Mülheim. Er war so etwas, wie der Mozart Mülheims. Auf dem Höhepunkt seiner musikalischen Karriere wurde der Komponist mit Richard Wagner verglichen.
Am 14. März 1845, als Sohn des Färbermeisters Hermann Bungert und seiner Frau Wilhemine Terbrüggen geboren, entwickelt der junge Bungert schon früh ein musikalisches Talent, das unter anderem von Heinrich Kuffrath gefördert wurde. Kuffrath war der erste Dirigent des in der Silvesternacht 1851/52 aus der Taufe gehobenen Männergesangvereins Frohsinn, der für 165 Jahre ein gern gehörter Bestandteil des Mülheimer Musiklebens bleiben sollte.
Als musikalisches Ausnahmetalent musste August Bungert, 16-jährig, seine Heimatstadt an der Ruhr verlassen, um gegen den Widerstand seines Vaters, der seinen Sohn gerne als Kaufmann oder als Arzt gesehen hätte, ein Musikstudium aufzunehmen. Bungert studierte zunächst am Rhein und an der Seine und später an der Spree.
Mülheimer Musiker Bungert: Durchbruch in Kurort
Auch nach seinen Kölner, Pariser und Berliner Studienjahren fand er keine adäquaten Entfaltungsmöglichkeiten in seiner Heimatstadt. Stattdessen zog es den Musiker und Komponisten, der die Musikwelt nicht nur als Pianist und Chopin-Interpret, sondern auch als Komponist von Liedern und Sonaten für Klavier und Violine auf sich aufmerksam gemacht hatte, ins mondäne und gut situierte Düsseldorf. Denn in der Verwaltungsmetropole am Rhein konnte er leichter an Konzertaufträge kommen, die ihm sein wirtschaftliches Überleben als Musiker und Komponist sicherten.
Der Musiker aus dem Ruhrgebiet litt unter einem hartnäckigen Husten, Kuren in Bad Kreuznach sollten ab 1870 Linderung bringen. Doch sie brachten ihm nicht nur Linderung, sondern auch einen beruflichen Durchbruch. Denn zu seinen Kur-Bekanntschaften gehörte die damals weltberühmte Opern- und Konzert-Sängerin Amalie Joachim. Nachdem er sie mit seinen Kompositionen vertraut gemacht hatte, öffneten sich in der preußischen und deutschen Hauptstadt Berlin für Bungert viele Türen. Auch seine berühmten Kollegen Johannes Brahms und Franz Liszt wurden zu Förderern seiner Tonkunst.
Mülheimer Bungert knüpft adelige Freundschaft
Otto-Pankok-Schüler ehrten den Musiker
170 Jahre nach seinem Geburtstag und 100 Jahre nach seinem Tod erinnerten 13 Schüler der Otto-Pankok-Schule im Rahmen eines vom Stadtarchiv und von der städtischen Musikschule unterstützten musikgeschichtlichen Schulprojektes im März 2015 im Saal des Hauses der Stadtgeschichte mit einem Konzert, einer Lesung und einer Ausstellung an August Bungert. Der ehemalige Otto-Pankok-Schüler, Ruhrpreisträger und Pianist Aris Blettenberg, führte zusammen mit der Sopranistin Svenja Lehmann und dem Geiger Anton Georg Gölle Werke aus Bungerts Feder auf.
Der Musiker aus Mühlheim verdiente jetzt mit seiner Kunst so viel Geld, dass er sich sogar Reisen nach Italien leisten konnte. Dort begegnete er der deutschen Prinzessin und rumänischen Königin Elisabeth von Wied, die als Carmen Sylva Gedichte schrieb. Bungert machte aus ihren Gedichten Lieder und gewann sie als Musenfreundin und Gönnerin.
Unweit ihrer Residenz konnte Bungert in Leutersdorf am Rhein eine Villa beziehen. Musikalisch machte er sich nicht nur als Komponist von Chorwerken, Lider-Zyklen und Klaviersonaten einen Namen. Nicht nur in Berlin, sondern auch in Lübeck, Dresden, Hamburg und New York wurden um 1900 die von ihm komponierten historischen Opern, Oratorien und Sinfonien aufgeführt. Sie trugen Titel, wie „Odyssee“, „Odysseus‘ Heimkehr“, „Odysseus Tod“, „Kirke“, „Nausikaa“, „Faust“, „Hutten und Sickingen“, „Zeppelins große Fahrt“, „Sinfonia Victrix“ und: „Warum? Woher? Wohin? Erkenntnis.“ Das letzte, 1908 uraufgeführte Werk, wurde 1909 und 1914 auch in Bungerts Heimatstadt aufgeführt. Hier stellte der Komponist sein Werk persönlich dem interessierten Publikum vor.
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Inspiriert von seiner Mäzenatin schlossen sich die auch in Mülheim reichlich vorhandenen Anhänger seiner Musik 1911 in einem Bungert-Bund zusammen, der sogar mit einer eigenen Zeitschrift von sich Reden machte. Doch zu den von Carmen Sylva vorangetriebenen Bungert-Festspielen in Bonn-Bad-Godesberg sollte es nicht mehr kommen. Der Erste Weltkrieg und Bungerts Tod ließen das Projekt im Sande verlaufen. Am 26. Oktober 1915 erlag der Musiker und Komponist aus Mülheim in seinem Haus in Leitersdorf den Folgen eines chronischen Magenleidens. Er hinterließ der Nachwelt insgesamt 73 Kompositionen.