Mülheim/Essen. Im Rhein-Ruhr-Zentrum steht fast ein Viertel der Fläche leer. Nicht tragisch, meint die neue Centermanagerin: Leute kommen nicht nur zum Shoppen.
Im Rhein-Ruhr-Zentrum (RRZ) ist neuerdings wieder Unruhe aufgekommen. Die lange vor Corona versprochene, rund 200 Millionen teure Modernisierung steht auf der Kippe, scheint kaum noch finanzierbar. Die Investoren ziehen sogar einen Verkauf des Centers in Betracht.
Den Ausgang dieser Hängepartie wird auch die neue Centermanagerin gespannt verfolgen - beeinflussen kann sie ihn nicht. Im Oktober hat Katharina Reiser ihre Arbeit dort aufgenommen, ohne großes Aufsehen. Die 38-Jährige tritt weder auf der Website des Centers persönlich in Erscheinung noch auf dessen Facebook-Profil. Eigenwerbung ist offenbar nicht ihr Stil, lieber wirbt sie für ihr Projekt: Das vor fast einem halben Jahrhundert eröffnete Center im Mülheim-Essener Grenzgebiet.
Gebürtige Kölnerin führt das Mülheimer Rhein-Ruhr-Zentrum
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Reisers Vorgängerin Heike Marzen hatte das RRZ gut drei Jahre lang geleitet. Im März 2021 wurde die Juristin zur neuen Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung in Dortmund gewählt, im Herbst trat sie ihre Stelle dort an.
Mit Katharina Reiser managt jetzt eine gebürtige Kölnerin das Rhein-Ruhr-Zentrum, die sich gleich nach dem Abitur für eine Handelskarriere entschieden hat. Ihre Ausbildung als Einzelhandelskauffrau bei Galeria Kaufhof führte direkt in den Quereinstieg als Abteilungsleiterin, später Geschäftsleiterin. Seit 2016 ist sie beim Unternehmen ECE angestellt, das europaweit rund 200 Shopping-Center betreibt, darunter das RRZ. Erfahrung als Centermanagerin sammelte Katharina Reiser bereits in Kempten im Allgäu und zuletzt in Saarbrücken.
Mehr Entertainment, um junge Leute zu locken
Nun lebt sie in Mülheim, nahe der Ruhr, und leitet das geräumige Center nahe des Ruhrschnellwegs, dessen verkehrsgünstige Lage sie als herausragendes Merkmal und besonderen Pluspunkt bewertet: „Das RRZ hat ein tolle Lage, es ist direkt angebunden an die A 40, aber man kann es auch hervorragend mit dem ÖPNV erreichen. Und kostenlos parken.“
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Außerdem hebt die Centermanagerin den nach ihrer Einschätzung hohen Freizeitwert hervor, mit dem das RRZ punkten könne: „Man kann einen kompletten Shoppingtag bei uns erleben: Mit dem Frühstück beginnen, tagsüber Kleidung kaufen oder die Wohnung einrichten, abends ins Kino oder zum Bowlen gehen.“ Gerade das erlebnisorientierte Angebot wolle man noch stärker in den Fokus rücken, sagt die Handelsfachfrau. Mit Entertainment gelingt es dem RRZ auch eher, junge Leute zu locken. Mit den Shopping-Möglichkeiten weniger. Dass eine „etwas jüngere Ausrichtung“ dem Center guttäte, räumt auch die Chefin ein.
Leerstandsquote von gut 22 Prozent - „noch verträglich“
Augenfällig sind zahlreiche Leerstände im Center - wie auch an anderen Stellen in Mülheim und nicht erst seit gestern. Vor anderthalb Jahren, im zweiten Lockdown, wurde die Leerstandsquote im RRZ auf etwa ein Viertel der Fläche beziffert. Dieses sei teils der Coronakrise geschuldet, teils „strategisch geplant“, zu Umbauzwecken, hieß es damals vonseiten der Projektentwickler. Aktuell nennt die Centermanagerin eine Vermietungsquote von knapp 78 Prozent, was umgekehrt einem gut 22-prozentigen Leerstand entspricht. Somit hätte sich wenig verändert.
Ist das eine dauerhaft tragfähige Quote oder agiert das RRZ permanent am Limit? „Das ist für Einkaufscenter noch eine verträgliche Quote“, meint Katharina Reiser und gibt zu bedenken, dass man mit insgesamt 138.000 Quadratmetern zu den größeren Centern gehöre. Zudem: „Mit unseren größeren Ankermietern - Saturn, Galeria, P&C - sind wir gut aufgestellt.“
Viele Läden im Rhein-Ruhr-Zentrum suchen Verkaufspersonal
Was auffällt, wenn man die Homepage des Centers checkt: Momentan haben neun Läden sowie das RRZ selber Jobangebote ausgeschrieben, zum Teil gleich mehrere Stellen, von der Aushilfskraft über Verkäufer/innen bis zur Filialleitung. „Viele unserer Mieter suchen händeringend Personal für den Verkauf“, bestätigt Katharina Reiser, „da sich etliche Mitarbeiter umorientiert haben.“
Neuer Forum-Manager zum 1. Juli
Zum 1. Juli 2022 soll auch im Forum ein neuer Centermanager beginnen.Seit dem Weggang von Daniel Wahle im Januar hat Maurice Gigase diese Aufgabe übernommen, oberster Centermanager bei der Forum-Betreibergesellschaft Multi Germany.Wer künftig für das Forum Mülheim zuständig ist, wollen die Betreiber auf Anfrage noch nicht bekannt geben - „aus Respekt für den derzeitigen Arbeitgeber“, wie es offiziell heißt.
Wohin? „Wir fragen uns selber, wo all die Leute geblieben sind. Vielleicht haben sie sich Bürojobs gesucht, mit geregelteren Arbeitszeiten, oder haben sich umorientiert in Richtung Lebensmittel.“ Doch grundsätzlich glaubt die Centermanagerin: „Der Handel erlebt gerade wieder einen Aufschwung. Er hat Potenzial.“