Mülheim. Es geht nicht mehr ums Ob, sondern nur ums Wie: Mülheim braucht mehr Platz in den Schulen – nun haben sich die großen Parteien klar positioniert.
„Die Mülheimer Grünen haben sich immer schon stark gemacht für Gesamtschulen“, sagte Franziska Krumwiede-Steiner am Montag im Bildungsausschuss. Und so habe man der heiß diskutierten Idee einer vierten Gesamtschule in der Stadt durchaus etwas abgewinnen können. Dennoch: Nach reiflicher Überlegung sei ihre Partei zur Überzeugung gelangt, „dass es besser ist, die bestehenden Schulen zu erweitern, um die Standorte zu stärken“. Die Grünen folgten damit dem Vorschlag der Stadtverwaltung, die auf den Neubau verzichten möchte.
Ein weiteres Mal ging es im Ausschuss um die Zukunft der Mülheimer Schulen: Aktuell sind sie zu klein, um die künftig deutlich stärkeren Schüler-Jahrgänge aufzunehmen. Kann man die Schülerflut allein durch die Erweiterung bestehender Einrichtungen bewältigen oder muss zusätzlich eine neue weiterführende Schule gebaut werden? Im Rahmen der Debatte um den zur Entscheidung anstehenden Bildungsentwicklungsplan beantworteten auch CDU und SPD diese Frage eindeutig.
Hendriks’ Fraktion favorisiert ebenfalls die Variante ohne vierte Gesamtschule
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Man müsse „lösungsorientiert arbeiten“, machte Heiko Hendriks (CDU) gleich zu Beginn seiner Ausführungen klar. Es sei wenig zielführend, einzelne Zahlen anzuzweifeln. Man müsse weiterkommen. Die Fraktion favorisiere ebenfalls die Variante ohne Gesamtschule. „Wir halten das für vernünftig. Ein Neubau könne massive, unerwünschte Auswirkungen auf andere Schulen haben, „vielleicht auch auf jene, die wir gerade erst sanieren“.
Aus haushalterischer Sicht sei die Variante ebenfalls vorzuziehen. „Es ist ohnehin schon alles sehr ehrgeizig.“ Der CDU-Mann erinnerte an die zum Teil dramatischen Probleme auf dem Bau – durch Lieferengpässe oder Personalprobleme. Konzentriere man sich allein auf die Erweiterung der Standorte, bliebe für jede einzelne Schule gewiss „mehr Spielraum“.
Durch den angepeilten Ausbau werde das „gesamte System in Mülheim“ gestärkt
Norbert Mölders (SPD) fühlte sich durch die Rückmeldungen der Schulen im Beteiligungsverfahren in seiner Meinung bestärkt: „Auch wir stimmen für die Variante A“ – also die ohne Schulneubau. Am Ende des langen Prozesses, so ist er sicher, stehen die hiesigen Schulen damit besser da, „das gesamte System in Mülheim“ werde gestärkt.
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Trotz eines engen Zeitrahmens – erst in der März-Sitzung des Ausschusses war der Beteiligungsprozess angestoßen worden – hätten viele Grundschulen tolle Ausführungen geliefert, betonten Mölders und Hendriks. Dafür gebühre ihnen Dank. Die Vorsitzende des Bildungsausschusses, Gabi Hawig (SPD), wertete dies ebenso. Die Anregungen aus Schulen und von Verbänden seien „wichtige Entscheidungshilfen“. Man müsse in den kommenden Jahren miteinander im Gespräch bleiben, so Hawig. „Auf die Schulen kommt viel Unruhe zu.“
Der Bildungsentwicklungsplan erfährt die erste umfassende Fortschreibung seit 2011
Noch ist die erste Fortschreibung des Bildungsentwicklungsplans nach 2011 keine beschlossene Sache. Der Stadtrat soll über das umfangreiche Paket, das größtenteils vom Münsteraner Beratungsunternehmen Gebit erarbeitet worden ist, Ende Juni entscheiden. Aber selbst danach befinde man sich „längst noch nicht auf der Zielgeraden, sondern erst am Anfang eines Langstreckenlaufs“, so Mölders. Vor 2026, heißt es immer wieder, kann mit den Bauarbeiten kaum begonnen werden.
Andreas Illigen, Leiter der Schildbergschule und Sprecher der Mülheimer Schulleitervertretung, griff zwei Aspekte des Bildungsentwicklungsplans auf. Als Schulleiter in Dümpten sieht er den Ausbau der Realschule Stadtmitte von vier auf sechs Züge kritisch: Schon jetzt sei es so, dass viele Kinder aus dem Stadtnorden nicht an ihrer Wunschschule an der Mellinghofer Straße aufgenommen, sondern in die Stadtmitte geschickt würden. Diese Entwicklung werde durch den Ausbau fortgesetzt.
„Den Teilstandort Meißelstraße der GGS Styrum bitte nicht voreilig schließen“
Illigen bat zudem darum, den Teilstandort Meißelstraße der GGS Styrum nicht voreilig zu schließen: „Die Schulleiterin hat Bedenken, dass der Schulraum sonst nicht ausreicht.“ Peter Hofmann, stellvertretender Leiter des Amtes für Kinder, Jugend und Schule, versprach, das Gespräch zu suchen. Möglicherweise müssten andere Übergangsfristen vereinbart werden. Grundsätzlich könne man aber „nicht noch mal alles in Frage stellen“. Das verbiete sich schon aus wirtschaftlichen Gründen, man habe in Styrum viel investiert.