Mülheim. Am Montag bewertete Mülheims Krisenstabsleiter die aktuelle Corona-Lage in der Stadt. Wo er Entspannung sieht, wo neue Herausforderungen.

Mülheims oberster Verantwortlicher des Corona-Managements, Krisenstabsleiter Frank Steinfort, nahm am Montag eine neue Bewertung zur Lage Mülheims in der Corona-Pandemie vor. Er spricht von Entspannung, Anspannung – und weiteren Herausforderungen.

Beim Impfen bestätigt sich der Trend: Die Nachfrage sinkt. Am Samstag sind zwar weitere 169 Kinder in Mülheim geimpft worden, im Impfzentrum in Saarn zählte die Stadt hingegen nur noch 50 Impflinge am Samstag. Die Stadt mache die Beobachtung, dass Bürger auch beim Boostern zunehmend Zurückhaltung üben. Es mehrten sich Stimmen, dass man auf einen neuen, verbesserten Impfstoff warten wolle, so Steinfort. Diesen aber werde es wohl erst Ende April, Anfang Mai geben. Auch sei weiter unklar, wann Mülheim erstmals und mit wie viel Menge des Totimpfstoffes Novavax beliefert werde.

Teil-Impfpflicht ab 16. März: Erste rechtliche Vorgaben vom Land sind da

Auch interessant

Zur einrichtungsbezogenen Impfpflicht für Pflege- und Heilberufe ab dem 16. März hat die Stadt mittlerweile einen ersten Erlass des Landes vorliegen. Es regele etwa die Meldepflicht für Arbeitgeber, so Steinfort. Schon seien die ersten Atteste von Arbeitgebern eingereicht worden. „Bitte noch nichts schicken“, sagt Steinfort. Es könne ja sein, dass sich betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis Mitte März noch für eine Impfung entscheiden.

Insgesamt sieht Steinfort in dieser Sache eine große Herausforderung für die Verwaltung: Zum einen sei Personal freizuschaufeln für die Abwicklung, zum anderen sei rechtlich im Umgang mit Ungeimpften äußerst vorsichtig zu agieren, schließlich sei das Grundrecht auf freie Berufsausübung tangiert. Nicht ausgeschlossen seien Klagen, sollte die Stadt Ungeimpften ihre Berufsausübung untersagen.

Kinderärzte beklagen Bewegungsmangel von Kindern und Jugendlichen

Die Lage in Schulen und Kitas sieht der Krisenstabsleiter aktuell „angespannt, aber beherrschbar“. Die Umstellung der Teste in Grundschulen (keine Pooltests mehr, Schnelltests für ungeimpfte Kinder zu Hause) hat bei der Stadt wieder einige Arbeit umsonst seinlassen. Sie hatte jüngst Schaubilder in mehreren Sprachen für Eltern angefertigt, aber noch zum Pooltest-Verfahren. Steinfort empfiehlt Eltern die Webseite des Landesschulministeriums, um sich genauestens zu den Tests zu informieren.

Thema im Krisenstab war, dass es Kindern in der Pandemie an Bewegung mangele. Das hatte zuletzt eine Umfrage zum Ausfall von Sportstunden an Mülheimer Schulen belegt, auch Kinderärzte gaben ihrer Sorge nun im Krisenstab Ausdruck. Immerhin wird eine Hürde für den Kontaktsport draußen nun weggenommen: Dort gilt dann wieder 3G statt 2G.

Medizinversorgung in Mülheim gesichert, aber mitunter mit Abstrichen

[+++ Bleiben Sie auf dem Laufenden, wie sich die Corona-Pandemie in Mülheim auswirkt: Unser Newsblog +++]

Keine Entspannung, aber eine stabile Situation sieht Steinfort für die Krankenhäuser, die weiterhin mit vielen infizierten Patienten, aber auch Personalausfällen zu tun hätten. Auch bei den niedergelassenen Ärzten gebe es weiter Personalprobleme, jedoch nicht mehr so gravierend wie in der Vorwoche. Aktuell sei nur noch der Betrieb einer Praxis länger als sieben Tage gestört. Vor einer Woche seien noch acht Praxen betroffen gewesen, so Steinfort.

Von Ärzten, die Bewohner von Heimen betreuen, kommt derweil die Klage, dass Pflegekräfte und Therapeuten fehlten, etwa für die Reha nach Schlaganfällen oder für Bewegungstherapien. So träten vermehrt „Sekundärschäden“ auf, weil die ärztliche Versorgung hier an Grenzen stoße.