Mülheim. Die Filmpassage Mülheim verkauft nun Inventar. Doch die Tür für mögliche Nachfolger bleibt offen. Thies streitet auch andernorts mit Vermietern.

Verkaufsoffener Sonntag im geschlossenen Kino: Die Mülheimer Filmpassage wirbt für ihr „Kino-Inventar-Outlet“ am 6. Februar von 10 bis 14 Uhr. Angeboten werden aber nur Gegenstände aus dem Foyer: Sitzsäcke und andere Kleinmöbel, Fernseher und Monitore.

Zu dem Termin nicht verkauft werden Kinosessel oder Hifi-/Soundsysteme, darauf weist das Team ausdrücklich hin. Dennoch überrascht die Aktion unter dem Motto „Alles muss raus“. Denn noch vor knapp drei Wochen, beim Ausverkauf von Filmplakaten und Souvenirs, hatte Geschäftsführerin Anja Thies erklärt, das Inventar solle als „Streitmasse“ vorerst nicht angetastet werden. Erst seien rechtliche Fragen mit dem Vermieter zu klären.

Streit mit Eigentümern des Mülheimer Forums hält an – vielleicht noch jahrelang

Dies ist allerdings eine Großbaustelle, denn die Kinobetreiber Anja und Meinolf Thies sind mit den Eigentümern des Forum tief zerstritten und standen auch bereits vor Gericht. Der Konflikt gipfelte in der abrupten Schließung des Kinos am 10. Januar. Man ist bislang auch darüber uneinig, wann der Mietvertrag korrekter Weise endet. Von einem Sonderkündigungsrecht bereits seit 31. März 2021 gehen Meinolf und Anja Thies aus, während der Vermieter – Commerz Real – bislang auf dem 31. Dezember 2023 beharrt.

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Obwohl jetzt Inventar unter die Leute gebracht wird, kann von einer Verständigung beider Seiten nicht die Rede sein. Die Kinounternehmer äußern sich auf Anfrage im gewohnt herausfordernden Ton: „Bis zu einer finalen Einigung werden nach unserer Einschätzung und je nach Streitsucht mindestens einer Seite noch ein bis vier Jahre vergehen, wenn es beim Gerichtsweg bleibt.“ Dem Vermieter habe man – vertragskonform – das Inventar angeboten und müsse nun sehen, ob dessen öffentliche Äußerung, man sei interessiert am Fortbestand des Kinos, „ein Treueversprechen oder die bekannte heiße Luft war“.

Kino-Betreiber Thies: Cinemaxx scheidet als Nachfolger aus

Wenn die gesamte Bestuhlung ausgebaut würde oder die komplette Bild- und Tontechnik, werde es sicher keinen Nachfolger geben, ergänzen Meinolf und Anja Thies. Denn solch eine Anfangsinvestition könnte ein mittelständischer Kinobetrieb nicht stemmen - und die Cinemaxx-Kette habe schon einen Standort in Mülheim, scheide daher aus.

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Den Ausverkauf am kommenden Sonntag in der Filmpassage beschränken sie darum auf kleinere Stücke. Das eigentliche Kinomobiliar und die Technik habe man dem Vermieter angeboten und warte auf eine Antwort „in diesem Monat“.

Forum-Eigentümer: Wissen um die Bedeutung eines Kinos für die Mülheimer

Auch von Commerz Real ist wenig Versöhnliches zu hören: „Unsere rechtliche Position hat sich nicht geändert“, erklärt Sprecher Gerd Johannsen. Sein Unternehmen habe Herrn Thies „immer wieder nicht nur eine Hand, sondern zehn Hände ausgestreckt. Weil wir um die Bedeutung eines Kinos für die Menschen in Mülheim wissen. Alle Hände haben jedoch ins Leere gegriffen, sie wurden nicht angenommen.“

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Fakt ist zudem: Wie lokale Online-Medien meldeten, wurden auch die Filmpassage-Kinos in Osnabrück und in Salzgitter – beide ebenfalls unter Geschäftsführung von Anja und Meinolf Thies – kürzlich geschlossen. In Osnabrück wird über Zoff mit dem Vermieter berichtet, der Mängel, darunter Wasserschäden, nicht behoben habe. Um Feuchtigkeitsschäden in der Filmpassage wird auch im Mülheimer Forum seit langem gestritten. Auch in Salzgitter scheint es Turbulenzen und heftigen Krach gegeben zu haben.

So läuft der Sonderverkauf

Der Inventar-Sonderverkauf in der Filmpassage im Forum läuft am Sonntag, 6. Februar, von 10 bis 14 Uhr. Es gilt: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“

Angeboten werden Möbel und andere Stücke aus dem Kinofoyer, zum Mitnehmen. Sie müssen bar bezahlt werden.

Ausführliche Infos und Verkaufsregeln auf: filmpassage.de.

Meinolf Thies bestreitet das nicht. Gefragt nach der auffälligen Häufung an Konflikten mit Vermietern und nach Parallelen zur Situation in Mülheim, verweist er auf die Corona-Krise, die das „Miteinander“ im Geschäftsleben verändert habe. Vertragspartner wie in Osnabrück, Salzgitter oder eben auch im Mülheimer Forum habe er von ihrer negativen Seite kennengelernt.

Filmpassage hat auch in zwei anderen Städten nach Krach mit Vermietern geschlossen

In allen drei Objekten, so Thies, standen die Mietverträge in der Corona-Krisenzeit zur Verlängerung an. Da es um die eigene Zukunft gehe, wolle man spüren, „dass der Gebäudeeigentümer seinen Mieter schätzt, unterstützt und das Geschäftsmodell Kino liebt“ – und mindestens vorhandene Mängel behebt. In allen drei Städten gehe es auch um ältere Bauten, die anfälliger für Mängel seien und Erneuerungsinvestitionen bräuchten.

In allen drei Fällen, ergänzt Thies, habe der Eigentümer das Objekt „vermeintlich günstig eingekauft“, „Zu selten achten derartige Käufer allerdings auf dringend nötige Folgeinvestitionen und den daraus resultierenden Mittelbedarf. Da kann günstig schnell teuer werden.“ Das geht auch an die Adresse von Commerz Real – „sonst wäre das Mülheimer Forum zu 100 Prozent vermietet“, schickt Thies hinterher.