Mülheim. Vom VfB Speldorf in die Rolle des Nationaltorhüters. Der Weg von Fritz Buchloh war nicht immer einfach, doch er gab nie auf. Ein Rückblick.
Sie sind heutzutage hoch bezahlte Fußballstars, die Spieler der Nationalmannschaft. Als der Mülheimer Fritz Buchloh zwischen 1932 und 1936 insgesamt 17 Mal als Nationaltorhüter zwischen den deutschen Pfosten stand, waren seine Mannschaftskameraden und er noch Amateure, und das im besten Sinne des Wortes.
Große Gehälter und Siegesprämien waren für Nationalspieler wie Buchloh so unvorstellbar, dass sie noch nicht einmal davon träumten. Sie konnten froh sein, wenn sie die Fahrkarte für die Straßenbahn erstattet bekamen, die sie zum Spiel ins Stadion brachte.
Buchloh, der seine Fußballkarriere 1927 beim acht Jahre zuvor gegründeten VfB Speldorf begann und (bis 1945) bei Hertha BSC Berlin und Schwarz-Weiß Essen fortsetzte, verdiente seinen Lebensunterhalt nach seinem 1930 an der heutigen Karl-Ziegler-Schule bestandenen Abitur bei der Stadtverwaltung und absolvierte 1938 in Berlin eine Ausbildung zum Diplom-Sportlehrer.
Mülheimer Buchloh verpasste mit VfB Speldorf den Aufstieg
Mit dem VfB Speldorf spielte Buchloh, erst als Abwehrspieler und dann als Torwart, in der Bezirksliga, die die zweithöchste Spielklasse unter der Gauliga war. Obwohl er zweimal Bezirksmeister wurde, verpasste Buchloh mit dem VfB den Aufstieg in die Gauliga. Nur einmal, 20 Jahre nach Buchlohs letztem Spiel für die deutsche Nationalmannschaft, sollte sein Club, dem Buchloh als Vorstandsmitglied treu blieb, als Deutscher Vizemeister 1956 fast ganz oben auf dem deutschen Fußball-Olymp stehen.
Apropos Olymp: Seinen persönlichen Olymp erlebte Fritz Buchloh als Torwart der deutschen Olympiamannschaft, die am 4. August 1936, auch dank Buchloh, mit einem glanzvollen 9:0-Sieg über das Team Luxemburg im damals nagelneuen Berliner Olympiastadion die Fans begeisterte. Nicht jedes seiner 17 Deutschland-Spiele endete so glücklich. 24 Mal musste Buchloh als Torhüter der Nationalmannschaft den Ball aus dem Netz holen. Elfmal ging er als Sieger vom Platz, viermal mussten seine Teamkollegen und er sich geschlagen geben. Und zwei seiner Länderspiele gingen unentschieden aus.
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Ausgerechnet nach der 1:3-Niederlage am 1. Januar 1933 in Bologna wurde Buchloh in der deutschen Sportpresse als „Held von Bologna“ gefeiert, weil er nach seiner Einwechslung in der 50. Minute beim Stand von 1:3 den Stürmern des späteren Fußballweltmeisters Italien kein weiteres Tor erlaubt hatte. „Es spielte sich alles ab wie im Traum“, sagte der Torwart nach dem Spiel. „Das hat er gut gemacht“, lobte Reichstrainer Otto Nerz.
Starke Konkurrenz: Buchloh blieb oft Reserve
Dass Buchloh bei den Fußballweltmeisterschaften 1934 und 1938 nicht über den Status eines Reservespielers hinauskam, hatte mit der starken Konkurrenz im deutschen Tor zu tun. Neben dem Mülheimer stellte Reichstrainer Otto Nerz regelmäßig die Keeper von Regensburg und Frankfurt, Hans Jacob und Willibald Kreß, zwischen die deutschen Pfosten.
Am 4. Dezember 1932 gab Buchloh als Nationaltorhüter beim 0:2 gegen die Niederlande in Düsseldorf sein Debüt als Deutschlands Nummer 1, nachdem er bereits am 2. November 1930 in Breslau gegen Norwegen als Ersatz-Torwart auf der Bank gesessen hatte. Als Kapitän führte Buchloh die deutsche Mannschaft am 8. Mai 1935 in Dortmund zu einem 3:1-Sieg über Irland. Und am 13. September 1936 trug er beim 2:0 gegen Polen in Warschau zum letzten Mal das Torwarttrikot der deutschen Nationalmannschaft. Als Torwart spielte Buchloh während der 1930er Jahre auch im Rahmen des Reichsbundpokals für die Regionalauswahl Westdeutschlands.
Nach Krieg, Gefangenschaft und dem Ende seiner aktiven Fußballer-Zeit ging Fritz Buchloh 1949 ins Ausland und trainierte die isländische Nationalmannschaft, ehe er von 1952 bis 1954 auf die Trainerbank von Schwarz-Weiß Essen wechselte. Außerdem engagierte er sich als Vorstandsmitglied in den deutschen und europäischen Verbänden der Fußballlehrer.
Den deutschen Profi-Fußball, der 1963 mit der Gründung der Bundesliga seinen Siegeszug angetreten hatte, sah Buchloh mit Unbehagen, weil er, wie er in einem Zeitungsinterview sagte, „zur Perfektionierung des Fußballsportes beiträgt, aber dessen Idealismus und das freie sportliche Entfalten der Spieler spürbar einengt“. 1981 würdigte die Bürgergesellschaft Mausefalle das ehrenamtliche Lebenswerk des Fußballers und Sportsmannes Fritz Buchloh mit ihrem Ehrenpreis. Und nach Buchlohs Tod am 22. Juli 1998 schrieb der VfB Speldorf in einem Nachruf auf seinen ehemaligen Torwart, Vereinsvorsitzenden und Ehrenvorsitzenden: „Er war ein leuchtendes Vorbild für den Nachwuchs, das seinen Verein weit über die Grenzen Mülheims bekannt gemacht hat.“
>>> Noch ein Nationalspieler aus Mülheim:
- So wie Fritz Buchloh stand auch der 1954 in Mülheim geborene Profi-Fußballer und spätere Fußballtrainer Hans-Günter Bruns im Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft. 1984 spielte er viermal in der DFB-Auswahl.
- Bruns, der seine Bundesliga-Karriere 1973 bei Schalke 04 begann und später bei Wattenscheid 09, Fortuna Düsseldorf und Borussia Mönchengladbach fortsetzte, gewann 1979 mit Düsseldorf den DFB-Pokal und 1980 mit Borussia Mönchengladbach den UEFA-Pokal. Als Trainer coachte er unter anderem den VfB Speldorf und Rot-Weiß Oberhausen.