Mülheim. Die Mülheimer SPD will von der Stadt prüfen lassen, ob Fahrradlieferdienste durch schlechten Fahrstil auffallen. Beschwerden hatten sich gehäuft.

Die Mülheimer Innenstadt braucht Belebung, da sind sich Politik sowie Bürgerinnen und Bürger einig. Doch manchen Anwohnenden und Besuchenden der Innenstadt scheint es aktuell zu turbulent zuzugehen. Verschiedene Lieferdienste fahren durch die Fußgängerzone ihre Bestellungen aus, dabei würden nicht immer die Verkehrsregeln beachtet. Die Mülheimer SPD hat jetzt eine Anfrage zur Verkehrsgefährdung durch Lebensmittellieferdienste an die Stadt gestellt.

In der öffentlichen Anfrage heißt es: „In den letzten Monaten hat die Anzahl an Lebensmittellieferdiensten auch in Mülheim zugenommen“, aufgrund von Quarantänen und Home-Office werde der Service durch die Bevölkerung stark nachgefragt und manche Dienste würden aus der Stadtmitte heraus mit Fahrradkurieren ausliefern. „Anwohner berichten, dass sich die Fahrer teilweise rücksichtslos und mit hoher Geschwindigkeit durch die Fußgängerzone bewegen.“

Anwohner wendeten sich an Mülheims Politik

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Angeregt wurde das Thema von SPD-Politiker Sascha Jurczyk. „Ich bin von Anwohnerinnen und Anwohnern angesprochen worden, die sich gestört fühlen“, so Jurczyk. Um die zehn Leute seien es in jüngster Vergangenheit gewesen. „Und dann macht man selbst mal bewusst die Augen auf.“

Auch ein regelmäßiger Besucher der Innenstadt berichtet von riskanten Fahrmanövern. „Mir ist das aufgefallen, dass die Kuriere auf der Kaiserstraße rauf und runter fahren. Rote Ampeln werden oft ignoriert und Fußgänger müssen teilweise zur Seite springen, um nicht angefahren zu werden.“ Dabei könne er den Zeitdruck der Fahrerinnen und Fahrer verstehen. Doch „die Straßenverkehrsregeln müssen trotzdem geachtet werden.“ Überwiegend handele es sich dabei um besonders schnelle E-Bikes. „Wenn die auf den Fußgängerwegen fahren, wird es riskant.“

Mülheimer SPD findet Fahrradlieferungen grundsätzlich wünschenswert

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Auch Sascha Jurczyk hat Verständnis für den Druck der Fahrerinnen und Fahrer, die Lebensmittel möglichst schnell auszuliefern. Mit der Anfrage an die Stadt wolle er die zukunftsorientierten Unternehmen keinesfalls schlechtmachen. „Ich finde es grundsätzlich toll, dass Lieferdienste mit dem Fahrrad fahren. Das wünschen wir uns ja.“ Immerhin seien die Fahrräder und E-Bikes deutlich nachhaltiger als das Auto. „Und die Läden beleben die Stadt.“

Doch bei der Innenstadt handele es sich größtenteils um verkehrsberuhigte Gebiete. „Gerade an einem Ort wie der Schloßstraße kommen verschiedene Interessen zusammen.“ Ältere Personen würden hier nicht mit den schnellen Fahrrädern rechnen und kleine Kinder spielten auf der Straße. Vor allem, wenn jetzt im Frühling die Brunnen wieder an sind.“

Politiker Jurczyk appelliert an die Rücksicht aller Mülheimer

Die Anfrage soll nun „ganz offen“ klären, ob tatsächlich eine Verkehrsgefährdung durch Lieferdienste stattfindet. „Es gibt auch egoistische Privatfahrradfahrer“, betont der SPD-Politiker. „Ich will nur da, wo viele Menschen aufeinandertreffen, an die Rücksicht aller appellieren.“

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Der Lebensmittel-Lieferservice Flink hat sein Lager in der Mülheimer Innenstadt und beschäftigt viele Kuriere. Eine stichprobenartige Beobachtung zur Mittagszeit zeigt keinerlei problematisches Verhalten. Fahrerinnen und Fahrer fahren im gemäßigten Tempo zum Lager oder schieben das Rad. Eine Anfrage der Redaktion an den Konzern, ob Probleme bekannt sind und durch den zentralen Standort in der Mülheimer Fußgängerzone vielleicht befeuert werden, wird nur teilweise beantwortet.

Flink: Sicherheit hat oberste Priorität

So schreibt das Unternehmen: „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden ausführlich in den Bereichen Arbeits- und Verkehrssicherheit und unterwiesen.“ Die Fahrerinnen und Fahrer hätten die strikte Anweisung, die Verkehrsregeln jederzeit zu befolgen. „Die Sicherheit unserer Angestellten und Verkehrsteilnehmer hat für uns oberste Priorität.“

Die Frage nach Druck erzeugenden Arbeitsbedingungen beantworten sie so: „Unsere Mitarbeiterenden stehen in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis und werden auf Basis der geleisteten Stunden im Rahmen der Schichten bezahlt. Bei uns erfolgt die Bezahlung unabhängig davon ob es während einer Schicht viel oder wenig zu tun gibt.“