Mülheim. Mülheims Nobelpreisträger Benjamin List trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Warum er seine Unterschrift nun bereits zum zweiten Mal setzte.

Es war nicht Liebe auf den ersten Blick mit Mülheim, das räumt Benjamin List ein, der – zweite! – Nobelpreisträger der Stadt, doch inzwischen sei er mit der Stadt am Fluss eng verbandelt. Dass es für ihn, den Ausnahme-Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut (MPI) auf dem Kahlenberg, eine große Ehre ist, sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen, nimmt man ihm sofort ab. Eine Premiere aber ist es für List nicht. Seine Unterschrift prangt bereits seit 2013 in Mülheims Goldenem Buch.

Dass er sich nun erneut – bereits zum zweiten Mal – ins Goldene Buch der Stadt eintragen durfte, ist nicht nur für Benjamin List etwas ganz Besonderes. Der Chemie-Professor ist damit einer der wenigen, dessen Name gleich zwei Mal in Mülheims besonderem Buch auftaucht. Die Eintragung fand am Montag in der Stadthalle statt, untermalt von den swingenden Klängen der traditionsreichen Ruhr-River Jazzband.

Benjamin List hat auch bereits den Mülheimer Ruhrpreis erhalten

Dieses Mal aber, nach seiner ersten Unterschrift 2013 im Rahmen der Ruhrpreis-Verleihung, konnte List einen entscheidenden Zusatz unter seinen Namen setzen: Träger des Nobelpreises für Chemie 2021. Nicht ohne Stolz in der Stimme las Oberbürgermeister Marc Buchholz diese Zeile vor und räumte gleichzeitig ein, in Chemie ein eher mäßiger Schüler gewesen zu sein.

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Doch auch mäßigen Chemie-Schülerinnen und -Schülern vermochte Professor Ferdi Schüth, Direktor am Mülheimer Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, in gewohnt kurzweiliger Art und Weise näherzubringen, was diese asymmetrische Organokatalyse eigentlich ist, mit der sich Ben List beschäftigt und für seine bahnbrechenden Entdeckungen in diesem Forschungsbereich die herausragende Ehrung des Nobelpreises erhalten hat.

Riesiger Jubel herrschte bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Max-Planck-Institutes für Kohlenforschung, als im Oktober vergangenen Jahres bekannt gegeben wurde, dass Benjamin List, Chemiker von Weltrang und Direktor am Max-Planck-Institut (MPI) für Kohlenforschung, mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wird.
Riesiger Jubel herrschte bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Max-Planck-Institutes für Kohlenforschung, als im Oktober vergangenen Jahres bekannt gegeben wurde, dass Benjamin List, Chemiker von Weltrang und Direktor am Max-Planck-Institut (MPI) für Kohlenforschung, mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wird. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

MPI-Direktor Schütz hält herzliche Laudation auf seinen Forscher-Kollegen Ben List

Schüth, langjähriger Wegbegleiter Lists, hielt eine herzliche Laudation auf seinen Kollegen und gewährte dabei nicht nur – verständliche – Einblicke in die Wissenschaft, sondern auch in Persönliches. Überzeugend räumte er mit dem Vorurteil auf, dass hochkarätige Forscher wie List in höheren Sphären schwebten.

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„Wer das denkt, liegt weit daneben“, sagte der MPI-Direktor und schilderte den Nobelpreisträger als nahbaren Familienmenschen, Hundefreund und Weinliebhaber. Schüth schloss seine Laudatio nicht nur mit der Gratulation an List selbst. Auch alle Mülheimerinnen und Mülheimer beglückwünschte er dazu, dass Benjamin List Bürger dieser Stadt ist – und das hoffentlich auch noch lange bleibt.

Nobelpreisträger Benjamin List bekommt auch Mülheims Ehrenbürgerschaft

Denn List macht keinen Hehl daraus, dass San Diego in Kalifornien sein „absoluter Lieblingsort“ sei. Mit Mülheim aber habe er sich in den vergangenen Jahren mehr als angefreundet, der Fluss, das viele Grün bringen ihn zum Schwärmen. Auch das nimmt man ihm ab: Er ist gerne ein Bürger dieser Stadt, in deren Goldenem Buch er sich nun zum zweiten Mal verewigen durfte.

Auf die Verleihung der Ehrenbürgerschaft aber wird Ben List noch ein Weilchen warten müssen. Erst im kommenden Jahr, so kündigte OB Buchholz an, soll sie ihm verliehen werden. Nicht nur das ist für List ein Grund, noch etwas länger in Mülheim zu bleiben, hofft nicht nur der OB.

Lieben gelernt, sagt List, habe er die Stadt inzwischen durchaus – nicht nur wegen der tollen Menschen in seiner Umgebung, seinen Freunden und seinen Kolleginnen und Kollegen am MPI auf dem Kahlenberg, sondern auch wegen des sensationellen Ausblicks von dort oben, aus der neunten Etage des Institutes.