Mülheim. Ein provisorischer Biergarten auf dem Mülheimer Rathausmarkt wird zunehmend unwahrscheinlich, obwohl Gastronomen wollen. Woran es scheitert.
Gelsenkirchen stampfte ihn in wenigen Wochen aus dem Boden, doch in Mülheim ticken Uhren anders: Monate nachdem die SPD einen Pop-up-Biergarten zur Belebung des Rathausmarktes vorgeschlagen hatte, steht nun fest: In diesem Jahr wird’s wohl nichts.
Dabei hatte vieles dafür gesprochen: Eine Veranstaltung auf dem Rathausmarkt sei „aus ordnungsrechtlicher Sicht lösbar“ und auch der Rathausmarkt als Veranstaltungsort sei für so ein Format – dank der vorgenommenen Umbauten für Strom- und Wasseranschlüsse – geeignet, teilt Stadtplaner Daniel Bach auf Anfrage der Redaktion mit.
Warum ein provisorischer Biergarten in Mülheim ein Paradox ist
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Das aber war es auch schon: Bei den städtischen Erläuterungen zur Umsetzbarkeit hingegen mag man sich ans Zenon’sche Paradoxon erinnert fühlen. Der ,alte Grieche“ hatte behauptet, dass Achilles eine einfache Schildkröte mit gewissem Vorsprung niemals würde einholen können, weil immer dann, wenn der flinke Sagenheld den ehemaligen Punkt der Schildkröte erreiche, diese ja schon etwas weitergekommen sei.
Nun ging es Zenon bei seinem (scheinbaren) Paradox bekanntlich nicht um Biertischgarnituren, Ausschank-Sondernutzungserlaubnisse, Trinkwasser- und Toilettenanschluss, Handwaschmöglichkeiten, Beschallungs- oder gar ein Feuerwehraufstellplatzmanagement.
City-Management und MST fehlen das Personal und die Mittel
Der Verwaltung hingegen schon: Doch weder seien die „Verwaltungsmitarbeitenden ohne fachlichen Veranstaltungs-Background“ in der Lage, die scheinbar unendliche Strecke an „fachlichen Anforderungen und dem damit verbundenen zeitlichen, finanziellen und personellen Aufwand“ bis zum Ziel eines Biergartens zu bewältigen, heißt es auf Anfrage der Redaktion.
Noch könne dies aktuell das Mülheimer Stadtmarketing (MST) oder das Citymanagement „personell und finanziell leisten, ein solches Projekt so kurzfristig und außerhalb der Jahresplanung, die sich bereits in der Umsetzung befindet, umzusetzen“. Es bedürfe daher eines professionellen Veranstalters.
Verschönerungsklub will Akteure an einen Tisch holen
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Andreas Preker-Frank, Initiator des Verschönerungsklubs, hatte sich für die Idee der Genossen stark gemacht und bereits Gastronomen und Händler wie den Ratskeller und das Good Life für die Bewirtung gewinnen können. Die Regler hätten das Künstler-Booking liefern können. Doch keine der Parteien sah die Möglichkeit, darüber hinaus als Veranstalter auftreten zu können.
„Aus dem Stehgreif einen Pop-up-Biergarten hinzustellen, is’ nich?“, fragt sich der Verschönerer, wie wohl Gelsenkirchen dies vor zwei Jahren in gerade einmal zwei Wochen hinbekommen hatte. Denn „Pop-up“ – zu deutsch so viel wie „plötzlich auftauchen“ – mache ja deutlich, dass alles provisorisch sei. „Hier hatte ich darauf gesetzt, dass die Verwaltung stärker unterstützt“, hofft Preker-Frank, dass sich vielleicht ein Verein als Organisator fände. Vielleicht werde er auch einen Verein für solche Zwecke gründen.
So rennt Achilles weiter seiner Schildkröte hinterher, und der „Pop-up-Biergarten“ bleibt ein Mülheimer Paradox. „Eine Umsetzung in diesem Jahr“, teilt die Stadt mit, „ist vor diesem Hintergrund voraussichtlich nicht absehbar“.