Mülheim. In der Stadthalle Mülheim ist am 26. Oktober ein gefeierter Tastenkünstler zu Gast: Alexander Ullman spielt anspruchsvolle Stücke. Ein Interview.
Der britische Pianist Alexander Ullman ist ein großer Virtuose, er gilt in der Klavierszene als Liszt-Spezialist. Am Dienstag, 26. Oktober, um 20 Uhr kommt er im Rahmen des Klavierfestivals Ruhr in die Stadthalle. Er spielt Joseph Haydns Sonate in G-Dur, Ludwig van Beethovens „Waldstein“-Sonate in C-Dur sowie Franz Liszts „Nuages gris“, eine Sonate in h-Moll. Unserer Zeitung gab er ein Interview.
Wann haben Sie gemerkt, dass das Klavierspielen zum Beruf werden könnte?
Das ist langsam in mein Bewusstsein gedrungen – als ich gemerkt habe, dass ich Geld verdienen muss mit dem, was ich so liebend gerne mache. Aber: Schon in sehr jungem Alter war ich fasziniert von Musikern, die auf der Bühne etwas dargeboten haben. Ich denke, ich wollte immer schon dasselbe tun.
Wie viel Disziplin braucht man, um ein bekannter Pianist zu werden? Oder spielt Leidenschaft die größere Rolle?
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Jeder Job, der nicht von 9 bis 5 geht, erfordert eine gewisse Art von Disziplin – um die eigene Motivation aufrecht zu erhalten und zu arbeiten. Bei Pianisten kann man zudem einen stets gegenwärtigen neurotischen und obsessiven Perfektionismus erkennen. Und Leidenschaft natürlich auch!
Sie gelten als Liszt-Spezialist. Was mögen Sie besonders an diesem Komponisten?
Ich liebe vor allem die seltenen Arbeiten aus seiner späten Lebensphase, die Charakterstücke beispielsweise. Liszts außergewöhnliches Werk ist facettenreich. Wenn Teile davon immer nur als „schwierig“ bezeichnet werden, klingeln Alarmglocken in meinem Kopf. Ein unglücklicherweise verbreitetes Missverständnis ist, dass Liszts Musik nur virtuos sei – und sie deshalb als oberflächlich abgetan wird. Das ist völlig falsch. Es ist mir wichtig, ein Botschafter für den „großen Liszt“ und nicht den „Liszt für großartige Finger“ zu sein. Aber natürlich genieße ich das Virtuose an seiner Musik auch.
Welche Herausforderungen suchen Sie? Welche Stücke wollen Sie unbedingt erarbeiten?
Bei einem Konzertprogramm neige ich dazu, eher längere Stücke auszusuchen als eine Sammlung vieler kleinerer Stücke. Ich sollte das aber vielleicht nicht immer tun. Ich möchte gute Programme mit großartigen Stücken gestalten, und das kann vieles umfassen – von Buxtehude bis Boulez. Wenn ich ein Repertoire zusammenstelle, habe ich aber immer eine bestimmte Richtung im Sinn.
Wie würden Sie das Programm, das sie in Mülheim spielen, beschreiben?
Beethoven and Liszt sind Komponisten, die in den letzten Jahren meine musikalische Landschaft dominiert haben. Es gibt da für mich versteckte Beziehungen zwischen den Stücken, die ich in Mülheim auf ganz persönliche Art spiele. Das Einzige, das aber zählt ist, wie sie zusammen im Konzertsaal erfahren werden. Der erste Teil des Konzertes bereitet die Bühne für das kolossale psychologische Drama, das die Liszt-Sonate darstellt. Zwei Monumente der Sonaten-Form aus zwei verschiedenen Epochen werden erklingen. Hoffentlich wird es nicht zu dramatisch.
Vita & Tickets
Geboren wurde Alexander Ullman 1991 in London, er studierte an der Purcell School, am Curtis-Institute und am Royal College of Music und schloss 2017 sein Artist-Diploma als Benjamin Britten-Piano Fellow ab.Zu seinen Lehrern gehörten viele namhafte Pianisten. Er hat mit zahlreichen bekannten Orchestern musiziert und ist ein weltweit gefragter Klaviervirtuose.2011 gewann der Brite den Internationalen Franz Liszt-Klavierwettbewerb in Budapest und 2017 den Internationalen Franz Liszt-Klavierwettbewerb in Utrecht.Karten für das Konzert können für 55, 45, 35, 25 oder 18 Euro auf der Homepage des Klavierfestivals gebucht werden.
Wie haben Sie die Corona-Zeit ohne Konzerte verbracht? Haben Sie viel geübt?
Ich hatte Phasen, in denen ich wie verrückt gearbeitet habe. Aber ich muss sagen, oft war ich auch ganz überrascht über meine eigene Faulheit. Manche Menschen entwickeln sich weiter, wenn sie alle Zeit der Welt haben. Für mich ist Druck das beste Mittel für Produktivität.
Haben Sie noch Zeit für andere Dinge neben dem Klavierspielen?
Ja, ich würde verrückt, wenn ich nur Klavier spielen würde.
(Die Antworten wurden aus dem Englischen übersetzt)
Beim Konzert gelten die 3G-Regeln. Impfausweis, Testbescheinigung und Personalausweis sind mitzubringen. Am Sitzplatz kann die Maske abgenommen werden.