Mülheim. . Schätzungsweise 1500 bis 2000 afrikanische Migranten leben in Mülheim. Ein Projekt mit Studenten der Ruhr-Uni nimmt die Integration in den Fokus.
Im Stadtbild sind die afrikanischen Migranten und Mitbürger gut sichtbar: Es gibt afrikanische Lebensmittel- und Friseur-Läden, Schneidereien, ein Reisebüro, Kirchen und mit Justin Fonkeu (Bündnis’90/Die Grünen) ein Mitglied im Rat der Stadt. Viele Geschäfte davon sind in Eppinghofen. Dass aber schätzungsweise 1500 bis 2000 Menschen afrikanischer Herkunft unter uns leben – und wie –, wissen hingegen wohl die wenigsten. Das wissenschaftliche Projekt und die begleitende Ausstellung „Sprachmiteinander Afro Mülheim“ in der VHS soll die Wissenslücke stopfen.
Den Auftakt zur Eröffnung am Samstag machten Sänger der Presbyterischen Gemeinde und drei junge Rapper mit einem eigenen Stück „Was wir wollen“. Kern aber ist die Ausstellung, sie bietet die wohl erste systematische Zusammenschau über die hiesige Gemeinschaft mit afrikanischen Wurzeln. Wenn sicher nicht erschöpfend, so schlüsseln die 25 Poster die geschichtlichen, sprachlichen, sozialen und ökonomischen Aspekte der Afro-Mülheimer auf, die überwiegend etwa aus Kamerun, Nigeria, Ghana, der Demokratischen Republik Kongo und Somalia kommen.
Afrikanische Community dürfte aus 1500 bis 2000 Mitgliedern bestehen
Neue Erkenntnis: „Bisher ging man von etwa 1000 Mitgliedern der Gemeinschaft aus. Eine Schwierigkeit der Erfassung besteht aber darin, dass ja die zweite Generation bereits einen deutschen Pass hat, und deshalb nicht offiziell als Teil der afrikanischen Community registriert ist. Sie dürfte also eher aus 1500 bis 2000 Mitgliedern bestehen“, so Christiane Meierkord, die als Professorin am Englischen Seminar der Bochumer Ruhr-Uni das Projekt begleitete.
Die zweite Generation von Afro-Deutschen scheint stärker integriert zu sein als manche andere Migrantengruppe. Auch das ist eine positive Erkenntnis aus der Zusammenarbeit zwischen 15 Bochumer Studis und der Community in Mülheim: „Wir wollten das typische Gemeindeleben darstellen und haben deshalb Kontakt zu jungen Afrikanern aufgenommen. Die aber suchen dieselben Plätze auf wie ihre deutschen Freunde“, erzählt Meierkord. Doch der gute Kontakt zum Verein Afro Mülheim, deren Mitgründerin Bridget Fonkeu ebenfalls wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bochumer Seminar ist, nahm die Hürde.
Vereinsvorstand: Wichtigste Auftrag für eine Integration ist die Bildung
Fonkeu schätzt die Afrikaner in Mülheim als bereits gut integriert ein: „Wir sind nicht nur Bittsteller, sondern tragen auch zur Ökonomie, Gesellschaft, zum religiösen Leben und zur Politik bei. Auch die Deutschen begegnen uns immer offener.“ Dennoch verschweigt die engagierte Frau manche Hürden nicht. Eine ist die vergleichsweise flache soziale Hierarchie in Deutschland: „In Afrika ist es etwa bedeutsam, welchem Stamm man angehört. Deshalb fehlt manchem eine Orientierung.“ Die drei Kirchengemeinden wollen hier helfen. „Wir wollen unsere Gemeinschaft in Zukunft noch mehr in die Öffentlichkeit bringen“, sagt Fonkeu, der wichtigste Auftrag für eine Integration aber sei die Bildung.