Ruhrgebiet/Mülheim. Für die neue WAZ-Serie „Musste sehen!“ suchen wir Lieblingsorte im Ruhrgebiet. Zum Start haben wir die Ruhr in einem Trethausboot erkundet.

Es sind die letzten warmen Sonnenstrahlen des Jahres, die auf die leichten Wellen der Ruhr fallen. Der Fluss ist für viele der Ausdruck von Heimat, doch es gibt viele Arten, ihn zu genießen oder zu erkunden. Eine Möglichkeit, die wohl nicht jeder kennt: Das Trethausboot „Escargot“ der „Grünen Flotte“ in Mülheim. Denn vollmotorisiert kann jeder.

Für unsere neue Serie „Musste sehen!“ suchen wir die schönsten Orte und Attraktionen im Ruhrgebiet. Und zum Start geht es aufs Wasser. Dabei gibt es nicht nur eine „Schnecke“ (das ist die Übersetzung von Escargot). Vier solcher Vehikel haben die Inhaber der „Grünen Flotte“, Dirk Müller und seine Frau Nicole Breidenbach, im Mülheimer Hafen stehen. Beliebt sind sie: „Und doch werden die Boote jedes Jahr von vielen Leuten neu entdeckt“, erzählt Nicole Breidenbach. „Dabei fahren die Boote schon seit 2002 zwischen dem Hafen und dem Essener Baldeneysee hin und her.“

Eine kurze Einführung und es geht los auf die Ruhr, wo der Wind einem um die Nase weht. Das Boot ist geräumig, sechs mal zwei Meter groß, zwei Tretpedale und Fahrradsitze erwarten die Matrosen, wenn sie entern. Drinnen findet man trotzdem alles, was man braucht: Kochplatte, Tisch, eine Schlafecke für bis zu vier Personen und sogar eine Toilette.

Schlafen unter den Sternen

Schlicht und schön: Die „Chantal“ aus der Escargot-Flotte.
Schlicht und schön: Die „Chantal“ aus der Escargot-Flotte. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Mieten kann man das Boot für einen oder gleich mehrere Tage, genug Anlaufstellen zum Anker werfen und Übernachten gibt es in den zahlreichen Wassersport-Clubs, die auf dem Weg von Mülheim nach Essen liegen. Wenn es warm genug ist, schlafen die Seefahrer aber auch gerne auf dem Dach der „Escargot“ – direkt unter den Sternen. Insgesamt 34 Kilometer liegen zwischen Start- und Endpunkt, dazwischen ein Mix aus wunderschöner Natur und einem Hauch von Freiheit.

Das alles aber per Tretpedal zurückzulegen, ist laut den Eigentümern in der Region einzigartig, nur in Mülheim gibt es diese ausgefallenen Boote. Doch das Fahrradfahren auf dem Wasser hat auch seine Tücken. „Einige Radfahrer denken, das könnten sie locker schaffen“, schmunzelt Nicole Breidenbach. „Aber so leicht ist es dann doch nicht.“ Sie hat natürlich recht: Schon nach wenigen hundert Metern kommt man ordentlich ins Schwitzen.

Denn Richtung Essen zu fahren bedeutet auch, gegen die Ruhrströmung antreten zu müssen. Doch der Weg entlohnt die Mühe, Kulissen von grünen Weiden und schwerer Industrie wechseln sich ab. Auch das Schleusen ist ein Abenteuer für sich. Am Mülheimer Wasserbahnhof wird das kleine Boot noch mit der eigenen Muskelkraft und einem langen Stahlrohr sicher nach oben befördert, während die Ruhr unaufhörlich in die Schleuse fließt.

Im Notfall hilft ein Außenborder mit fünf PS

Und wenn gar nichts mehr geht: Ein kleiner 5-PS-Außenbordmotor verschafft Erleichterung beim Strampeln. Spätestens auf dem Rückweg ist die auch dringend nötig. Während der Fahrt erkennen die Leute am Wegesrand die „Escargot“, einer von ihnen freut sich besonders. „Ich habe mit an diesem Boot gebaut“, erklärt das Mülheimer Urgestein „Boerni“, der gerade einen Spaziergang an der Ruhr macht. „Ein unfassbar schönes Gefährt. Hätte ich genug Zeit, würde ich einsteigen und mitfahren.“

Mit Rückenwind ist der Weg definitiv leichter, die Zeit vergeht schnell auf der kleinen Reise durchs Ruhrgebiet. Von Mai bis Oktober geht die Saison für die „Escargot“-Flotte. „Ich bin auch schon einige Male mit dem Hausboot raus“, sagt Nicole Breidenbach, als es wieder im sicheren Hafen liegt. „Es ist eine der schönsten Methoden, hier in der Region eine Auszeit zu nehmen. Auch mit Muskelkater.“

>> Aktion: Wir suchen Ihre Lieblingsorte im Ruhrgebiet

Jetzt sind Sie dran! Nach dem Ausflug auf die Ruhr mit dem Trethausboot „Escargot“ suchen wir in der neuen WAZ-Serie „Musste sehen!“ weitere Lieblingsorte und spannende Aktivitäten hier im Ruhrgebiet. Was gehört für Sie zu Ihrer Heimat? Was macht das Ruhrgebiet aus? Und gibt es vielleicht sogar den ein oder anderen Geheimtipp, den noch wenige Menschen kennen?

Denn abseits von Touristenattraktionen wie Zeche Zollverein in Essen oder dem Landschaftspark Duisburg-Nord gibt es noch so viel anderes, was zum Revier gehört. Wir wollen Ihre Lieblingsorte im Pott vorstellen und zusammen mit Ihnen entdecken. Was, glauben Sie, muss man im Ruhrgebiet mindestens einmal gesehen oder erlebt haben?

Schicken Sie uns Ihren Tipp an die E-Mail-Adresse rhein-ruhr@waz.de und geben Sie als Betreff das Stichwort „Musste sehen!“ an.