Mülheim. Wie teuer wird der Mülheimer Mountainbike-Parcours im Wald? Und wer kommt für Folgekosten auf? Im Naturschutzbeirat wurde darüber hart diskutiert.
Wie hoch werden die Kosten für das Fällen von 24 Bäumen sowie das Herstellen eines Mountainbike-Parcours am Großen Berg in Speldorf? Im Naturschutzbeirat am Donnerstagabend deuteten sich weitere Hürden für die nicht unumstrittene Anlage an. Währenddessen ringen Stadt und private Waldbesitzer weiterhin mit illegal angelegten MTB-Strecken mitten in Naturschutzgebieten.
Der Naturschutzbeirat sei bisher von der Stadt nicht ausreichend eingebunden worden, kritisierten Mitglieder des Beirats. Denn bereits im Juli wurde bekannt, dass ein Gutachten die Fällung von 24 Bäumen und weitere 13 Kronenschnitte für notwendig hält, sollte die Stadt einen solchen Parcours anlegen. „Das veröffentlichte Areal des Gutachtens scheint deutlich größer als das ursprüngliche Gelände – wann bekommen wir das Gutachten?“, fragte Mitglied Dietrich Rohde.
Ausschussvorsitzender Keil: „Die Zusammenarbeit bekommt ein Geschmäckle“
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Der Ausschussvorsitzende Peter Keil mahnte an, dass die Gutachten laut Protokoll bereits seit gut zwei Monaten der Stadt vorlägen, ohne dass der Beirat diese zu Gesicht bekommen habe. „Die bislang vertrauensvolle Zusammenarbeit bekommt ein Geschmäckle, wenn wir Informationen aus diesen Gutachten durch die Presse erfahren.“
Die Stadtverwaltung musste die Gemüter also gleich mehrfach beschwichtigen. Nach ihren Angaben habe es sich bei den durch die Medien veröffentlichten Auszügen nur um „Entwürfe“ der Gutachten gehandelt, die angeblich noch mit der Verwaltung abgestimmt werden müssen. Das habe aber „leider“ nicht auf den Unterlagen gestanden. So beteuerte die Verwaltung, dem Beirat diese zur Verfügung zu stellen – sobald sie weiter abgestimmt seien.
Beiratsmitglied spricht von Wortklauberei
Der Aussage der Verwaltung, die Bäume würden nicht wegen der „Strecke“ gefällt, sondern aus Gründen der Verkehrssicherung, sorgte verschiedentlich für ungläubige Blicke. „Das ist doch Wortklauberei“, entgegnete ein Mitglied, denn ohne die Strecke bestünde schließlich keine Verkehrssicherungspflicht, weil es dort dann keine offiziellen Wege gebe.
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Auch der Hinweis von Referent Klaus Beisiegel, es handle sich gar nicht um einen „Dirtbike“-Parcours, denn das würde ja Hügel und Rampen für Kunststücke voraussetzen, rief Stirnrunzeln hervor. Denn zum einen liegt öffentlich kein Entwurf der Strecke vor. Das Gebiet aber ist in der Vergangenheit illegal genau für solche Dirtbike-Kunststücke genutzt worden. Was also wird stattdessen geschaffen?
Zum anderen ist seitens des MTB-Vereins Trailriders stets ein Parcours benannt worden, auf dem Kinder trainieren und auch Kunststücke üben können sollen. Und eben kein Platz etwa für Cross-Country-Touren, wie sie der Erwachsenensport auszeichnet. Durch diese Eingrenzung wollte man der Sorge von Umweltschützern entgegenkommen, dass weitere Strecken illegal dadurch entstehen, dass Mountainbiker von weiter weg mit dem Fahrrad anreisen oder die Strecke in ihre Touren einbinden.
Wer zahlt für die Kosten der Verkehrssicherung und die regelmäßige Prüfung?
Die genaue Nutzung und Planung aber ist entscheidend nicht nur für die Zahl der zu fällenden Bäume, sondern maßgeblich auch für die Frage der Kosten der Verkehrssicherung. Und zwar nicht nur, was die Herstellung eines Parcours anbelangt, sondern auch notwendiger Kontrollen und möglichen Nacharbeiten. „Wer wird die Folgekosten anschließend tragen, der Verein Trailriders? Kann sich die Stadt das leisten?“, fragte Heike Feuster, Beiratsmitglied für die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald.
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Sie gab zu bedenken, dass der Rat zwar den Auftrag erteilt habe, eine MTB-Strecke zu erarbeiten, „aber man sollte doch erst einmal prüfen, welcher Ort überhaupt geeignet ist, bevor man Gutachten bestellt und bearbeitet“. Der Wald sei es aus ihrer Sicht nicht, auch nicht am Großen Berg: „Wir reden viel über Klimaschutz und extreme Hitze, aber hier geben wir einfach den Wald auf.“ Das passe nicht zusammen, es solle nach alternativen Grundstücken gesucht werden, schlug sie vor und nannte Beispiele aus Köln.
Stadt sucht verzweifelt nach Freiraum für Jugendliche und junge Erwachsene
Allerdings seien die kaum zu finden, entgegnete Referent Klaus Beisiegel: „Wir verteidigen derzeit jeden Zentimeter alter Bolzplätze, weil Anwohner klagen und wir aus Lärm- und Artenschutzgründen nirgendwo neue bauen können.“ Erst in den kommenden Monaten wird der Naturschutzbeirat die dann abgestimmten Gutachten und die Ausarbeitung zur Diskussion erhalten. Eine Umsetzung des Parcours ist damit in weitere Ferne gerückt.