Fritz Buchloh hütete zwischen 1932 und 1936 17-mal das Tor der deutschen Nationalmannschaft. Er war für den VfB Speldorf, später auch für Hertha BSC aktiv.
Ein Nationaltorhüter aus Mülheim? Was in diesen EM-Tagen unvorstellbar klingt, war in den Jahren 1932 bis 1936 Wirklichkeit. 17-mal hütete Fritz Buchloh damals das Tor der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft.
Reichstrainer Otto Nerz hatte den Torwart des VfB Speldorf bei einem Spiel der Westdeutschen Länderauswahl entdeckt und nominiert.
Am 4. Dezember 1932 stand der damals 23-Jährige Mülheimer erstmals im Tor der deutschen Nationalmannschaft. Sportlerpech, dass er bei seinem Debüt gegen die Niederlande zweimal hinter sich greifen musste. Die Deutschen verloren ihr Auswärtsspiel in Amsterdam mit 0:2. Doch Trainer Nerz, Vorgänger des späteren WM-Trainers Sepp Herberger, erkannte das Talent des Mülheimers und behielt ihn in seinem Kader.
Buchlohs zweite Chance kam schon bald. Am 1. Januar 1933 spielte Deutschland in Bologna gegen die spätere Weltmeister-Elf der Italiener. In der 50. Minute, Deutschland lag bereits 1:3 zurück, drohte das Team von Otto Nerz auseinanderzubrechen, nachdem Torwart Hans Jakob von Jahn Regensburg verletzt ausgewechselt werden musste. Doch sein Ersatzmann Fritz Buchloh brachte die italienischen Weltklasse-Stürmer mit seinen Glanzparaden zur Verzweiflung. So blieb es immerhin beim 1:3. Tags darauf feierte die deutsche Sportpresse den Mann vom VfB Speldorf als „Helden von Bologna.“ Buchloh erinnerte sich später: „Dieses Spiel war für mich, wie ein Traum.“
40 Pfennig Anfahrtskosten
Von Millionen-Gagen, á la Schweinsteiger, Gomez, Neuer und Co. konnten Buchloh und seine Kicker-Kollegen noch nicht mal träumen. Buchloh, der nach seinem Abitur am heutigen Karl-Ziegler-Gymnasium zunächst in der Mülheimer und später in der Essener Stadtverwaltung arbeitete, bekam bei seinen Länderspieleinsätzen nur die Fahrtkosten vom DFB erstattet. Das waren bei einem Länderspiel gegen Belgien, 1935 in Duisburg, gerade mal 40 Pfennige für die Straßenbahnfahrt in die Nachbarstadt.
Jahrzehnte später, als sich der deutsche Spitzen-Fußball längst professionalisiert und kommerzialisiert hatte, sagte Buchloh in einem Zeitungsinterview: „Sportler werden heute nicht nach ihrer Leistung, sondern nach der Popularität ihres Sportes bezahlt. Aber ich glaube, dass der Fußball früher fröhlicher und unkomplizierter war.“
Obwohl Buchloh 1934 und 1938 zum deutschen WM-Kader gehörte, erlebte er den vielleicht größten Moment seiner Amateur-Fußball-Karriere bei den Olympischen Spielen in Berlin beim 9:0-Sieg über Luxemburg. Dieser Höhepunkt sollte auch schon fast der Endpunkt seiner aktiven Zeit als Nationaltorwart sein. Denn am 13. September 1936 stand Fritz Buchloh beim deutschen 2:0-Sieg über Polen zum letzten Mal bei einem Länderspiel zwischen den deutschen Pfosten.
Doch Buchloh blieb dem Fußball treu, wechselte als Torwart vom VfB Speldorf zu Hertha BSC und später zu Schwarz-Weiß Essen. Außerdem ließ er sich in Berlin zum Diplom-Sportlehrer ausbilden. Das eröffnete ihm nach Kriegsteilnahme, Verwundung und Kriegsgefangenschaft nach 1945 die Möglichkeit als Trainer zu arbeiten. Buchloh trainierte nach dem Krieg nicht nur Schwarz-Weiß Essen und die Niederrhein-Auswahl, sondern für einige Jahre auch die isländische Nationalmannschaft. Damit war er der erste im Ausland aktive deutsche Fußballtrainer.
Ehrenpreis für sein Engagement
Doch seinen Lebensunterhalt verdiente er weiter als Mitarbeiter im Essener Sportamt. Nebenberuflich engagierte sich Buchloh als Schatzmeister des deutschen und des europäischen Fußball-Lehrerverbandes sowie als Vorsitzender und Ehrenvorsitzender seines alten Clubs VfB Speldorf. Für seine sportliche und menschliche Lebensleistung zeichnete die Bürgergesellschaft Mausefalle Fritz Buchloh 1981 mit ihrem Ehrenpreis Jobs, der Kandidat aus. Und nach seinem Tod am 22. Juli 1998 würdigte ihn der VfB Speldorf in einem Nachruf als „ein leuchtendes Vorbild für den Nachwuchs.“