Mülheim. In Mülheim beginnt der Landtagswahlkampf. Den ersten gemeinsamen Auftritt hatten die Kandidaten nun vor rund 400 Schülerinnen und Schülern.
Wenngleich das NRW-Wahlrecht Jugendliche unter 18 Jahren noch immer vom Gang zur Urne ausschließt, dürfen einige der ältesten Schülerinnen und Schüler am 15. Mai zum ersten Mal ihr Kreuz machen. Rund 400 von ihnen konnten sich am Mittwoch bei einer Podiumsdiskussion in der Westenergie-Sporthalle ein Bild von den Mülheimer Kandidaten machen.
Der Einladung der Bezirksschülervertretung waren Kathrin Rose von den Grünen, Christian Mangen von der FDP, Marc Scheffler von den Linken, Heiko Hendriks von der CDU und Rodion Bakum von der SPD gefolgt. Das Quintett offenbarte beim ein oder anderen Themenfeld doch klare Meinungsunterschiede.
Rodion Bakum (SPD) findet zum ÖPNV in Mülheim klare Worte
Zum Beispiel beim Thema ÖPNV, wo SPD-Mann Rodion Bakum einmal mehr seine Vision von einem ticketfreien, umlagefinanzierten ÖPNV vorstellte. Der 31-Jährige wählte nicht nur bei diesem Thema eine einfache und direkte Ansprache an die Jugendlichen: „Die Situation in Mülheim ist scheiße!“
„Wer ÖPNV nutzt, sollte auch seinen Beitrag leisten“, meinte hingegen Christian Mangen, der für die FDP als einziger in der Runde im aktuellen Landtag sitzt. „Für einen kostenlosen ÖPNV bin ich nicht“, stellte der 50-Jährige klar.
Breite Zustimmung für ein kostenloses Schülerticket
Zumindest ein kostenloses Schülerticket würden sich die anwesenden Schülerinnen und Schüler wünschen. Mit grünen oder roten Karten konnten sie aktiv in die Veranstaltung eingreifen und ihr Meinungsbild kundtun. Als nach der Zufriedenheit mit der aktuellen Situation des Nahverkehrs in Mülheim gefragt wurde, hagelte es wenig überraschend rote Karten.
Auch beim Thema Klimaneutralität war der FDP-Kandidat in einen Konflikt involviert – diesmal mit seiner Kollegin von den Grünen. „Ich bin gegen Verbote, wir müssen nicht auf das Auto verzichten“, stellte Mangen klar. „Platt“ fand Kathrin Rose diesen Einwand und konterte: „Ich weise von mir, dass wir Grüne das Auto verbieten wollen.“
Nein zum Bund: Bildungspolitik soll Ländersache bleiben
Auch der Einwand von Linken-Kandidat Marc Scheffler ging klar in Richtung der Liberalen. „Der freie Markt wird das alleine nicht lösen, denn der interessiert sich nicht dafür“, sprach sich Scheffler für gesetzliche Vorschriften aus.
Einen breiten Raum nahm entsprechend dem Publikum freilich die Bildungspolitik ein. Sollte für diese nicht künftig lieber der Bund zuständig sein? Die einstimmige Meinung: nein. „Die Vielzahl der Probleme werden nicht gelöst, wenn wir sie an den Bund abschieben“, meinte Heiko Hendriks von der CDU. In den Augen Rodion Bakums würden die Entscheidungsträger in dem Fall schlicht weiter weg sein. „In Berlin wissen sie nicht, was wir hier in Mülheim brauchen“, so Bakum.
Hendriks (CDU) zur Schulpolitik: „Keine Regierung hat das richtig in den Griff bekommen“
Mehrfach kam es zum Schlagabtausch, ob nun die aktuelle schwarz-gelbe Landesregierung oder ihre Vorgänger in Rot-Grün mehr für die Schulpolitik getan hätte. „Keine Regierung hat das richtig in den Griff gekriegt“, musste Heiko Hendriks eingestehen. Er plädierte für kleinere Klassen, was auch mit dem neuen Bildungsentwicklungsplan in Mülheim forciert werde.
Zehn Schulen finden den Weg zur Podiumsdiskussion
Bezirksschülervertreter Samuel Bielak war „überwältigt von dem Engagement der Schülerinnen und Schüler“. Es seien „sehr viele verschiedene Fragen gestellt“ worden.
Insgesamt waren zehn Schulen in der Westenergie-Sporthalle vor Ort, darunter vor allem Kurse aus dem Bereich Sozialwissenschaften.
Bielak lobte aber auch die anwesenden Landtagskandidaten. „Oft wird ja in der Politik sehr viel drumherum gesprochen. Aber diesmal gab es sehr konkrete Antworten mit zum Teil sehr genauen Beispielen“, so der Bezirksschülersprecher.
Dafür braucht es aber auch mehr Personal. „Ich habe vor Kurzem mit einem Schulleiter gesprochen, der endlich eine Schulpsychologin bekommen hat, dem dafür aber jetzt eine Lehrerstelle gestrichen wird“, ärgerte sich Rodion Bakum. Dabei würden gerade in Zeiten von Distanzunterricht beide dringend gebraucht. „Dass manche Grundschülerinnen und Grundschüler nur Schule mit Pandemie kennen, ist ein Alptraum“, findet Heiko Hendriks.