Mülheim. Auch wenn Kameruns politische Lage schwierig ist und Corona alles verkompliziert: Der Mülheimer Verein Mamfe Charity will das Kinderheim bauen.
Ein schwerer, politischer Konflikt im anglofonen Teil Kameruns bremst ein ambitioniertes Projekt im weit entfernten Mülheim aus. Die Mitglieder des Vereins „Mamfe Charity“ träumen von einem rein aus Spenden finanzierten Kinderheim – und haben schon viel erreicht auf ihrem Weg dorthin. Doch die kriegerische Auseinandersetzung sowie die Pandemie verzögern die Umsetzung. Der aus Kamerun stammende Pastor Constant Leke, der seit 2013 in der Styrumer Gemeinde St. Mariae Rosenkranz arbeitet, hatte auf einen Baustart 2020 gehofft. Nun dauert es wohl länger – „das hat aber den Vorteil, dass wir vielleicht deutlich mehr Geld haben, wenn es endlich losgeht“.
Gemeinsam mit Burglind Werres hat Pastor Leke das Hilfswerk „Mamfe Charity“ 2014 gegründet. Das Schicksal bitterarmer Kinder in seiner Heimatregion Mamfe geht dem Duo zu Herzen, ihre Not wollen die Mülheimer lindern. Unter anderem durch den Bau der Einrichtung in Fontem. Sie soll 50 Kindern, deren Eltern tot oder schwer krank sind, ein dauerhaftes Zuhause bieten. „Wir haben vor einiger Zeit ein gutes Gelände dafür gefunden“, erzählt Leke. „Es ist auch schon einiges vorbereitet worden, wir haben zum Beispiel Bäume gefällt.“ Doch seit geraumer Zeit liegt die Sache brach: Zum einen, weil Corona das öffentliche Leben auch in Kamerun lähmt und Bauarbeiten unmöglich macht, zum anderen, weil die Unruhen vor Ort einfach noch zu heftig sind.
Auseinandersetzung hatte schon viele Tote zur Folge
Der erbitterte Streit, der Tote, Vertriebene und zerstörte Häuser zur Folge hat, liegt begründet in der kolonialen Vergangenheit des Landes. Bis 1919 war Kamerun deutsche Kolonie, danach fiel der Großteil an Frankreich und ein kleiner Teil an der Grenze zu Nigeria an Großbritannien. Diese Trennung bereitet bis heute Probleme. „Die Menschen, die im englischsprachigen Teil aufwachsen, fühlen sich seit jeher benachteiligt“, erzählt Leke, der selbst von dort stammt. „Sie möchten einen eigenen Staat haben, unabhängig sein.“ Es reiche ihnen nicht, dass Kameruns Regierung dem Landesteil eine gewisse Autonomie zugesagt habe. „Sie sind wütend, wollen mehr.“ Eine kleine Gruppe kämpfe daher seit Jahren mit Waffen gegen Soldaten des Staates.
Constant Leke promoviert an der Ruhr-Universität Bochum
Im Juli wird Constant Leke nach Kamerun fliegen – zur Feier eines kleinen Jubiläums. 2011 war er dort zum Priester geweiht worden. Ein schöner Anlass.Der Geistliche aus der Diözese Mamfe ist seit 2013 in Styrum tätig, hat dort auch das Buch „Der Himmel auf Erden“ geschrieben – über seine Erfahrungen in Deutschland. An der Ruhr-Uni Bochum schreibt der Theologe aktuell an der Doktorarbeit. Ende 2021 oder Anfang 2022 wird die Promotion fertig sein; dann geht es zurück in die westafrikanische Heimat.Der Abschied wird nicht leicht. Leke lebt gern in Mülheim. „Die Leute hier haben mich ohne Probleme akzeptiert. Sie sind gut und hilfsbereit; ich fühle mich sehr wohl.“ Eines aber wird er gewiss nicht vermissen: „den Winter!“ Der sei ihm einfach „viel zu kalt“.
„Mittlerweile wird es aber ruhiger.“ Leke ist sicher, dass das Mülheimer Projekt sich noch realisieren lässt. Er glaubt nicht an die Unabhängigkeit der Region, plädiert für ein föderales System, so wie er es in Deutschland kennengelernt hat. „So stand es auch schon in der ersten Verfassung Kameruns.“
Rund 60.000 Euro hat „Mamfe Charity“ bereits für das Kinderheim gesammelt
Rund 60.000 Euro hat „Mamfe Charity“ für das Kinderheim in den vergangenen Jahren gesammelt. „Das Haus wird etwa 150.000 bis 200.000 Euro kosten“, schätzt Leke. Ein Großteil des Geldes ist durch Auftritte seines Mülheimer Gospelchors zusammengekommen. Singen aber ist unmöglich in Coronazeiten. „Bedingt durch die Pandemie kann unser Projekt nirgends mehr vorgestellt werden“, bedauert auch die Vereinsvorsitzende Burglind Werres.
Geholfen habe man zuletzt trotzdem wieder vor Ort: Mehrere hundert gebrauchte Brillen wurden in das westafrikanische Land gesendet. Eine bekannte Brillen-Firma habe diese vorab geprüft, die genauen Werte der Gläser notiert und den Brillenetuis beigefügt. Das Geschenk kam gut an, zeigt ein Brief aus Kamerun: Der Erzbischof von Bamenda bedankt sich darin höchstpersönlich bei dem Mülheimer Verein. Er freue sich von ganzem Herzen über „die wunderbare Initiative“, schreibt Andrew Fuanya Nkea.
Spenden für den Bau sind weiterhin sehr willkommen
Wer den Bau des Kinderheims unterstützen möchte, kann dies auch weiterhin tun: Mamfe Charity e.V., Marienplatz 9, 45476 Mülheim, Konto: IBAN: DE86 3625 0000 0175 1448 54, Sparkasse Mülheim. Weitere Infos: mamfe-charity.de.