Mülheim. Am Tag der Verkehrssicherheit sprach die Verkehrswacht Mülheim auf der Leineweberstraße mit Radfahrern. Wunsch und Wirklichkeit divergieren.

Beim Radverkehr in der Innenstadt läuft es nicht rund. Davon konnten sich der Vorsitzende der Mülheimer Verkehrswacht Gunter Zimmermeyer und seine Verkehrswacht-Kolleginnen Susanne Kluge und Ursula Schröder am Samstag ein Bild machen. Allein zwischen 11 Uhr und 12.30 Uhr sprachen sie mehr als 60 Geisterfahrer auf dem Radweg an der Leineweberstraße an.

Es handelte sich dabei um Verkehrssünder, die entgegen der Ausschilderung den Radweg in Richtung Eppinghofer Straße befuhren und damit nicht nur sich selbst, sondern auch korrekt entgegenkommende Radfahrer und querende Fußgänger akut gefährdeten. Eigentlich, so klärten die Verkehrswächter immer wieder freundlich, aber bestimmt auf, müssten sie in Richtung Eppinghofer Straße und Dickswall den eigens von der Stadt markierten Radfahrstreifen auf der gegenüberliegenden Straßenseite benutzen.

Manche Mülheimer Verkehrssünder reagierten einsichtig – andere nicht

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„Wenn Ordnungsamt und Polizei solche Verstöße sehen würden, würde das für die Verkehrssünder 20 Euro kosten“, weiß Verkehrswächterin Susanne Kluge. Einige Verkehrssünder reagierten auf die Ansprache freundlich und einsichtig, andere ignorant und unflätig. „Wir haben bei den Autofahrern erfreulicherweise weniger Verkehrsopfer, während ihre Zahl bei den Fußgängern und Radfahrern eher stagniert. Es sind aber immer mehr Radfahrer unterwegs, vor allem ungeübte Radfahrer mit einem E-Bike“, beschreibt Gunter Zimmermeyer die aktuelle Lage im Mülheimer Straßenverkehr.

Zimmermeyer und der stellvertretende Rechtsruhr-Süd-Bezirksbürgermeister Jörg Kampermann, der sich ebenso vor Ort ein Bild machte und das Gespräch mit Bürgern suchte, wie Nicole Knospe vom Ordnungsamt, waren sich einig: „Wir brauchen einen Verkehrsmix, bei dem alle Verkehrsteilnehmer zu ihrem Recht kommen, indem sie mehr Rücksicht aufeinander nehmen. Denn wenn sich jeder Verkehrsteilnehmer selbst der Nächste ist, kommen wir mit der Verkehrswende nicht weiter.“

Verkehrsteilnehmer kommen sich auf Leineweberstraße in die Quere

Sie müssen aber angesichts der Straßenverkehrsrealität im Gespräch mit Radfahrern, Fußgängern und Anwohnern einräumen, dass der Verkehrsmix an der Leineweberstraße theoretisch gut gemeint, aber praktisch schlecht und damit für alle Verkehrsteilnehmer riskant gemacht worden ist. Denn der Radfahrstreifen, der nur auf die Fahrbahn aufgemalt worden ist, ist ohnehin schmal und wird rechtmäßig, aber offensichtlich sehr riskant von Rad- und Autofahrern gemeinsam benutzt. Der vorgeschriebene Sicherheitsabstand von 1,5 Metern wird nur selten von Autofahrern beachtet. Hinzu kommt, dass Fußgänger die Leineweberstraße nicht nur auf den dafür vorgesehenen Übergängen queren.

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Ein zusätzliches Unfallrisiko sieht ein Anwohner der Leineweberstraße täglich darin, „dass immer wieder Autofahrer, die von der Eppinghofer Straße kommen, regelwidrig auf den Straßenbahngleisen in die Leineweberstraße abbiegen, um dann weiter stadteinwärts über die Leineweberstraße in Richtung Innenstadtkreuzung zu fahren oder gleich nach links in die Bachstraße einzubiegen.“

Mülheimer Verkehrswacht: Müssten hier häufiger informieren

Der Vorsitzende der Verkehrswacht gibt sich keinen Illusionen hin. „Wir müssten hier nicht nur am Tag der Verkehrssicherheit, sondern regelmäßig hier stehen, um Verkehrsteilnehmer für mehr Rücksicht und Vorsicht im Straßenverkehr zu sensibilisieren, der auch ökologisch dann am wenigsten umweltschädlich ist, wenn er störungsfrei fließt“, sagt Gunter Zimmermeyer. Dass die Kontroll- und Sanktionsmöglichkeiten des Ordnungsamtes begrenzt sind, macht dessen Mitarbeiterin, Nicole Knospe, mit dem Hinweis deutlich: „Wir haben gerade einmal acht Verkehrsüberwacher in Mülheim, die rechtlich aber auch nur für den ruhenden Verkehr zuständig sind, während die Polizei für die Kontrolle des fließenden Verkehrs verantwortlich ist.“

Weitere Schwachstellen im Mülheimer Radverkehrsnetz

Am Tag der Verkehrssicherheit wurden zwei weitere Schwachstellen im Mülheimer Radverkehrsnetz angesprochen. „Die dort aufgestellten Poller sind unzureichend. Denn sie werden in ihrer verkehrsführenden Funktion von vielen Verkehrsteilnehmern nicht richtig wahrgenommen, so dass manchmal sogar Fußgänger auf den eigentlich nur für Radfahrer vorgesehenen Fahrbahnabschnitten laufen“, stellt der Vorsitzende der Verkehrswacht, Gunter Zimmermeyer, mit Blick auf die Tempo-30-Zone auf der durch Poller für den motorisierten Verkehr stark eingeengte Mendener Straße fest.

Und der ehemalige FDP-Stadtrat Wolf D. Hausmann weist darauf hin, dass der regelmäßige Defekt des Aufzugs am Radruhrschnellweg-Zugang Bahnstraße dessen Nutzung massiv behindert. Als Grund für die häufigen technischen Störungen des Radweg-Lifts sieht der Diplom-Ingenieur, „dass der hier von der Stadtverwaltung installierte Aufzugtyp nur für Innenräume, aber nicht für Außenräume mit starken Witterungs- und Temperaturschwankungen“ geeignet sei.