Mülheim. Die Ruhr saugt immer wieder Löcher in den Mülheimer Leinpfad: Stolperfallen. Und leider schmeißen immer wieder Leute die Bauzäune in den Fluss.
Der Leinpfad ist nicht mehr der Jüngste, und das sieht man ihm an vielen Stellen auch an. Da gibt es zahlreiche Wegschäden, Risse, Flicken, und teilweise wirkt die Uferkante wie angeknabbert. Oder es zeigen sich plötzlich kreisrunde Löcher in der Asphaltdecke - wie erst in dieser Woche wieder unterhalb der ehemaligen Jugendherberge. Die Stadt Mülheim spricht hier auch von „Tagesbrüchen“.
Die Kuhlen, in denen sich manchmal schon Müll sammelt, sind nicht riesig, doch sie sind groß genug, um darin unglücklich hängen zu bleiben und sich zu verletzen. „Darum versuchen wir, solche Schäden immer so schnell wie möglich zu beheben“, erklärt Frank Schöttler, kommissarischer Abteilungsleiter im Tiefbauamt.
Löcher auf dem Leinpfad in Mülheim entstehen durch Ausspülungen
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Die Löcher ähneln kleinen Trichtern und entstehen durch Ausspülungen, denn die Ruhr ist immer in Bewegung. Meist nur leicht, wenn Wellengang durch die Weiße Flotte entsteht, die seit April wieder am Mülheimer Wasserbahnhof an- und ablegt. Manchmal zerstörerisch, wie beim Hochwasser im Sommer 2021.
Das schwarze Loch unterhalb des Kahlenbergs ist nicht das erste und wird nicht das letzte sein. Es wurde am Freitagmorgen von einer Fachfirma ausgebessert. „Meist wird der Bereich großflächiger aufgeschnitten, Schottermaterial aufgefüllt und die Oberfläche mit Asphalt geschlossen“, heißt es aus dem Tiefbauamt. Manchmal wird auch Flüssigbeton verwendet.
Löchrig wie ein Schweizer Käse, gefährlich marode und brüchig sei der Mülheimer Leinpfad aber nicht, versichert die Stadt Mülheim. Auf die Oberfläche wirke auch keine hohe Belastung, ergänzt Frank Schöttler, da dort nur Fußgänger und Radfahrer unterwegs sind. Nachteil für die Baufirmen, die die Schäden beheben: „Die Arbeiten gestalten sich in den meisten Bereichen des Leinpfads schwierig, da die Anlieferung nur über bestimmte Punkte erfolgen kann und Lkw dort aufgrund des zu hohen Gewichts nicht fahren können.“
Wohl Hochwasserschaden: Baustelle am Thyssenteich
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Eine auffällige, deutlich abgesperrte Baustelle befindet sich momentan zwischen Thyssenteich und Schleusenkanal - möglicherweise noch eine Folge des verheerende Hochwassers vor rund einem Jahr, das auch auf der Schleuseninsel massive Schäden angerichtet hat, die bis heute nicht komplett behoben sind. Auch am Thyssenteich ist die Decke des Leinpfads eingebrochen, ein Rechteck in den Asphalt geschnitten worden. Der Teich ist durch eine Rohrleitung mit der Ruhr verbunden, die wahrscheinlich beschädigt ist. Diese Baustelle wird laut Tiefbauamt bleiben, bis der Durchlass unter der Wasseroberfläche gefunden und kaputte Stelle repariert ist.
Rot-weiße Baustellenbaken und Zäune säumen auch weiter flussaufwärts die Ruhr, kurz vor der Mendener Brücke. Dort ist die asphaltierte Uferkante des Leinpfads weggebrochen.
Der Mülheimer Leinpfad besteht im Kern aus Schotter, eingefasst von einer Ufermauer, die auch schon einiges hinter sich hat. Nach Angaben der Bezirksregierung Düsseldorf, die in diesem Bereich für die „Unterhaltung der Ruhr“ zuständig ist, wurde sie in den 1930er Jahren durch die Rheinisch Westfälischen Wasserwerke (RWW) errichtet.
Für den Leinpfad in Mülheim sind verschiedene Stellen zuständig, keineswegs nur die Stadt. Es ist ein kompliziertes Konstrukt. Teilweise gehört der Leinpfad dem Land NRW, vertreten durch die Bezirksregierung Düsseldorf, erklärt eine Sprecherin der Bezirksregierung auf Anfrage. „Er ist an die Stadt Mülheim als Rad- und Wanderweg verpachtet, inklusive Unterhaltung und Verkehrssicherung.“ Teilweise ist die Stadt selber Eigentümerin des Leinpfads. Für die Unterhaltung der Ufermauer ist dagegen RWW zuständig - mit Ausnahme eines Mauerabschnitts im Bereich der Mendener Brücke, für den wiederum die Stadt Mülheim verantwortlich ist.
Tiefbauamt: Bauzäune und Warnbaken landen oft im Fluss
Am Leinpfad hat die Stadt auch schon eine Menge Material verloren. So schwimmt im Baustellenloch neben dem Thyssenteich ein Stück Absperrzaun. An anderer Stelle sind die aufgestellten weiß-roten Gitter an schwere Bodenplatten gekettet, und sehr viele Warnbaken landeten auch schon im Fluss. „Oft stellen wir sie auf, und sie sind schon am nächsten Tag verschwunden“, heißt es aus dem Mülheimer Tiefbauamt. Übermut, Unfug, Vandalismus - auch das ist eine Dauerbaustelle an der Ruhr.