Mülheim. Seit Jahren hemmt der Denkmalschutz den Ausbau erneuerbarer Energien in der Heimaterde in Mülheim. Die SPD sieht aber eine Lösung.
Mit Volldampf ist die Energiewende in der Heimaterde bisher nicht losgegangen. Das lag nicht an den Bewohnern, die in der Mülheimer Siedlung mit dem Plan von Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern an Denkmalschutz und Bebauungsplan scheiterten. In der Bezirksvertretung 1 startete die SPD nun einen erneuten Versuch – mit einem innovativen Ansatz.
Denn gerade einmal zwei öffentliche Ladestationen für E-Autos gebe es in der Nähe, mahnte der Heißener SPDler und E-Auto-Besitzer Peter Pickert aus Erfahrung an. „Die Ladesäulen-Suche in Mülheim ist vorzeitlich“, gleichzeitig aber sei vielen Heimaterdlern eine eigene PV-Anlage, geknüpft mit einer Ladestation am Haus, aus Denkmalschutzgründen verwehrt.
Mülheims Heimaterdler würden gerne zum Klimaschutz beitragen
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Das Problem ist in Mülheim kein Einzelfall, wie auch Leser immer wieder der Redaktion schreiben: „Ich würde gerne meinen Teil zum Klimaschutz beitragen“, schildert etwa Heimaterdler Nicolas Heise, „leider werden mir sowohl von der Stadt als auch von der Justiz NRW – ein erstinstanzliches, nicht rechtskräftiges Urteil habe ich verloren – die Hände gebunden.“
Sein Problem: Er würde einen Teil einer denkmalgeschützten Mauer so umgestalten, dass er auf seinem Grundstück eine Einfahrt mit Ladestation errichten kann. An anderen Grundstücken entlang der Max-Halbach-Straße, des Sunderwegs und der Schwarzenbergstraße sei eine Einfahrt trotz Mauer schließlich auch möglich gewesen, argumentiert dieser. Bislang vergeblich.
So will die SPD den Durchbruch für die Heimaterde schaffen
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Aus Sicht der SPD gebe es jedoch durchaus Möglichkeiten, Photovoltaik und Ladestationen im Quartier einzurichten und dabei sogar den Denkmalschutz zu wahren, indem man die Parkflächen städtischer Liegenschaften etwa an Schulen und innerhalb der Siedlung mit aufgeständerten Anlagen plus Säulen ausstatte. Die Anwohner ließen sich daran beteiligen, erläuterte Pickert in der Bezirksvertretung.
Dass die Stadt im großen Umfang Freiflächen sowohl für Solarstrom wie auch Ladeinfrastruktur benötige, um das Ziel der Klimaneutralität und die Lücke im Bedarf an regenerativer Energie zu schließen, bestätigte sogleich auch die Leiterin der Stabstelle Klimaschutz, Ulrike Marx.
Und nicht nur das: Auch gebe es „gleich mehrere potenziell geeignete Parkplätze“ dafür. Vier machte Marx allein im Viertel aus: An der Kreuzung Konrad-Steiler-Straße/Sonnenweg wären 23 Stellplätze mit circa 570 Quadratmetern verfügbar, am Finkenkamp nahe Sunderweg gegenüber des Spielplatzes sind es 35 Stellplätze und circa 890 m². Ebenso stehen an der Theodor-Suhnel-Straße/Sunderweg 25 Stellplätze mit rund 770 m² sowie an der Wilhelm-Stork-Straße/Finkenkamp zwei mal acht Stellplätze mit jeweils 260 Quadratmetern.
Untere Denkmalbehörde zeigt sich offen gegenüber der Idee
Alle vier genannten öffentlichen Flächen seien zusammenhängend, relativ groß und zudem nicht oder kaum verschattet, so dass eine gute Stromausbeute zu erwarten sei, zeigte die Klimaexpertin eine Wirtschaftlichkeit auf. Gleichwohl sei auch hier zu prüfen, ob sich die Anlagen mit dem Denkmalschutz vereinen ließen und auch baurechtlich möglich seien. Die Untere Denkmalschutzbehörde habe jedoch schon signalisiert, der Möglichkeit offen gegenüber zu stehen.
Aus Sicht der städtischen Klimaschutz-Leiterin aber könnten solche Flächen für die Eigentümer von denkmalgeschützten Häusern eine Chance bieten, von Photovoltaik-Anlagen zu profitieren, die für ihre Dächer eben keine eigene Erlaubnis bekommen.
Der Einwand: Stadt betreibt ja auch keine Tankstellen
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„Wir betreiben ja auch keine Tankstellen. So lange wir keine Anbieter haben, brauchen wir darüber nicht nachzudenken“, intervenierte dagegen der Leiter der Verkehrsplanung, Roland Jansen. Eine Position, die bis zuletzt auch der ehemalige Umweltdezernent Peter Vermeulen vertrat. Nur: Bisher führte diese Haltung der Stadt dazu, dass Mülheim bei den öffentlichen Ladestationen im Ruhrgebiet zu den Schlusslichtern zählt, obwohl sich die Zahl der E-Autos hier im vergangenen Jahr verdoppelte.
Doch Jansen räumte ebenso ein, dass die Stromversorger in der Stadt zurückhaltend reagierten – es sei nicht wirtschaftlich, meinte dieser, „Ladesäulen sind ein Zuschussgeschäft“. Klima-Expertin Marx zeigte hingegen die Wege auf: „Für die Investition in Photovoltaik und Ladeinfrastruktur muss ein Unternehmen bereit sein zu investieren und die Ladeinfrastruktur zu betreiben. Hier könnte die Medl GmbH ein potenzieller Ansprechpartner sein.“
Marx’ Ansatz fand Widerhall bei den Genossen: „Die Stadt sollte mehr auf Anbieter zugehen“, erweiterte Pickert den Prüfauftrag seiner Partei. Gegen die Stimme der Partei „Die Partei“ beschloss die Bezirksvertretung 1 mehrheitlich, die genannten Flächen für Photovoltaik prüfen zu lassen sowie dafür Betreiber zu finden.