Mülheim. Der Mülheimer Bürgerradweg an der Zeppelinstraße kommt offenbar deutlich früher als geplant. In dieser Woche sind die Vorbereitungen gestartet.

Wenig ohrenschmeichelnd meißelt ein Bagger im Stakkato die Betonfundamente rund um die Leitungsmasten und den verdichteten Schotter auf. Bagger und Lader transportieren Beton, Erde und Schotter in nahe Container. Alte Gleise, Schwellen und Masten lagern an den Rändern der ehemaligen Straßenbahntrasse an der Zeppelinstraße. Denn hier – zwischen Flughafen und Hauptfriedhof – soll der neue Bürgerradweg entstehen.

Und zwar wohl schneller als zunächst erwartet: Vermutlich bereits in diesem Jahr soll mit der Herstellung der rund zwei Kilometer langen Fahrrad- und Fußgängerverbindung begonnen werden, teilt Roland Jansen vom Tiefbauamt mit. Die Stadt hat die Planung der Strecke im Auftrag von Straßen.NRW übernommen, denn das Land ist auch für die Landesstraße „Zeppelinstraße“ zuständig.

NRW finanziert den Umbau entlang der Landesstraße

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Das Land muss dies auch finanzieren - so viel Klarheit besteht nach zehn Jahren Diskussion, also seit der umstrittenen Stilllegung dieses Teils der Straßenbahnlinie 104 im Jahr 2012. Das Kappen der Straßenbahn war hochumstritten, mancher sah damit gar das Ende des Mülheimer Flughafens besiegelt.

Doch die damals offenbar geringen Fahrgastzahlen von rund 1000 Personen am Tag und fehlende Mittel von geschätzten fünf bis sieben Millionen Euro für eine Sanierung der Gleisanlagen und Fahrleitungen führten dazu, dass die damalige Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) und heutige Ruhrbahn der Bahn den Saft abdrehte und auf kurzfristig günstigeren Busverkehr umstellte.

Das Kappen der Straßenbahnlinie 104 war hochumstritten

Schrauben locker: Sergej Bittner demontiert zügig die Gleise von den Bahnschwellen. Am Freitagmittag ist man mit der Demontage fast bis zur Windmühlenstraße gekommen.
Schrauben locker: Sergej Bittner demontiert zügig die Gleise von den Bahnschwellen. Am Freitagmittag ist man mit der Demontage fast bis zur Windmühlenstraße gekommen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Seitdem wuchs nicht nur sprichwörtlich Gras über die Sache. Dabei hatte die Aufsichtsbehörde 2012 sogar eine unverzügliche Streckensanierung verlangt. Andernfalls würden angeblich Rückzahlungen an das Land für geflossene Fördermittel fällig. Mit Kritik sparten auch Teile der Politik nicht: 2013 forderten die Mülheimer Bürgerinitiativen (MBI) in einem Antrag, „dieser Streckenabschnitt ist unverzüglich so zu sanieren, dass die Wiederinbetriebnahme bald geschehen kann“. Aus heutiger Perspektive des Klimawandels und eines sich entwickelnden Flughafen-Geländes mag mancher dies als prophetisch bezeichnen. Damals jedoch schien ein Ende des Flughafens gewiss.

2015 kam deshalb die Idee eines Bürgerradweges in die Debatte um die vor sich hin vegetierende Trasse. Es fehlte allerdings das Geld für den Umbau und auch die barrierefreie Gestaltung der Bushaltestellen. Die Bezirksregierung hatte letzteres zur Bedingung gemacht, um die damalige MVG aus der Betriebspflicht für den Flughafen-Ast zu entlassen.

Umbau soll 1,816 Millionen Euro kosten

Doch die Sache zog sich über sechs Jahre weiter hin. Sogar noch vor einem Jahr warteten Stadt und Ruhrbahn auf Mittel aus einem Landestopf, über die 2022 entschieden werden sollte. Daher hatte die Stadt auch erst im kommenden Jahr mit dem Beginn des Streckenbaus für den Bürgerradweg gerechnet.

Radweg mit regionaler Bedeutung

Eine wesentlich bessere Anbindungen mit dem Rad an den Essener Westen und Süden erhofft sich Mülheim vom Bürgerradweg. Er könne sogar eine hohe regionale Bedeutung erhalten, wenn er schnell und sicher über die Kaiserstraße bis an den Radschnellweg angebunden würde.

Allerdings ist genau diese wichtige Anbindung für den Radverkehr zum RS1 und auch zum Hauptbahnhof noch in der Planung.

Nun endlich stehen die Zeichen nach rund zehn Jahren auf volle Fahrt. Die Kosten für den Umbau hat die Stadt bereits ermittelt: 1,816 Millionen Euro kostet insgesamt die Herrichtung des Rad-Gehwegs und der barrierefreien Gestaltung der Haltestellen.

Schon seit Wochenbeginn ist die Firma Becker-Bahnbau aus Voerde am Start. Bagger haben das vormals mannshoch gewachsene Gestrüpp auf der Trasse auf Fußnagelhöhe heruntergeschnitten. Arbeiter in orange-farbener Sicherheitskleidung schrauben die schweren Gleise der einstigen Straßenbahnstrecke los. Bis zur Windmühlenstraße ist man damit bereits gekommen – einen Monat werde es wohl für die gesamte Strecke dauern, schätzt ein Arbeiter. Stadtplaner Jansen geht von bis zu acht Wochen für den Abriss aus.

Wann die Mülheimerinnen und Mülheimer auf dem Bürgerradweg und damit ohne große Störung durch den Autoverkehr unterwegs sein können? Das – so Roland Jansen – hänge auch davon ab, wie schnell der Ausbau der acht Bushaltestellen vorangehen wird.