Mülheim. Begeistert und braun gebrannt sind Marlene, Gunnar und Benjamin Klempel zurück in Mülheim. Ihre Paris-Reise hatte massig magische Momente.

Braun gebrannt und schwer begeistert – so sind Marlene (12), Gunnar (10) und Vater Benjamin Klempel (42) am Mittwochmittag von ihrer Radtour nach Paris am Duisburger Hauptbahnhof angekommen. „Ich hätte noch länger fahren können“, meint die Zwölfjährige selbstbewusst. Und auch Gunnar strahlt stolz – und etwas erschöpft –, dass er die 561,5 Kilometer dieser persönlichen Tour de France geschafft hat. Was für ein Abenteuer.

Und das setzte sich fort bis in die Stadt der Liebe, wo die drei Mülheimer mit dem Fahrrad auf Jagd nach Sehenswürdigkeiten gingen. Fast 40 Kilometer quer durch die Millionenstadt vorbei am Louvre, Notre-Dame, Montmartre, auf den Champs-Élysées und natürlich dem Eiffelturm.

„Und dann ist er da … – der Eiffelturm“

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„Ich konnte das erst gar nicht glauben, man fährt einen steilen Berg rauf – und dann ist er da ...“, schwärmt Paris-Fan Marlene von dem Augenblick, als sie bereits am Dienstag vom Fahrrad aus Paris und ganz entfernt das berühmte Wahrzeichen sah. „Das war ein magischer Moment.“

Der Eiffelturm war auch für Gunnar „mit das Beste“. Zwischendurch gab es auch ein wenig Heimweh, meint Gunnar, denn zu Hause warteten ja Mutter Melina und Hund Rémy. Jetzt aber ist jeder schwere Moment vergessen, drückt der Zehnjährige glücklich ,seinen’ Hund.

Tolle Begegnungen mit weltoffener Fahrrad-Community

„Es ist unser Ding, auch wenn es anstrengend war“, zieht auch Vater Benjamin Bilanz. Ihm bleibt in Erinnerung, wie weltoffen und freundlich sich die radelnde Community – „die Bike Packer“, sagt er – unterwegs zeigte. „Egal welcher Nation – man war schnell im Gespräch. Und man sieht unterwegs auf zwei Rädern einfach das Leben.“ Besonders beeindruckend war die Begegnung mit einem Paar im Alter von 73 Jahren, das von Paris nach Berlin wollte.

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Und die wiederum waren schwer erstaunt von der Leistung Gunnars und Marlenes – „was? In dem jungen Alter eine solche Strecke? Respekt.“

Paris mit dem Rad? „Man muss mutig sein“

Respekteinflößend – aber auf andere Weise – war für das Trio das Touren durch Paris. Ampeln? Verkehrszeichen? „Interessiert da keinen“, sagt Vater Benjamin, „man muss lernen, mutig zu sein und einfach fahren oder Autos anhalten“. Was für deutsche Verhältnisse haarsträubend klingt, funktioniert in der Stadt der Liebe offenbar ganz gut. „Dafür sind aber auch die Radwege besser ausgebaut“, meint Benjamin.

Erschöpft, aber glücklich, v.l.: Gunnar (10), Benjamin und Marlene (12) sind am Mittwochmittag mit viel Gepäck und eingeschnürten Rädern am Duisburger Bahnhof eingetroffen.
Erschöpft, aber glücklich, v.l.: Gunnar (10), Benjamin und Marlene (12) sind am Mittwochmittag mit viel Gepäck und eingeschnürten Rädern am Duisburger Bahnhof eingetroffen. © Familie Klempel

Dagegen überraschend anstrengend war die Rückreise mit der französischen Bahn: Obwohl alles geplant und gebucht war, kam der plötzliche Hammer – alle Räder mussten für den Bahntransport komplett auseinandergeschraubt und in „Fahrradsäcken“ verschnürt mitgenommen werden. So besorgten sich die Klempels im Baumarkt schnell Planen und Packband, drehten Sattel, Lenkrad und Räder ab, um alles zu verpacken. Und anschließend samt Reisegepäck das lange Gleis entlang in den übervollen Zug zu schleppen. „Dass bei einem Verkehrsunternehmen mitten in Europa solche elementaren Dinge der Infrastruktur wie Fahrradabteile fehlen ...?“, wundert sich Benjamin.

Die Klempels aber lassen sich davon nicht abschrecken. Die nächste Reise …? „Es gibt Ideen“, kündigt Benjamin Klempel an. „Dann aber mit Mutter – und Rémy“, ruft Gunnar dazwischen. Übrigens. Die Radtour war auch in Sachen Spenden für die Kindernothilfe ein irrer Erfolg: 2069,30 Euro kamen bis zum Donnerstag zusammen.