Mülheim. Wie im Märchen: Eine Mülheimerin trifft einen Mann aus Ghana und verliebt sich. Erst nach dem Heiratsantrag erfährt sie, dass er ein König ist.

Es folgt eine Geschichte, die so unglaublich klingt, dass sie an einen Liebesstreifen aus Hollywood erinnert. Aber sie ist wahr. Darüber gibt es bald auch eine Dokumentation bei dem Fernsehsender VOX. Ohne es zu wissen, hat sich eine Mülheimerin in einen König aus Ghana verliebt. Seit der Hochzeit regieren die beiden ihr westafrikanisches Volk vom Wohnzimmer in Broich aus. Das soll sich aber bald ändern.

Das Königspaar will im August nach Ghana fliegen, um das Zepter vor Ort zu schwingen. Eine riesige Veränderung für die geborene Stefanie Hoppe. Sie hätte nie damit gerechnet, dass ihr Leben mal so einen Verlauf nimmt.

Vom normalen Leben in Mülheim zum königlichen Adel in Ghana

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Zur Vorgeschichte: Die Mülheimerin blickt auf ein „normales“ Leben zurück. Sie war über 20 Jahre verheiratet, hat einen erwachsenen Sohn, arbeitete als Altenpflegerin. „Ich bin eine echte Mölmsch. Hier geboren, hier aufgewachsen, hier gelebt. Eigentlich wollte ich auch in Mülheim sterben“, sagt die 51-Jährige.

Als ihre erste Ehe zerbricht, kann sie sich nicht vorstellen, noch einmal zu heiraten. Bis sie – völlig unverhofft – Jonathan Nii Tetteh Ashong kennenlernt. Der 50-Jährige stammt aus einem Adelsstamm aus Ghana. Als einer von mehreren Königen in der Hauptstadt Accra habe er Verantwortung für ein kleines Volk. Der Königstitel hat in dem westafrikanischen Land eine lange kulturelle Tradition. Doch das habe die Mülheimerin lange gar nicht gewusst. Erst beim Heiratsantrag habe er ihr verraten: „Wenn du mich heiratest, wird etwas Großes auf dich zukommen.“

Das Königspaar verliebt sich am Telefon, ohne sich persönlich kennengelernt zu haben

Die beiden lernen sich 2017 über eine deutsche Hilfsorganisation kennen, die Spenden nach Ghana schickt und in der sich die Mülheimerin lange engagiert. Sie telefonieren am Anfang oft wegen der Arbeit. Dann werden die Gespräche persönlicher. „Auf einmal haben wir uns am Telefon verliebt. Ich konnte es selbst kaum glauben. Wir haben uns nie persönlich gesehen. Uns trennten ja über 7000 Kilometer“, erzählt Stefanie Naa Ashong. So heißt sie seit der königlichen Trauung.

Im August 2019 heirateten Stefanie Hoppe und Jonathan Tetteh. Seitdem tragen sie die königlichen Namen Naa und Nii Ashong. Im April 2021 folgte die Krönung. Ihre weißen Armbänder gehören in Ghana zur königlichen Tradition.
Im August 2019 heirateten Stefanie Hoppe und Jonathan Tetteh. Seitdem tragen sie die königlichen Namen Naa und Nii Ashong. Im April 2021 folgte die Krönung. Ihre weißen Armbänder gehören in Ghana zur königlichen Tradition. © Stefanie Naa Ashong | Private Aufnahme

Als sie ein Jahr später zum ersten Mal nach Ghana fliegt, hat sie Herzrasen. „Ich war so glücklich, ihn endlich zu sehen. Als er mich in den Arm genommen hat, hatte ich überall Gänsehaut.“ So geht es auch ihrem Partner. „Ich hätte nie damit gerechnet, dass sie wirklich nach Afrika kommt. Ich war so aufgeregt, dass ich geschwitzt habe und mein Pulli klitschnass war“, erinnert sich Jonathan Nii Tetteh Ashong und lacht.

Die Mülheimerin weiß nicht, dass er ein König ist, als er ihr den Heiratsantrag macht

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Wieder zurück in Deutschland, habe er ihr einen Heiratsantrag gemacht. „Er hat mich ganz unvermittelt gefragt, ob ich ihn heiraten will. Ich habe damit gar nicht gerechnet. Aber ich habe sofort Ja gesagt“, erzählt Stefanie Naa Ashong. Als er ihr danach sagt, dass sie eine Königin in Ghana werde, habe sie angefangen zu lachen.

„Am Anfang habe ich das für einen Scherz gehalten. Wer soll denn so eine Geschichte glauben?“ Auch ihre Familie und ihre Freunde seien skeptisch gewesen. „Als ich denen später erzählt habe, dass ich nach Ghana auswandere, haben sie mich für verrückt erklärt.“

„Die weiße Frau aus dem Ruhrpott wird Königin und geht nach Afrika“

Doch die verrückte Geschichte wird wahr. Im August 2018 heiratet das Paar erst standesamtlich und Jonathan Nii Tetteh Ashong zieht vorübergehend nach Mülheim. Hier arbeite er im St. Marien-Hospital und bereite seine Frau auf das adelige Leben, das einige Veränderungen mit sich bringt. Im April 2021 folgt die Krönung in Ghana – ein dreitägiges Event mit vielen traditionellen Ritualen.

„Als wir in Accra am Flughafen ankamen, sind ganz viele Leute auf uns zugestürmt. Wir wurden mit weißem Puder überschüttet und alle schrien: Die Könige sind da! Dann wurden wir in einer Prozession mit Trommeln und Pauken begleitet“, erinnert sich die Königin. In diesem Moment habe sie ihre Privatsphäre aufgegeben. Sie sei unter dem Volk schon bekannt wie ein bunter Hund. „Die weiße Frau aus dem Ruhrpott wird Königin und geht nach Westafrika.“

In Ghana hat die Mülheimerin viel Verantwortung und mehrere Leibwächter

Wenn sie im August nach Ghana geht, lässt sie ihr altes Leben hinter sich. Als Königin dürfe sie keine Jeans mehr tragen. Nur noch weiße Kleidung oder traditionelle, afrikanische Gewänder. Auch sonst werde sie sich umgewöhnen müssen. „In Mülheim setze ich mich in mein Auto und fahre zum Blumencenter nach Heißen. Dort habe ich einen Chauffeur.“ Außerdem habe sie mehrere Leibwächter und einen Sprecher. „Könige darf man in Ghana nicht einfach ansprechen.“

Stefanie Naa und Jonathan Nii Ashong bei einem Ritual der Königskrönung.
Stefanie Naa und Jonathan Nii Ashong bei einem Ritual der Königskrönung. © Stefanie Naa Ashong | Private Aufnahme

Der Königstitel steht für die westafrikanische Tradition. Die demokratische Republik wird von Präsident Nana Addo Dankwa Akufo-Addo regiert. Es gibt aber verschiedene kulturelle Stämme. „Unser Volk besteht aus 240.000 Menschen. Dafür tragen wir Verantwortung“, erklärt der König. Zu den Aufgaben des Paares gehöre es zum Beispiel, Entwicklungshilfe zu betreiben.

Für die Hauptstadt Accra hat die Königin große Visionen

So königlich das Leben erst einmal klingt – die Königin berichtet auch von anderen Zuständen. Es gebe manche Viertel in Accra, in denen viel Armut herrsche. Deshalb will sie vor Ort eine Hilfsorganisation gründen und zum Beispiel ein Badehaus bauen.

So sieht der Eingang vom Gbese-Palast des Königspaares aus. Hier kümmern sich Bedienstete um das Wohl der beiden.
So sieht der Eingang vom Gbese-Palast des Königspaares aus. Hier kümmern sich Bedienstete um das Wohl der beiden. © Stefanie Naa Ashong | Private Aufnahme

Ob sie Angst vor der Veränderung habe? „Nein, ich fahre nach Hause. Ich gehöre dahin, wo Jonathan ist. Wenn er mit der Rakete zum Mond fliegen will, komme ich auch mit“, sagt sie und schaut ihren Mann verliebt an. Er lächelt: „Auf einmal kam jemand, dem mein Adelstitel egal ist und der mich so liebt, wie ich bin. Ich bin überglücklich.“

Königspaar sucht Spenden für die Entwicklungshilfe in Ghana

Das Königspaar gehört zu einer kulturellen Gruppe namens Ga oder auch Gbese. Rund acht Prozent der Bevölkerung in Ghana gehören zu diesem Volksstamm. Sie leben vor allem in der Hauptstadt Accra und in den umliegenden Regionen. Insgesamt gibt es sieben Königsfamilien, die zu dem Stamm gehören. Über das Leben des Königspaares berichtet auch bald der Fernsehsender Vox. In der Dokumentation „Alles auf Anfang! - Startschuss für ein neues Leben“ werden Protagonisten begleitet, die ihr Leben komplett verändern - aller Bedenken und Hindernisse zum Trotz. Die Sendung wird am Samstag, 26. Februar, um 20.15 Uhr auf Vox ausgestrahlt.