Mülheim. . Zwei von vier Mülheimer Sportlern, die im Jahr 1936 bei den XI. Olympischen Sommerspielen in Berlin starten, ziehen als Gewinner aus dem Stadion

Eine olympische Goldmedaille ist für viele Sportler das Größte, was sie gewinnen können. Meisterschaftstitel – national und international – können sie häufiger sammeln. Aber eine Olympia-Medaille, die ist für alle etwas Besonderes, die hat einen Ehrenplatz in der Pokalvitrine. Bisher haben elf Sportlerinnen und Sportler aus Mülheim Goldmedaillen gewonnen. Silberne und bronzene kommen hinzu. Vor 80 Jahren, 1936 in Berlin, sind vier Hoffnungsträger aus der Ruhrstadt dabei.

Fritz Buchloh, damals schon bekannter Nationaltorwart vom VfB Speldorf, hat bereits ein dutzend Mal bei Länderspielen zwischen den Pfosten gestanden. Er begeistert die Zuschauer mit glänzenden Paraden. Selbst die Gegner tragen ihn nach manchen Spielen für seine tollen Einsätze vom Platz.

Bis zum Sommer 1936 bereits zahlreiche Rennen absolviert

Beim olympischen Turnier 1936 in Berlin startet die deutsche Reichself mit einem 9:0 gegen Luxemburg. Fritz Bruchloh lässt keinen Gegentreffer zu. Aber die Hoffnungen auf eine Medaille zerplatzen bereits im Viertelfinale, als die Deutschen gegen die Norweger mit 0:2 unterliegen. Da hütet Hans Jacob aus Regensburg das Tor. Buchloh bleibt der Fußball treu und trainiert sogar zweimal kurzzeitig die isländische Nationalmannschaft.

Fritz Schaumburg hat bis zum Sommer 1936 bereits zahlreiche Rennen absolviert. Er misst sich mit internationalen Spitzenläufern und erläuft im Frühling 1936 einen neuen deutschen Rekord über 3000 Meter. Diese Bestmarke hält fast 20 Jahre. In diesem grandiosen Rennen sind die damals vier besten Läufer der Welt auf der Bahn: Höckert, Isohollo (beide Finnland), Jonsson (Schweden) und Schaumburg. Höckert schafft einen neuen Weltrekord, Schaumburg wird Vierter.

Im Olympiastadion schafft Fritz Schaumburg es bis ins Finale über 1500 Meter. Aber die Weltelite ist überlegen. Er ist schnell chancenlos abgehängt, läuft locker aus und kommt auf den 10. Platz.

Basketballmeister nach dem Krieg

Hans Keiter und sein Mannschaftskollege Edgar Reinhardt gehören 1936 zur Nationalmannschaft der Feldhandballer. Reinhardt gilt zu seiner Zeit als Allroundsportler. Beim TV Styrum beginnt er mit Leichtathletik, ist Rettungsschwimmer und nimmt Boxunterricht. Über den Polizeisportverein (PSV) kommt er 1932 in die Handballmannschaft des Rasensportvereins (RSV). Trotzdem bleibt er dem Zehnkampf treu. Nach dem Krieg wechselt er wieder die Sportart und wird mit dem Tbd Heidelberg zweimal Deutscher Basketballmeister.

Neben Reinhardt steht mit Hans Keitel im August 1936 auf dem olympischen Handballfeld: „Im Olympischen Dorf herrschte eine herzliche Atmosphäre“, erinnert er sich später. Dort trifft er den großen Jesse Owns. Der Angreifer des RSV ist auch im Olympischen Turnierfeld für einige Tore gut. Am Ende gewinnen die Handballer das Finale mit 10:6 gegen Österreich.

Sechsmal Gold für deutsche Sportler und Teams

Die Mülheimer Zeitung überschlägt sich am nächsten Morgen in schlimmer, damals üblicher Nazi-Propaganda: „Wie herrlich, ein Deutscher zu sein und miterleben zu dürfen, wie die sportliche Breitenarbeit des Dritten Reiches jetzt Triumphe ohnegleichen feiert und gestern bei den olympischen Spielen geradezu einen Goldregen auf sich herabzog. Bravo, Ihr tüchtigen Handballer und Ruderer.“ Am vorletzten Tag gibt es sechsmal Gold für deutschen Sportler und Teams.

Hans Keitel wird als Polizist gleich zum PSV Berlin abkommandiert, der 1936 in Abstiegsnot steckte. Nach dem Krieg blendet Keitel die Nazivergangenheit aus, gründet den Deutschen Handballbund mit. Beruflich leitet der Oberkommissar bald die Großeinsätze in Köln, wenn Adenauer Kennedy oder de Gaulle empfängt. 1972 wird er beinahe Sicherheits-Chef der Münchener Spiele – für ihn gut, dass es anders kommt. Olympia begleitet ihn ein ganzes Leben.

Mülheimer Goldmedaillen-Gewinner

Im Lauf der Jahrzehnte haben zahlreiche Sportlerinnen und Sportler aus Mülheim an Olympischen Spielen teilgenommen. Nicht alle haben eine Medaille nach Hause mitgebracht. Aber sie waren dabei. Bisher waren es elf Sportlerinnen und Sportler, die Gold gewonnen haben:

Hans Keiter und Edgar Reinhardt (Feldhandball, Berlin 1936)


  • Gabriela Grillo (Dressurreiten, in Montreal 1976 Mannschaftswettbewerb)

  • Nicole Uphoff (Dressurreiten, in Seoul 1988 und in Barcelona 1992, jeweils im Einzel- und im Mannschaftswettbewerb)

  • Andreas Becker, Carsten Fischer, Stefan Tewes, Jan-Peter Tewes und Sven Meinhardt (Hockey, in Barcelona 1992).

  • Jan-Philipp Rabente und Thilo Stralkowski (Hockey, in London 2012)

  • Diese Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.