Mülheim. Die exorbitanten Preissteigerungen beim Gas lassen viele Verbraucher ins Schwitzen geraten. Welche Preise Mülheims Grundversorgerin Medl bietet.
Verdoppelte oder verdreifachte Preise für Gas? Gerade Bürgerinnen und Bürger mit geringeren Einkommen schwitzen dieser Tage nicht nur ob der hohen Temperaturen, sondern auch mit Blick auf den nächsten Winter: Die Sorge vieler ist groß, dass die Heizkosten kaum mehr zu stemmen sein werden. Ein Blick auf Mülheims Grundversorgerin Medl.
Zum Juli hin hatte Mülheims Gasgrundversorgerin Medl die Preise dann doch angehoben, sie entfacht aber am Markt mit ihren Tarifen aktuell eine hohe Anziehungskraft, weil viele Verbraucher in hitziger Atmosphäre beim Mülheimer Energiedienstleister noch ein vergleichsweise günstiges Angebot finden.
In Mülheim ist Gas um einiges günstiger zu bekommen als in Nachbarstädten
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Allein der Vergleich zu Nachbarstädten zeigt auf, dass die Medl relativ preisgünstig unterwegs ist mit ihrem Grundversorger-Tarif, der etwa für Kunden in Frage kommt, die wegen extremer Preissprünge von einem anderen Versorger wechseln wollen. Für 12.000 Kilowattstunden Gas verlangt die Medl inklusive Grundgebühr im Jahr 2024,40 Euro. Dieser Preis gilt seit der Preiserhöhung zum 1. Juli.
Die Stadtwerke Essen bieten jene Grundversorgung aktuell für 2257,89 an, bei der Energieversorgung Oberhausen werden 2313,60 Euro fällig. Gar mehr als 700 Euro kostspieliger als in Mülheim ist es für Gaskunden in Duisburg, die zur Grundversorgung wechseln wollen. Die Stadtwerke Duisburg verlangen in ihrem Tarif „Basic“ stolze 2751,29 Euro für die besagte Gasmenge. Das macht knapp 230 Euro monatliche Kosten für jenen Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 12.000 Kilowattstunden.
Mülheims Medl profitiert aktuell von ihrer weitsichtigen Beschaffungsstrategie
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Die Medl profitiert offensichtlich aktuell von ihrer Strategie zur Gasvorratshaltung. Sie kauft Gasmengen in Chargen langfristig ein und hat folglich noch Gaslieferungen ausstehen, die sie sich zu deutlich günstigeren Konditionen gesichert hat. „Bis die volle Preissteigerung am Markt unsere Kunden erreichen wird, wird noch einige Zeit ins Land ziehen“, sagt Medl-Vertriebschef Jan Hoffmann dazu.
Man braucht trotzdem einige Hartnäckigkeit, um Medl-Geschäftsführer Hendrik Dönnebrink zu einer Prognose zu bewegen, ob zur kommenden Heizperiode erneut mit einem Preisanstieg zu rechnen ist. Dönnebrink äußert sich dann vorsichtig optimistisch, die Preise zumindest bis zum Jahreswechsel stabil halten zu können – sollte Russland die Gaslieferung nicht stoppen, muss wohl dazu erwähnt werden. Dank der Einkaufspolitik sei es auch im weiteren Verlauf des Winters nicht ausgeschlossen, dass der Kilowattstundenpreis von aktuell 14,88 Cent im Grundversorger-Tarif gehalten oder ausschließlich geringfügig angehoben werden müsse.
Wettbewerber am Markt sind deutlich teurer als Mülheims Medl
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Apropos Grundversorger-Tarif. Für Neukunden bietet die Medl immer noch eine preisgünstigere Alternative an, die im lokalen Markt absolut eine Alleinstellung hat: Im klimaneutralen Tarif „Grüngas“ ist die Kilowattstunde Gas für 12,49 Cent zu haben, bei einem Jahresverbrauch von 12.000 Kilowattstunden macht das (inklusive Grundpreis) eine Jahresrechnung in Höhe von 1737,60 Euro oder monatlich knapp 145 Euro. Das Vergleichsportal Verivox wirft als Alternativen Anbieter aus, die mindestens 100 Euro mehr im Monat verlangen. Der Markt erlebt zurzeit eine Renaissance der Stadtwerke, die anders als Discounter mehr die langfristige Kundenbindung denn das kurzfristige Geschäft im Fokus haben.
Medl-Vertriebschef Jan Hoffmann sieht die Medl-Gasbeschaffung hier aktuell als großes Plus. Über ratierliche Einkäufe und die Mischkalkulation profitierten Medl-Kunden immer noch von günstig beschafftem Gas. Wenn dann einige Discount-Wettbewerber ihre Kunden aktuell mit Preiserhöhungen im Ausmaß einer Vervierfachung des Preises konfrontierten, kämen aktuell viele Neukunden oder ehemalige Kunden zurück zum örtlichen Versorger.
Mülheims Medl gewinnt aktuell viele verloren gegangene Kunden zurück
Die Zahl der Gaskunden jedenfalls habe sich „positiv entwickelt“, so Hoffmann. Sein Chef Dönnebrink spricht von aktuell wöchentlich zehn Neukunden im Schnitt. Rund 75 Prozent der Mülheimer, die auf Gasversorgung angewiesen sind, sind aktuell Kunden bei der Medl.
Manch ein Bestandskunde hat sich jüngst dennoch geärgert, dass die Medl die Abschlagszahlungen deutlich in die Höhe geschraubt hat. So hat etwa der Mülheimer Roland Briel für sich ausgerechnet, dass er seit seiner letzten Abrechnung 59 Prozent mehr zahlen müsse, „ungeachtet einer Erstattung für 21/22“. Die Medl-Hotline versuche er dazu seit Tagen vergeblich zu erreichen, sie sei dauerbesetzt.
Medl-Hotline aktuell mit mehr als 1000 Anrufern pro Tag ausgelastet
Doch auch hier glaubt Medl-Chef Dönnebrink ein gutes Argument auf der Seite seines Unternehmens. Wer nun schon außerhalb der Heizperiode einen höheren Abschlag zahle, erspare sich eine deutlich höhere Belastung im Winter. Denn eins zeigt der Trend unaufhörlich: Die Börsen- und Großhandelspreise entwickeln sich weiter aufwärts.
Zur schlechten Erreichbarkeit der Hotline sagt Dönnebrink: „Wir haben vergangene Woche an unsere Kunden die sogenannte Jahresverbrauchabrechnung Gas herausgeschickt. Aus diesem Grund erhalten wir derzeit mehr als 1000 Anrufe pro Tag. Im Regelfall wollen die Kunden die Abschlagszahlung erhöhen und damit unserem Vorschlag folgen.“ Dass es zu Wartezeiten komme, tue der Medl leid, sei aber nicht auszuschließen, „da es sich derzeit um das größte Telefonaufkommen im Jahr handelt“.