Mülheim. Der Staatsschutz sieht keine Anzeichen für Extremisten im Mülheimer Corona-Protest. Das steht im Widerspruch zu Recherchen dieser Redaktion.

Die Aussagen von Staatsschutz-Chef Ralf Wiehe, seine szenekundigen Beamten hätten keine rechte Klientel bei den Mülheimer „Montagsspaziergängen“ ausmachen können, ebenso keine Hinweise auf ein rechtes Spektrum, das sich in den sozialen Medien unter die „Montagsspaziergänger“ mische, stehen konträr zu Recherchen dieser Redaktion vor Weihnachten.

Wie diese Redaktion berichtete, war bei Autokorsos und „Montagsspaziergängen“ in Mülheim zwischen Oktober und Weihnachten mindestens vier Mal auch der polizeibekannte Rechtsaktivist Kevin Gabbe zugegen, um die Mülheimer Demos für einen seiner Youtube-Kanäle zu streamen. Gabbe war schon beim ersten Autokorso, den „Coronasaurus“ Christian Garcia Diaz Anfang Oktober organisiert hatte, mit von der Partie. Gabbe selbst schreibt bei einem seiner Youtube-Kanäle über sich, er „dokumentiere patriotische und nationale Aktivitäten und Aktionen“.

„Coronasaurus“ Garcia Diaz distanzierte sich am 27. Dezember öffentlich von Rechts

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In den Telegram-Chats der Montagsspaziergänger war unter anderem eine bekannte Aktivisten aus dem rechtsextremen Milieu unterwegs, die sich im Profilbild mit „SS Siggi“, der jüngst verstorbenen Ikone der Dortmunder Neonazi-Szene, präsentiert. Auch andere Posts in der Telegram-Gruppe waren auffällig. Etwa wurden dort Links zur Telegram-Gruppe „Weggespritzt“ geduldet, die verfassungsfeindliche Ziele verfolgt, zum totalen Widerstand aufruft oder „deutschen Mut in dunklen Zeit“ einfordert und zur Teilnahme etwa an den Pegida-Demos in Duisburg aufruft.

Nach unserer Berichterstattung am 27. Dezember ist Kevin Gabbe bei den Mülheimer Protesten nicht mehr gesichtet worden. Demo-Organisator Garcia Diaz hatte in Reaktion auf die Berichterstattung gegenüber dieser Redaktion erklärt, der besagten Teilnehmerin aus der Telegram-Gruppe „als erste Maßnahme die Schreibrechte entzogen“ zu haben. Sie werde wohl von der Telegram-Gruppe ausgeschlossen werden, schrieb er seinerzeit.

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Bei der Demo am 27. Dezember distanzierte sich Garcia Diaz schließlich vor hunderten Teilnehmern von möglichen Versuchen der rechtsextremen Szene, den Mülheimer Protest zu unterwandern. Extremisten weder von rechts noch von links seien willkommen, hatte Garcia Diaz da gesagt. (sto)