Mülheim. Anmeldezahlen an den Mülheimer Gesamtschulen wieder gestiegen. Schulamt schätzt, dass 150 Kinder keinen Platz an ihrer Wunschschule bekommen.

Die Schulform Gesamtschule bleibt bei den Eltern sehr gefragt: Wieder sind die Anmeldezahlen für die Klasse 5 an den drei Mülheimer Schulen stark angestiegen. 582 Mädchen und Jungen wurden jetzt angemeldet, im vergangenen Jahr waren es 544. Wieder werden nicht alle einen Platz bekommen können.

Die Anmeldungen an der Gesamtschule Saarn (66) und der Willy-Brandt-Schule (197) in Styrum liegen etwa auf dem Stand des Vorjahres, die Anmeldungen an der Gustav-Heinemann-Schule (319) in Dümpten, der Gesamtschule mit der seit Jahren größten Nachfrage, sind wieder angestiegen, so das Amt für Kinder, Jugend und Schule. Allein in Dümpten mussten im vergangenen Jahr 86 Schüler abgewiesen werden. Die Gesamtschule in Dümpten, die in diesem Jahr ihr 50. Bestehen feiert, war die allererste Gesamtschule der Stadt Mülheim und eine der ersten überhaupt in NRW. „Die Schule hat seit Anfang der 1970er Jahre eine sehr gute Reputation“, erklärt Peter Hofmann, stellvertretender Schulamtsleiter, die traditionell gewachsene Beliebtheit der Schule.

Aus den Nachbarstädten möchten 106 Kinder in Mülheim zur Gesamtschule gehen

Vor allem auf die Gesamtschulen in Dümpten und in Styrum möchten auch viele Familien aus den Nachbarstädten Essen und Oberhausen ihre Kinder schicken: Insgesamt 106 Anmeldungen auswärtiger Kinder gibt es in diesem Jahr, im vergangenen waren es noch 87.

Neuer Bildungsentwicklungsplan ist politisch beschlossen

Der Auftrag für einen neuen Bildungsentwicklungsplan wurde in Mülheim schon im vergangenen Jahr politisch beschlossen. Das wurde unlängst von den MBI gefordert.

Seit dem letzten Bildungsentwicklungsplan aus dem Jahr 2011 habe sich die Situation grundlegend verändert, verwies die MBI schon 2019 nicht nur auf steigende Geburten- und Schülerzahlen, sondern auch auf die zusätzlichen Anforderungen durch Integration und Inklusion.

Bis Ende 2020 soll es nun einen ersten Entwurf zur Beratung für die Politik geben, bestätigte Schuldezernent Marc Buchholz. Der Ausschreibungstext für das Gutachten sei inzwischen fertig, demnächst würden mehrere Institute angefragt.

Externe Experten werden bis zum Jahresende hochrechnen und wissenschaftlich begründen, wie hoch die Nachfrage an den Schulen künftig sein wird und ob möglicherweise eine neue weiterführende Schule in Mülheim gebraucht wird.

Wie viele Kinder am Ende pro Schuljahr an den Schulen aufgenommen werden können, hängt von einem Berechnungsverfahren ab, in das zum Beispiel eingeht, wie viele Kinder einen sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf haben – Stichwort Inklusion. Die so genannte „Bandbreitenregelung“ des Landes NRW geht von 25 bis 29 Kindern pro Klasse aus, erläutert Hofmann.

Im vergangenen Jahr mussten 165 Anmeldungen an den Mülheimer Gesamtschulen abgelehnt werden; Hofmann schätzt, dass es in diesem Jahr etwa um die 150 Ablehnungen werden könnten. Das komme auch darauf an, ob sich Familien, die sich die Gustav-Heinemann- oder die Willy-Brandt-Schule gewünscht hätten, sich doch noch für Saarn entscheiden würden, wo es noch Kapazitäten gebe. Diese Beratung im Rahmen des Schülerausgleichverfahrens werde bei der Anmeldung gemacht - es sei letztlich aber eine Entscheidung der Eltern, betont Amtsleiter Hofmann.

Gesamtschulen bieten unterschiedliche Schulabschlüsse an

Ein Kriterienkatalog entscheidet per Punktesystem über die Aufnahme an der Gesamtschule, wenn es mehr Anmeldungen als freie Plätze gibt, erklärt Schulamtsleiter Peter Hofmann. „Die Kriterien werden an den Schulen unterschiedlich gewichtet.“ Gesamtschulen müssten grundsätzlich Schüler verschiedener Leistungsgruppen berücksichtigen, weil sie unterschiedliche Schulabschlüsse anbieten. Neben dieser so genannten „Leistungsheterogenität“ sind weitere Auswahlkriterien etwa, ob es schon Geschwister an der Schule gibt, ein ausgewogenes Verhältnis von Jungen und Mädchen sowie Kindern verschiedener Muttersprachen. Und auch der Schulweg spielt eine Rolle.

Die Gesamtschulen werden die Familien noch vor Beginn des Anmeldeverfahrens zu den übrigen weiterführenden Schulen am 27. und 28. Februar darüber informieren, ob ihr Kind aufgenommen werden konnte. Wenn das nicht der Fall ist, müssen die Kinder an einer anderen weiterführenden Schule angemeldet werden.

Angesichts der steigenden Anmeldezahlen sehen nicht nur viele Mülheimer Eltern, sondern auch Politiker Bedarf für eine vierte Gesamtschule in der Stadt. So forderten die Grünen schon im vergangenen Jahr eine weitere Gesamtschule, am besten in der Innenstadt.