Mülheim. Der CDU ist bei den Landtagswahlen in Mülheim Historisches geglückt. Auch die Grünen sind große Gewinner. Unser Kommentar zur Wahl.

Was haben sich die Protagonisten der CDU in der Vergangenheit doch stets bemühen müssen in Durchhalteparolen: Irgendwann wird’s doch mal klappen. Jetzt hat es geklappt. Erstmals in der Geschichte der NRW-Wahlen hat die Union die SPD in Mülheim hinter sich gelassen. Sie profitierte dabei nicht nur vom Landestrend; ihre Zuwächse in Mülheim waren gar noch ordentlicher als im Land. Und das, obwohl sich die CDU mit einem zurückhaltenden Wahlkampf nicht in die vorderste Reihe gedrängt hat. Einmal mehr, wie bei der Kommunalwahl vor eineinhalb Jahren, hat die CDU damit gepunktet, in unruhigen Zeiten den Ruhepol zu geben.

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Die große Bühne hat SPD-Spitzenkandidat und -Parteichef Rodion Bakum gesucht. Auf seinem Roten Sofa fehlte kaum einer der Promi-Genossen aus Bund und Land; Bakum machte intensiv Haustür-Wahlkampf. Für ihn selbst haben die Monate des Reinkniens sich noch gelohnt. Bakum zieht das Mandat. Seine Partei aber landete nicht nur erstmalig hinter der CDU, sondern fuhr ihr schlechtestes Ergebnis bei einer NRW-Wahl ein. Die Kommunalwahl hat Bakums SPD verloren, jetzt auch die im Land. Es ist nach der gewonnenen Bundestagswahl längst nicht alles im Reinen bei den Genossen. Es wird Kraft und Aufarbeitung kosten, wieder annähernd zu alter Stärke zu finden.

Famos wieder einmal Mülheims Grünen – und ein Absturz der FDP

Famos – wieder einmal – die Grünen. Sie haben die Themen der Zeit, sie haben, anders als die SPD, den Rückenwind aus Berlin dank ihrer starken Minister Baerbock und Habeck, die sich im Gegensatz zu Kanzler Olaf Scholz besser zu präsentieren wussten, den Gesprächsfaden zu Bürgerinnen und Bürgern in schweren Krisenzeiten nicht verloren haben. Europa, Stadt, Bund und Land: Mülheims Grüne sitzen als dritte Kraft fest im Sattel.

Hingegen war die Wahl für Mülheims Liberalen ein einziges Desaster. 2017 noch so stolz auf sich selbst, stehen sie nun mit leeren Händen da: Auch Christian Mangen wird Mülheim nicht länger im Landtag vertreten können. Eine bittere Stunde für die FDP, eine bittere Erkenntnis auch für Mülheims Linke: Sie rückt immer näher heran an die Bedeutungslosigkeit. Obwohl es soziale Schieflagen in dieser Stadt zuhauf gibt. Woran es liegt, muss die Partei sich mehr denn je fragen.