Mülheim. Zum Beginn des neuen Schuljahres waren die Verkehrserzieher zu Gast an der Hölterschule in Mülheim. Sie hatten wichtige Botschaften im Gepäck.

Die Schule hat begonnen und damit auch wieder die Diskussion darüber, wie Kinder morgens am besten zum Unterricht kommen. Prof. Gunter Zimmermeyer, Vorsitzender der Verkehrswacht Mülheim, beobachtet seit längerem, dass das Thema Verkehrssicherheit in immer weniger Elternhäusern ernsthaft erörtert wird. „Dabei ist es so wichtig, dass der Schulweg in den Familien gut vorbereitet wird.“ Denn, so Zimmermeyers beunruhigende Botschaft: Die Zahl der Unfälle mit Kindern und Jugendlichen wächst.

„In ganz 2021 wurden in Mülheim 48 Kollisionen mit Kindern unter 15 Jahren gezählt“, berichtete der Verkehrsexperte am Freitag an der Hölterschule, „in diesem Jahr waren es bereits im ersten Halbjahr 28.“ Darunter auch mehrere schwere Unfälle, wie jener am 8. Juni 2022 auf der Luxemburger Allee, als der achtjährige Henry üble Blessuren davontrug.

Viele Kitas beklagen, dass sich Eltern an der Verkehrserziehung kaum noch beteiligen

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Zimmermeyer erkennt einen Trend. Jahrelang habe man von fallenden Unfallzahlen berichten können, nun drohe eine Kehrtwende. Es gebe kaum noch Aufmerksamkeit für das Thema, das Engagement der Eltern sei zurückgegangen. „In den Familien wird sich immer weniger gekümmert – aus vielen Kitas hören wir die Klage, dass man dort mittlerweile alles allein machen muss.“ Um I-Dötzchen und Eltern zu sensibilisieren, gab es nun Elternbriefe nach Hause und die Verkehrswacht hat erneut rote Käppis und knallgelbe Warnwesten verteilt. Geld dafür kam von der hiesigen Dekra, der Sparkasse und Auto Wolf.

Die Verkehrshüter statteten die 110 Erstis der Hölterschule aus. „Die Sachen sind wichtig für euch, damit ihr auf der Straße gesehen werdet. Als ich so klein war wie ihr, gab’s solche tollen Dinge noch nicht“, erzählte Zimmermeyer den Kleinen. Einige Jahre später, in den 70ern, seien deutschlandweit noch 74.000 Kinder in Unfälle verwickelt gewesen. „Heute sind es noch 20.000. Das sind aber immer noch zu viele.“

Dass Mama oder Papa einen mit dem Auto zur Schule bringen, ist keine Alternative

„Wer ist mit seinen Eltern den Schulweg schon abgelaufen?“, fragte Zimmermeyer die Neuankömmlinge – zahlreiche Finger schnellten in die Höhe. Das sei gut, lobte der Verkehrserzieher, man müsse wissen, wo es gefährlich ist. Dass Mama oder Papa einen mit dem Auto zur Schule bringen, sei keine Alternative. Unter anderem, weil sich die Autos zu den Stoßzeiten vor der Schule knubbeln und so zur Gefahrenquelle werden.

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An der Hölterschule kämpfen sie schon lange gegen die lästigen Chauffeursrunden der Eltern. Im vergangenen Jahr wurde die Grundschule für ihre Verkehrserziehung sogar ausgezeichnet. Und so wird das mehrwöchige Projekt „Zu Fuß zur Schule“ ab dem 5. September wiederholt. Es wird sogar erweitert, berichtet Anke Hötzel, Vorsitzende des Fördervereins. Auf die Gehwege rund um die Schule werden Fußabdrücke gesprayt. Und die Kinder sammeln für jeden Gang zu Fuß „Klimameilen“. Dieses Projekt werde weltweit in 38 Ländern umgesetzt – um Kinder fit zu machen für den Verkehr und die Umwelt zu schonen.

Infomaterial zur Verkehrserziehung gibt’s auf verkehrswacht-muelheim.de oder 0208 44 49 15 60/61. Dienstags von 12 bis 16 Uhr sind die Ehrenamtler persönlich im Büro, Saalestraße 8a, zu erreichen.