Mülheim. Wer Tretboot und Hausboot kombiniert sehen möchte, muss nach Mülheim kommen: Die Grüne Flotte vermietet Trethausboote. Wir haben es ausprobiert.

Sommer, Sonne, Tretboot fahren – das macht doch jedem Spaß. Wer aber noch einen draufsetzen will, für den ist eine Tour mit der „Grünen Flotte“ vielleicht genau das Richtige: Dirk Müller, Betreiber der Grünen Flotte, vermietet kleine Hausboote, die zwar auch über einen Motor, vor allem aber über einen eigenen Trampelantrieb verfügen.

Auf dem Boot stehen zwei Fahrradsattel mit Tretlager zum Trampeln: Statt wie in einem herkömmlichen Tretboot im Sitzen, trampelt man hier quasi im Stehen – wie bei einem Fahrrad.

Mit der Grünen Flotte durch Mülheim und Umgebung

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Ein Ausflug im Hausboot über die Ruhr, angetrieben durch die bloße Kraft der Beine, Schlafkajüte und Küche inklusive – das klingt für viele sehr attraktiv, weiß Dirk Müller: „In der Ferienzeit waren alle Boote komplett ausgebucht.“ Das Besondere bei der Grünen Flotte: Anders als bei vielen anderen Booten kann man hier die Dauer der Mietung frei wählen. Ob ein Tag oder sogar zehn Tage: Dirk hat alles schon erlebt. „Die meisten mieten das Boot für drei bis vier Tage.“

Geschlafen wird bei diesen Miniurlauben im Inneren vom Hausboot selbst. Neben vier Schlafplätzen gibt es hier eine kleine Küche und eine Toilette – es erinnert an einen Campingwagen. Dirk empfiehlt, am ersten Tag nach Kettwig, dann weiter zum Schevener-Hof und am dritten Tag bis zum Baldeneysee zu fahren. So kann man viel von der Umgebung sehen, und am vierten Tag den Rückweg antreten. Was macht diese Ausflüge so besonders? „Die Entspannung, die Ruhe. Es gibt keine Autos hier, das Wasser rüttelt am Boot, Enten kommen vorbei. Man fühlt sich direkt wie im Urlaub“, berichtet Dirk. Und dieser Charme zieht Leute aus ganz Deutschland her: Heidelberg, Kassel, Nürnberg. „Tatsächlich sind die wenigsten aus Mülheim“, so Dirk.

Mülheimer Grüne Flotte: Bekanntes wirkt wie eine andere Welt

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Auch den Altersklassen sind hier keine Grenzen gesetzt: Junge Paare und Familien mit Kindern mieten die Trethausboote ebenso wie Rentner. Ein Bootsführerschein ist nicht notwendig, nach einer kleinen Einweisung seien Steuerung und Motor intuitiv bedienbar. Und so haben auch wir eine Fahrt mit der Grünen Flotte gewagt. Auf „Desire“ geht es bei schönstem Wetter los. Die Ablegestelle am Mülheimer Hafen verlassen wir noch mit Hilfe des Motors, danach steigen wir um auf den Trampelantrieb und genießen die Stille der Ruhr, der leichte Fahrtwind und der blaue Himmel.

Sina Hausmann und Dirk Müller auf der
Sina Hausmann und Dirk Müller auf der "Grünen Flotte". © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

Der Vorteil an den erhöhten Sitzen: Man kann gut die Umgebung genießen. „Vom Wasser aus sehen selbst bekannte Gegenden anders aus: Eine ganz andere Welt“, erzählt Sina Hausmann, die Dirk bei der Pflege der Boote unterstützt. „Einmal habe ich hier ein Reh durch das Wasser schwimmen sehen“, erzählt sie. Spannend seien auch die alten Schleusen, die passiert werden können.

Grüne Flotte: Wer lange tritt, kriegt Muskelkater

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Mit drei bis vier Stundenkilometer bewegen wir uns durch bloßes Treten über die Ruhr, mit Hilfe vom 5 PS-Motor werden es etwa sechs Stundenkilometer. Passend zur Geschwindigkeit tragen die vor fünf bis acht Jahren in der Mülheimer Werft gebauten Boote den Namen „Escargot“ – übersetzt „Die Schnecke“. Dieses Bootsmodell gebe es sonst nirgends: „Es ist einzigartig, eine Mülheimer Besonderheit“, findet Sina. So schön die Ruhe auf dem Schiff ohne den Motor auch ist, nach einer Weile fangen die Beine dann doch an, sich bemerkbar zu machen. Kein Wunder, schließlich wiegt das Trethausboot mit 2 Tonnen etwas mehr als andere Tretboote, weiß Dirk.

Muskelkater kann man hier durchaus bekommen: Je nachdem, wie häufig der Motor verwendet wird. „Manche wollen den Motor erst gar nicht mitnehmen“, lacht Dirk, „und dann sind sie am Ende doch froh, ihn zu haben.“ Er hat jedoch auch schon an Fahrradfahrer vermietet, die bis nach Kettwig und zurück den ganzen Tag nur getrampelt sind. So lange trampeln wir nicht. Wie zu erwarten, geht die Fahrt auf der Grünen Flotte schnell zu Ende. Dirk kennt das bereits: „Das erzählen alle, immer ist die Tour viel zu kurz. So ist das, wenn man tolle neue Eindrücke erlebt.“

Grüne Flotte vermietet noch bis Oktober

Die Saison der Grünen Flotte geht noch bis zum 10. Oktober. Ostern 2023 wird dann wieder geöffnet, bis dahin überwintern die Boote in einer Lagerhalle.

Sechs Personen können auf der Escargot fahren. Die Preise variieren je nach Anzahl der Tage: Ein Tag ohne Übernachtung kostet 190€, drei Tage mit Übernachtungen 320€

Neben den fünf Escargots (Trethausboote) kann man bei der Grünen Flotte auch Kanus und Motorboote mieten. Mehr Informationen sowie Buchungsformulare sind zu finden auf https://www.gruene-flotte.de/.

Wer ein Boot mieten möchte, kann sich unter info@gruene-flotte.de bei der Grünen Flotte melden.