Mülheim. Jan Schroers (26) übernimmt Edeka an der Zeppelinstraße in Mülheim. Der junge Kaufmann rechnet mit 16-Stunden-Tagen, die ganze Familie hilft mit.
Nahe der Oppspring-Kreuzung in Mülheim sehen viele Menschen einfach nur einen Edeka-Supermarkt, in dem sie Alltägliches einkaufen. Doch in genau diesem Geschäft verwirklicht ein junger Mann gerade seinen persönlichen Traum. Der 26-jährige Jan Schroers hat zum 30. März den Markt übernommen: „Edeka Schroers“ steht jetzt in gelb-blauer Schrift über dem Eingang an der Zeppelinstraße.
Damit wird in der Filiale, die bis 2016 zur Kaisers-Tengelmann-Kette gehörte, ein neues Kapitel aufgeschlagen. Bislang führte Edeka Rhein-Ruhr das mit 700 Quadratmetern relativ kleine Geschäft. Nach dem Tengelmann-Aus habe man alle 26 Arbeitsplätze erhalten, heißt es in einer aktuellen Mitteilung des Unternehmens, habe den Umsatz gesteigert und fünf zusätzliche Stellen schaffen können. „Nun übergibt der Großhandelsbetrieb den Lebensmittelmarkt an Jan Schroers“, informiert Edeka, „und ermöglicht so einem Nachwuchstalent den Schritt in die Selbstständigkeit.“
Familie Schroers übernimmt Edeka-Markt in Mülheim-Holthausen
Dabei ist der Nachwuchs nicht ganz auf sich alleine gestellt, sondern wird von Edeka Rhein-Ruhr bei den notwendigen Investitionen unterstützt und von seiner Familie im Tagesbetrieb: Mutter Astrid Schroers (54) übernimmt künftig die Büroarbeit, Ehefrau Jacqueline (27) wird im Laden mit einspringen, Vater Holger ist als Fahrer bei Edeka angestellt. Der Junior sagt: „So wie andere Kinder Polizist werden wollen, hatte ich schon in der Grundschule den Wunsch, einen eigenen Supermarkt zu führen. Das fand ich schon immer toll.“
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Die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bei Edeka, die er mit 16 Jahren begann, war der erste Schritt in diese Richtung. Den entscheidenden wagt er jetzt und bringt auch schon zwei Jahre Erfahrung als Marktleiter in Oberhausen mit. Jan Schroers lebt mit seiner Familie in Kamp-Lintfort, pendelt täglich nach Mülheim-Holthausen. Die Stadt, das Viertel, sind für ihn noch Neuland, aber er übernimmt einen - gemessen an der Fläche - sehr umsatzstarken Edeka-Markt.
„Wir wollen der beste Nahversorger sein“
„Wir wollen der beste Nahversorger hier im Umkreis sein“, sagt der junge Kaufmann, „aber wir freuen uns natürlich auch über jeden Kunden aus weiterer Entfernung.“ Das Grundkonzept mit rund 11.000 Produkten soll unangetastet bleiben, nachbessern, die Auswahl erweitern will Schroers insbesondere in den Frischeabteilungen, bei Obst, Gemüse, Fleisch, Wurst und Käse. „Das ist mein Steckenpferd. Da mir regionale Produkte sehr am Herzen liegen, möchte ich noch mehr Lebensmittel von Partnern aus der Umgebung anbieten.“
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Ein Landwirt liefere bereits Kartoffeln, Zwiebeln, bald auch Spargel und Erdbeeren, bei weiteren möglichen Partnern habe er angefragt, darunter ein Apfelbauer. „Leider haben nicht alle die Möglichkeit, uns zu beliefern. Bei manchen reichen die eigenen Produkte so gerade mal für ihren Hofladen. Aber ich werde dran bleiben.“ Auch einen Cafébetrieb in der eingemieteten Bäckerei (Horsthemke) hätte der neue Edeka-Inhaber gerne, doch dafür reicht der Platz im Markt nicht aus. Das Team mit insgesamt 31 Mitarbeitenden soll unverändert bleiben.
Der Supermarkt an der Oppspring-Kreuzung ist eine von insgesamt vier Kaiser’s Tengelmann-Filialen in Mülheim, die Anfang 2017 von Edeka übernommen wurden und deren Sortiment sukzessive ersetzt wurde. Mittlerweile laufen nur noch zwei dieser Geschäfte unter der Edeka-Flagge: Neben Schroers an der Zeppelinstraße ist dies der Markt von Paschmann im Saarn-Center, der erst vor rund einem Jahr neu eröffnet wurde. Der frühere Tengelmann-Laden im Rhein-Ruhr-Zentrum wurde dagegen im Herbst 2017 geschlossen, und das Traditionsgeschäft an der Wissollstraße in Speldorf - der ehemalige Klimamarkt - wurde im Juli 2018 umgewandelt in eine Netto-Filiale.
Im Team von Jan Schroers sind noch viele Beschäftigte aus alten Tengelmann-Zeiten. Eine Fleischerei-Fachverkäuferin, seit elf Jahren hier beschäftigt, meint, der Supermarkt habe sich kaum verändert: „Neu sind eigentlich nur die Salatbar, die ,Heiße Theke’ und die Deckenverkleidung.“ Der neue Chef, der ihr Sohn sein könnte, verspricht, bei Edeka Schroers solle es „familiär und gemütlich“ zugehen. „Ich bin auch täglich selber als Ansprechpartner vor Ort.“
Paschmann plus drei
Insgesamt gibt es zehn Edeka-Märkte in Mülheim, alle werden von selbstständigen Kaufleuten geführt.
Sieben Filialen betreibt allein das Familienunternehmen Paschmann, daneben gibt es Edeka Kels an der Kleiststraße, das E-Center Czaikowski am Wiescher Weg und jetzt Edeka Schroers an der Zeppelinstraße.
Dem jungen Familienvater ist klar: „Erst mal muss ich mich jetzt wohl auf 16-Stunden-Tage einstellen. Aber es ist halt mein Lebenstraum.“ Hobbies hakt er vorerst ab, vielleicht kommt er wenigstens zum Motorradfahren - frühmorgens zum Geschäft, abends zurück.