Mülheim. Häufen sich die Fahrradunfälle am Kassenberg? Der Mülheimer ADFC führt dies ins Feld, um den Ausbau des Fossilienwegs zu forcieren. Hat er recht?

Er ist schon eng für zwei entgegenkommende Räder, erst recht für weitere Fußgänger – längst entspricht der Zweirichtungsradweg am Kassenberg nicht mehr den Anforderungen für den Radverkehr. Doch ist er ein Unfallschwerpunkt? Der Allgemeine deutsche Fahrradclub in Mülheim (ADFC) führt dies als Argument ins Feld für den umstrittenen Ausbau des Fossilienwegs und beruft sich dabei auf die Polizei. Die allerdings hat eine überraschende Antwort.

An seinen engsten Stellen misst der Radweg am Kassenberg so eben noch zwei Meter, daneben ist ein ebenfalls knapper Meter für Fußgänger reserviert und auf der anderen Seite des Radwegs sind zusätzliche Parkflächen eingerichtet. Dass es an diesem Nadelöhr vermehrt zu Unfällen kommen könnte, liegt nahe.

ADFC bemängelt „unfallauffällige Bereiche mit verunglückten Radfahrenden“

Fünf Unfälle mit Fahrrädern stellte die Polizei 2020 fest, drei waren es 2021. Doch eine „Unfallhäufung“, wie es ADFC und Stadt behaupten, gebe es laut Polizei nicht.
Fünf Unfälle mit Fahrrädern stellte die Polizei 2020 fest, drei waren es 2021. Doch eine „Unfallhäufung“, wie es ADFC und Stadt behaupten, gebe es laut Polizei nicht. © funkegrafik nrw | Pascal Behning

„Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten“ könne der Radweg „kaum verbessert“ werden, will der ADFC diesen Engpass auch als Argument nutzen, um einen Ausbau des parallel verlaufenden Fossilienwegs voranzutreiben. Denn die zunehmende Radmobilität benötige mehr und gute Radwege.

Und ein zweites führt der Fahrradclub ins Feld: „Insbesondere an den nördlichen- und südlichen Anschlüssen des Kassenbergs bestehen regelmäßig laut polizeilicher Unfallauswertung unfallauffällige Bereiche mit verunglückten Radfahrenden“, heißt es in einer Stellungnahme des ADFC. Dies hatte auch der Fahrradbeauftragte Helmut Voß im Mobilitätsausschuss ausgesagt.

Ist der Kassenberg wegen seiner Enge gar ein Unfallschwerpunkt? Überraschend kann die vermeintlich zitierte Polizei das nicht erkennen. Auf Nachfrage der Redaktion hat sie 2020 im Umfeld nur fünf Fahrradunfälle entlang der gesamten Teilstrecke zwischen Mühlenfeldkreuzung – dort beginnt die Straße Ruhrufer, die zum Kassenberg wird – und der Einmündung Düsseldorfer Straße festgestellt.

2021 waren es sogar nur drei. Die Unfälle nehmen also ab. Von einer Häufung spricht die Polizei zudem nur dann, wenn innerhalb eines Zeitraums wenigstens fünf Unfälle an einer Stelle oder einem Abschnitt passierten.

Polizei entgegnet: Unfälle haben keinen ursächlichen Zusammenhang

„Weder auf der Strecke, innerhalb 150 Metern, noch an dem Knotenpunkt, noch an der Einmündung ist das der Fall“, stellt die Polizei klar: Zwei Unfälle entstanden beim Einbiegen oder Kreuzen. In einem Fall wurde ein Fahrradfahrer, der aus einer Grundstücksausfahrt auf den Radweg fuhr, von einem anderen Radler übersehen. Im zweiten Fall hatte ein Auto eine Radfahrerin geschnitten, die nicht auf dem Radweg, sondern auf der Fahrbahn fuhr.

Ein weiterer Fahrradfahrer hatte sich an der Überführung vom Fossilienweg zu den Ruhrauen schwer verletzt, ohne dass ein weiterer Verkehrsteilnehmer dabei einbezogen war. Drei weitere Unfälle ereigneten sich ebenfalls nicht am Kassenberg, sondern an der Mühlenfeldkreuzung, ein weiterer an der Einmündung zur Düsseldorfer Straße.

Auch ähnliche Verläufe oder Ursachen seien nicht festzustellen. Die Unfallursachen sieht die Polizei bei „Fehlern beim Fahrzeugführer“, zum Teil beim Einordnen in den Verkehr, Nichtbeachten der Vorfahrt und nicht angepassten Geschwindigkeiten: „Zwischen allen auf dem Kassenberg bestehenden Verkehrsunfällen gibt es keinen ursächlichen Zusammenhang“, sagt die Polizei. Offenbar auch nicht die fehlende Radwegbreite.