolg von der sozialen Herkunft zu entkoppeln, dieses erklärte Ziel wird erreicht. Die Ergebnisse der Abiturprüfungen bezeugen die hervorragende Arbeit, die das GeNO leistet.“

Das Gymnasium Nord-Ost

Das Gymnasium Nord-Ost, vor 52 Jahren gegründet, ist seit den Neunziger Jahren eine Ganztagsschule. Man habe sich in der Spezialisierung auf Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen vor allem „dem Wandel der Stadt angepasst“, erklärt Schulleiter Udo Brennholt.

Die Schule liegt etwas versteckt an der Katzenbruchstraße im Stadtteil-Dreieck Stoppenberg, Nordviertel und Altenessen-Süd. Wann das marode Gebäude verlassen werden kann, ist noch nicht klar. Auf dem weitläufigen Gelände soll neben der bestehenden Schule ein Neubau aus Holz erreichtet werden. Im vergangen Jahr wurde dazu der Siegerentwurf gekürt.

Erster Anlauf im Jahr 2017

Bereits 2017 hatte sich die Schule um den Deutschen Schulpreis beworben und kam unter die 20 Finalisten. Die Schule gehört zu den ersten Gymnasien in NRW, die Schulsozialarbeiter einführten, und ein so genanntes „Achtsamkeitstraining“ fest im Stundenplan verankert hat. Ab 2004 arbeitete die Schule mit Flüchtlingen, so genannten Seiteneinsteigern. Schulleiter Udo Brennholt erklärte am Mittwochmittag: „Es war ein langer Weg dahin, dass wir uns jetzt Preisträger-Schule nennen dürfen. Wir genießen es jetzt, dass wir so weit gekommen sind.“

Großes Lob der Jury

Das Gebäude an der Katzenbruchstraße gilt als marode. Es steht wegen unterirdischer Bergbauschäden schief. Ein Neubau ist in Planung. Ein Teil des Preisgeldes, kündigt Brennholt an, soll in neue Ausstattung investiert werden: „Damit können wir uns das anschaffen, was noch fehlt.“ Vor allem bei im Digitalen wolle man künftig nicht hintanstehen. „Doch eine richtige Feier“, sagt Brennholt und lacht, „werden wir uns natürlich auch leisten.“

Schulleiter Udo Brennholt.
Schulleiter Udo Brennholt. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Im März hatte eine Jury des Deutschen Schulpreises die Schule besucht und mit Lehrern, Eltern und Schülern gesprochen. „Im Gymnasium Essen Nord-Ost zeigt ein kompetentes, strategisch arbeitendes und achtsames Kollegium, wie die Potenzialentfaltung bei jungen Menschen gelingen kann, denen das Abitur nicht in die Wiege gelegt worden ist“, lobt die Jury abschließend.

Zu den Mitgliedern der Jury gehört der Bildungsforscher Mathias Ropohl von der Uni Duisburg-Essen: „Uns hat beeindruckt, wie die Schule ihre Schüler zu den bestmöglichen Leistungen bringt.“ Außerdem habe man sich davon überzeugen können, dass die Schule eine „eigenständige Schulkultur etabliert hat und keine Nation im Vordergrund steht, obwohl die Kinder und Jugendlichen aus 60 verschiedenen Ländern kommen.“ Die Schule stelle ein Leuchtturm für die Stadt dar, „an dem sich andere Schulen orientieren können.“

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