Mülheim. Im Mülheimer Südviertel scheint das letzte Wort beim Parkkonzept noch nicht gesprochen. Eine Evaluation legt Erfolge und Missstände offen.
Anwohner und Pendler im Südviertel müssen sich bei der täglichen Suche nach einem Parkplatz erneut auf Änderungen einstellen: Ein halbes Jahr nach dem Start des neuen Konzepts aus Bewohnerparken und Parkscheiben kommt vor allem auf die Besucher im Viertel eine einschneidende Veränderung zu. Sie könnten künftig statt zur Parkscheibe zum Portemonnaie greifen müssen. Worüber die Politik nun debattiert.
Brandneu ist diese Idee im Grunde nicht – nur eben als heißes Eisen vor Jahren nicht angepackt worden, als das Gewerbe im Quartier protestierte, Kunden würden damit verdrängt werden. So kam es zu der aktuellen Teilung in Zonen aus ausgewiesenen Anwohnerparkplätzen einerseits und öffentlichen Stellplätzen mit Parkscheibenregelung andererseits. Doch es ließe sich eben auch das gesamte Viertel für Anwohnerparkplätze freigeben – wenn dafür alle ,Fremdparker’ Parkgebühren zahlen müssen.
Wegfall der Parkscheibe im Südviertel träfe Besucher noch stärker
Auch interessant
Der Nachteil träfe vor allem Pendler und Besucher, die künftig, statt für zwei Stunden kostenlos parken zu können, in die Tasche greifen müssen.
Der Vorteil: Womöglich mehr Parkplatz für die Anwohner, denn wer von außerhalb kommt, könnte das Viertel meiden wollen, um Parkgebühren zu sparen. Schon von Beginn der aktuell gültigen Regelung an zeigte sich rechnerisch das Problem, dass die Stadt zwar rund 253 Parkplätze für Anwohner reservierte, es aber einen theoretischen Stellplatzbedarf von 450 gibt, weil nur 370 von 820 Anwohnerfahrzeugen im Quartier einen eigenen privaten Stellplatz haben.
Südviertel in Mülheim: Mehr Parkausweise beantragt als Stellplätze vorhanden
Die Evaluation nach einem halben Jahr: Es haben schon jetzt rund 13 Prozent mehr Anwohner einen Bewohnerparkausweis beantragt als es Stellplätze gibt – die Stadt rechnet damit, dass die Nachfrage weiter steigen wird.
„Das Beschwerde- und Anfrageaufkommen war in den ersten Wochen nach der Einführung immens“, schilderte Sonja Knopke vom Ordnungsamt in der Bezirksvertretung 1. Die neue Regelung mit Anwohner- und Parkscheiben-Zonen sei als Verschlechterung empfunden worden, weil es damit noch schwieriger geworden ist, einen Parkplatz vor der Haustür zu finden. In den angrenzenden Vierteln hingegen beschwerten sich Anwohner über mehr Fremdparker, die offenbar aus dem Südviertel verdrängt worden waren.
Bewohnerparken: Anfangs 114 Parkverstöße pro Woche
Auch interessant
114 Verstöße wegen Parkens ohne Scheibe oder auf Bewohnerparkplätzen pro Woche hatte das Ordnungsamt anfangs noch festgestellt, inzwischen sind es 25. Aus Sicht der Verwaltung habe sich die Parksituation für Anwohner insgesamt aber praktisch verbessert: Tagsüber habe man mehr Leerstände festgestellt. Abends allerdings bleibe es weiterhin schwierig, einen Stellplatz zu finden.
Kann eine erneute Umstellung auf gebührenpflichtige Plätze mit Bewohnerparken die Lage in den Abendstunden verbessern? Führt dies zu weiterer Verdrängung von Fremdparkern und einer Belastung benachbarter Viertel? Darüber debattieren nun die Fraktionen intern. Hansgeorg Schiemer (CDU) warnte davor, die „Erfolge infrage zu stellen“ sowie Parkscheiben generell einzuführen, Oskar Obarowski (SPD) mahnte, Politik mache sich lächerlich, wenn sie getroffene Entscheidungen alle paar Monate über Bord werfe. Doch eine Lösung im Südviertel – sie scheint noch nicht endgültig gefunden.