Mülheim. Mülheimer Zwillingsschwestern, zwei Matrosen: Die Doppelhochzeit schlug vor 50 Jahren Wellen. 1999 zitterten die Paare in einem Jahrhundertsturm.
Bei diesem Quartett hat es einfach gepasst. Vor genau 50 Jahren traten die Mülheimer Zwillingsschwestern Monika und Elfi Zimakowski mit zwei jungen Marinematrosen vor den Traualtar: Heinz-Herbert Donsbach und Manfred Burkhardt.
Die Bräute trugen bei der Doppelhochzeit weiße Kleider, die Bräutigame weiße Ausgehuniformen, Bärte und lange Koteletten. Vor der Johanniskirche an der Aktienstraße mussten sie am 22. Januar 1972 ein dickes Seemannstau zerschneiden - Elfi gelang dies erst mit einem zweiten, schärferen Messer. Inzwischen sind sie alle Großeltern, reif für die Goldene Hochzeit und immer noch unzertrennlich.
Zeitungen berichteten 1972 über die Mülheimer Matrosen-Doppelhochzeit
Enkelin Sofia Donsbach hat sich anlässlich der Goldhochzeit ins Mülheimer Stadtarchiv begeben und tatsächlich etwas gefunden: vergilbte Ausschnitte der Lokalzeitungen, die vor einem halben Jahrhundert über die ungewöhnliche Matrosenhochzeit berichteten. Alle Vier haben übrigens im jugendlichen Alter von 20 Jahren geheiratet.
Die Jungs kannten sich aus dem Handballverein, haben auch Fußball miteinander gespielt. Beide gingen bei Mannesmann in die Lehre: Heinz-Herbert Donsbach wurde Dreher, Manfred Burkhardt lernte Elektriker.
Beide Jungs wollten als Wehrpflichtige zur Marine
Als der Wehrdienst anstand, wollten beide unbedingt zur Marine. „Weil die Uniformen so schön waren“, sagt Donsbach, nur halb im Ernst. Eingesetzt war er schließlich beim Amphibischen Transportbataillon in Emden, sein Freund Manfred auf dem Zerstörer „Hamburg“. Jedenfalls hätten sie ihre Entscheidung, als Matrosen zu dienen, nicht bereut.
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Die eineiigen Zwillingsschwestern Monika und Elfi Zimakowski machten derweil Ausbildungen zu Verkäuferinnen. Schon als Kinder, mit neun oder zehn Jahren, waren sie mit ihrer Familie nach Dümpten gezogen, an die Stettiner Straße. Zufällig wohnte auch Heinz-Herbert dort, der seine spätere Ehefrau Monika daher zunächst als Spielkameradin kennenlernte, bevor sie sich verliebten.
„Kannst du haben. Es gibt noch eine davon“
Offenbar hat er auch die zweite Verbindung angebahnt - so jedenfalls die Anekdote, die alle Vier gerne erzählen. Im Jugoslawien-Urlaub, einer Jungstour, habe Heinz-Herbert Donsbach ein Foto seiner Freundin Monika gezeigt. Manfred sei gleich angetan gewesen - „eine nette Frau“. Folgende Antwort, unter Männern, ist überliefert: „Kannst du haben. Es gibt noch eine davon.“ So oder ähnlich kam der Freund dann mit Elfi zusammen.
Seit der Doppelhochzeit im Matrosen-Look ist viel Wasser die Ruhr hinunter geflossen, und die beiden Paare - jetzt zu einer Familie gehörend - haben viel Zeit miteinander verbracht. Donsbachs sind Mitte der 80er Jahre nach Eppinghofen gezogen, Burkhardts wohnen in Speldorf. „Wir sind immer zusammen in Urlaub gefahren.“ Sie tun es bis heute.
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27 Jahre lang hätten sie gemeinsam Camping gemacht, erzählen die Paare - ihre Wohnwagen standen in der Nähe von Xanten am Niederrhein. Etliche Winterreisen haben sie unternommen, allein 30 Mal Skiurlaub in Saas-Fee.
Im Jahrhundertsturm gemeinsam in den Schweizer Bergen gezittert
Gemeinsam gebangt und gezittert hätten sie im Dezember 1999, erinnert sich Heinz-Herbert Donsbach: „Als wir bei dem Jahrhundertsturm in Saas-Fee auf dem Berg waren, das war eine sehr gefährliche Sache. Wir mussten ganz alleine den Weg nach unten machen und wurden auch noch von einer Lawine in unmittelbarer Nähe überrascht. . .“ In den Sommern führten Motorradtouren die Ehepaare bis in die Schweiz - klassisch: Die Männer am Lenker, die Zwillingsschwestern als Sozias. Zuletzt haben sie Silvester 2021/2022 gemeinsam gefeiert, am Edersee.
Goldhochzeitsfeier wegen Corona verschoben
Die Ehepaare haben jeweils einen Sohn. Zwei Enkelinnen gibt es bei Familie Donsbach, einen Enkel bei den Burkhardts.
Durch die Pandemie fühlen sich die 70-Jährigen nicht besonders eingeschränkt, sagen sie. Zumal sie am liebsten draußen unterwegs sind, häufig Fahrradtouren unternehmen.
Nur die große Feier zur doppelten Goldhochzeit muss wegen Corona auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Und so oft wie möglich geht das Quartett auf Fahrradtour. Ihre bevorzugte Strecke führt durch den Speldorfer Wald zum Entenfang: „Wir treffen uns dort an der Bude, zu Würstchen und Bier.“ Ab Februar sieht man die Donsbachs und Burkhardts dort wieder. Momentan macht der Kiosk Winterpause.