Mülheim. Im Herzen von Mülheim-Styrum schwillt der Ärger über Autofahrer, die auf Kosten der Fußgänger parken. Bürger wollen die Gehwege frei sehen.
Keine Frage: Der Autoverkehr im Herzen von Styrum – an der Oberhausener Straße – quillt aus allen Poren. Die blumigen Straßennamen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass auf der Bundesstraße zwischen Rosen- und Feldstraße viel Blech fährt – und vor allem steht. So dicht und chaotisch, dass es zwei Anwohnern zu viel ist: Sie haben beim Oberbürgermeister beantragt, das Parken auf dem Gehweg abzuschaffen.
„Ein Gehweg ist ein Verkehrsweg für Fußgängerinnen und Fußgänger und kein Abstellplatz für Kraftfahrzeuge“, heißt es im Bürgerantrag an OB Marc Buchholz. Doch genau das hat die Stadt hier reichlich zugelassen, obwohl ein Parkplatz auf dem Sültenfuß eingerichtet ist. Doch der kostet Gebühr – das Gehwegparken hingegen gibt’s für lau.
Je nach „Park-Stil“ bleibt Fußgängern weniger als 1,50 Meter Platz
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Also nutzen dies auch viele. Am Dienstagmittag ist der Sültenfuß-Parkplatz gut belegt, dennoch sind die Bordsteine rammeldicht. Und nicht nur dort, wo es die Stadt großzügig ermöglicht hat: Sondern auch an der Haltestelle des Bürgerbusses haben Autofahrer ihre Karossen abgestellt und auf dem Gehweg vor der Schneiderwerkstatt hat sich ein silberner Mercedes eingerichtet.
Verbotenerweise – hier bleibt Fußgängern vielleicht ein Meter Platz. Doch keine zwei Meter zuvor ist das Parken auf dem Gehweg erlaubt. Und viel mehr Platz hat der Fußgänger hier, zwischen Barbershop und Märklin-Fachgeschäft, auch nicht. Je nach „Park-Stil“ vielleicht 1,50 Meter oder weniger. Dabei wären 2,50 Meter die Norm. Für Rollstühle, Kinderwagen und selbst Rollatoren kann das Gehwegparken also eng werden. Begegnen sich zwei, müsste einer von beiden schon den Rückwärtsgang einlegen.
Fußgängerin: „Wenn ein SUV hier parkt, muss ich schauen, wie ich dran vorbeikomme“
Eine Fußgängerin mit kleinem Rollwägelchen bestätigt den Eindruck: „Das passiert hier oft. Wenn ein SUV so parkt, muss selbst ich schauen, wie ich daran vorbeikomme.“ Auch in den Kurven würden Autos oft „unorthodox abgestellt“. Das Gehwegparken einzuschränken? „Eine gute Idee“, überlegt sie und wendet ein. „Aber es fehlen auch Parkplätze.“
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Wie frei Autofahrer ihren „Park-Stil“ gestalten, haben die Anwohner in ihrem Antrag gegen das Gehwegparken fotografisch festgehalten: Halbseitig mit dem Sprinter oder auch spitz mit beiden Vorderreifen drauf. „Mal eben zum Brötchenholen.“ Alles kein Problem – für den Autobesitzer.
Anwohner: Voller Gehweg wird aus Sicherheitsgründen gebraucht
„Wir nehmen Bezug auf das Leitbild der Stadt Mülheim, das ,den emissionsfreien oder emissionsarmen Verkehrsmitteln den Vorrang’ einräumt“, argumentieren die Anwohner. Demzufolge dürfe eine Verkehrsfläche, die dem Fußverkehr gewidmet ist, nicht zum Abstellen von Kraftfahrzeugen zweckentfremdet werden. Gerade an der verkehrsreichen Straße, wo auch viele Familien mit Kindern lebten, werde der volle Gehweg schon aus Sicherheitsgründen dringend benötigt. Ganz zu schweigen von der durch Autos eingeschränkten Aufenthaltsqualität.
Es liege „in der Verantwortung von Kraftfahrern, ihr Kraftfahrzeug im Straßenverkehrsraum ordnungsgemäß auf der Fahrbahn oder in Abstellbuchten abzustellen“, heißt es im Antrag.
Doch wohin mit dem Blech? Auf der Bundesstraße wird es eng, denn neben den Autos braust auch die Straßenbahn durch das Styrumer Zentrum. Das Parken auf der Straße würde dem fließenden Verkehr den Raum nehmen. Ähnlich wie an der Kampstraße, wo die Stadt zum Vorteil des Autos das Gehwegparken nicht ahndet. Und zum Nachteil der Fußgänger. Auch im Dorf Saarn hat die Dominanz des Autoverkehrs für scharfe Debatten gesorgt.
Auf Anfrage der Redaktion zu den Gründen des Gehwegparkens will die Stadt sich im Mobilitätsausschuss am 31. Mai äußern, wenn der Bürgerantrag behandelt werden soll.
Geh-rechte Fußwege
Grundsätzlich sollen Gehwege das Regelmaß von 2,50 Meter Breite haben – so gibt es die Bundesregierung den kommunalen Verkehrsplanern für eine „geh-rechte Verkehrsplanung“ vor.
Das gilt für neue Straßen. Doch oft herrscht in der Stadt noch die alte Regelung des Mindestmaßes von 1,50 Metern.
Die Problematik für Styrum ist im Leitbild der Stadt aus dem Jahr 2013 bereits richtig erkannt. Dort heißt es: „Auch die Parkplatzsituation gilt als schwierig, was oft wildes Parken nach sich zieht.“